Archiv
- Fotos: Dietmar Kelkel

STEINAU a.d.S. "Schloachddoach im Höfje"

Heiterer Babbelabend in der Katharinenkirche

21.11.15 - Seit nunmehr 20 Jahren erzählen Steinauer Urgesteine am Babbelabend vor „Kathrein“ Anekdoten in der „Schdaänerer Modderschbroach“ (Steinauer Muttersprache). Der Abend hatte die Steinauer bis vor wenigen Jahren auf den Katharinenmarkt eingestimmt. Doch der Markt sei gehalten, nur das verregnete Katharinenmarkt-Wetter sei geblieben, betonte Hans Joachim Knobeloch, Vorsitzender des Geschichtsvereins, der sich für die Pflege der Mundart und die Erhaltung des Steinauer Dialekts einsetzt.

Da musste Bürgermeister Malte Jörg Uffeln noch einmal die Schulbank beim „Schbroachönnerichd“ (Sprachunterricht) mit Udo Pauli drücken. „Schäeuerdoor“ (Scheunentor) ist, wenn man es richtig ausspricht, kein „E“ und kein „Ä“, sondern ein Nasallaut, den man trifft oder auch nicht. Uffeln hatte den Steinauer Dialekt nicht so richtig drauf. Aber für seine Bemühungen hat ihm der strenge Dorflehrer Udo Pauli zumindest eine drei bis vier gegeben. Und kaum zu glauben, ins Fettnäpfchen ist Uffeln nicht getreten, wie er vorher befürchtet hatte. Den „Göcker“ (Haushahn) hat er aber souverän in Verbindung mit den Hühnern gebracht.Glückwunsch.

„Zwooschbroachisch aufgewoaschse“ (zweisprachich aufgewachsen) ist Lilo Magersuppe. Die Puppenspielerin war in ihrer Kindheit oft im Blauen Eck bei der „Goda“, litt nach der Einschulung an der seltenen Krankheit der Auslautverhärtung. „D“ und „T“ und „B“ und „P“ waren orthografisch gesehen lange ein Buch mit sieben Siegeln für die 60-jährige Künstlerin. Gerda Frischkorn und Marieluise Noll hechelten mal nicht die Leute durch, sondern erzählten aus dem eigenen Leben und der rastlosen Rentnerzeit „Ezz seu mer in Rente“. So ganz ohne Geschwätz ging es natürlich nicht. Dafür sorgten Koni Merz und Heinrich Müller mit „Ei guhde wie? - on e wengk Schdaänerer Geschwäzz“. Und Elfriede Kreß aus Bellings machte allen jungen Frauen klar: „Wehr ned heiroad, grichd kaa Kenn!“.

Der Marjoßer Peter Ommert erzählte „Es Märche vom Niggeloas, de Zwerche onn de Hexe“. Da wurden Märchen Wirklichkeit. Moderator Heinrich Müller machte sich für den „Mundoard-Mitmachönnerrichd“ stark. Herbert Frischkorn huldigte das Amtsdeutsch anno 1867, als anderthalb Din-A-4-Seiten Verordnungen noch reichten, um an die Wasserversorgung in der Stadt angeschlossen zu werden. Von ihrem „Kaamf med onsene Goardeabfäll“ berichteten Fritz Rüttger und Peter Mützel. Dass Mundart ein wichtiger Bestandteil der Heimatgeschichte ist, bewiesen Brigitte Adrian und Hans Joachim Knobeloch in ihren Beiträgen auf hervorragende Art und Weise. Brigitte Adrian erzählte, „woas mer äls Keänn hoo schaffe mussde“. Knobeloch ließ den „Schloachddoach im Höfje“ Revue passieren.

Brigitte Adrian erinnerte sich ganz genau daran, dass im Januar im Bellinger Berg Holz gemacht wurde. Im März wurde dann das Ferkelchen geholt, auf dem Acker die Steine abgelesen und im Frühjahr die Kartoffeln gesteckt. Wenn im Sommer Heu gemacht wurde, war es nicht immer einfach, über die holprigen Wege zu fahren, ohne dass der Wagen umkippte. „Für`s Leben haben mir die Arbeiten ganz bestimmt nicht geschadet“, so Brigitte Adrian.

Bis ins kleinste Detail erzählte Knobeloch von seinen Kindheitserlebnissen bei der Hausschlachtung. „Die Säeu woarn aach vill vill schwerer äls häeüd, ömmer öm die drei Zendner hoa die frühr ähnsel gewooche onn hadde nadürlich en murds Schbegg gehoad. Zu derre Zeiid wur nooch off en schöne Schbegg on vill Fedd grosse Werd geleechd. – Nied wie häeud, wu jed Fedzelje Fedd ewecgg geschniede würd onn alles räechd moacher sei muss.“ Am Schlachttag hieß es dann: „Wann die Sau oam Hoake hengkd, würd erschd änner eigeschengd.
Die gaans Ärwed hoad sich joa all im Hof oageschbield, onn doas öfdersch bei grosser Käll – also mussd aach öfdersch emaol eigeheizd werrn.“

Von der Hausmacher Wurst schwärmt Knobeloch noch heute. „Griewe geschniede, Fläesch gemoale, Wuurschtdaich gemoachd onn in die Würschddärm gefülld – alles wur in de Köche gmoachd. Für de Schwoardemoache wur e Purdsion Fläesch durch die Fläeschmaschine gedrehd on oogesalze. Zuerschd wurrn äwer die Serweloadwürschd gefölld. Für die hoad mer ömmer e paor Pund Rind dezugekaafd. Denoach wur es Fülsel für de Schwoardemoache, die Lewer- on die Bludwuurschd gewürzd.“ Den Babbelabend umrahmten die Sänger Jürgen Brand (Akkordeon), Horst Buß (Gitarre), Peter Dernesch, Richard Galle, Georg Lotz und Hans-Wolfgang Schmidt mit dem Steinau-Lied, dem Steinaubach-Song und „Kein schöner Land“. (Dietmar Kelkel) +++

 


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön