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27.06.08 - Fladungen

"Rhönmuseum neue Zukunft geben" - Neukonzipierung des Traditionshauses

FLADUNGEN: „Dem Rhönmuseum eine neue Zukunft geben, ihm die Bedeutung geben, die es früher einmal hatte und die es verdient hat“, so beschrieb Landrat Thomas Habermann in seiner Eigenschaft als 1. Vorsitzender des Rhönmuseumsvereins das Ziel der Neukonzipierung des Traditionshauses, die im Blickpunkt der diesjährigen Mitgliederversammlung im Fladunger Rathauskeller stand.

In Fachkreisen ist die Bedeutung des Rhönmuseums unbestritten, doch bei der breiten Masse ist seit den 1990er Jahren das Interesse rapide zurückgegangen. Noch in den 1980er Jahren war das Museum Anlaufpunkt für viele Besucher, 1982 zählte man zum Beispiel noch 35.000 Gäste. Als Museum für die ganze Rhön war die Einrichtung zu Grenzzeiten besonders gefragt. Mit der deutschen Wiedervereinigung und auch mit der Eröffnung des Fränkischen Freilandmuseums wurde ein neues Kapitel in der Geschichte des Hauses aufgeschlagen. Die Besucherzahlen gingen kontinuierlich zurück, der Tiefpunkt war 2006 erreicht, in dem Jahr waren es gerade noch 2.386 Museumsgäste. Nicht nur die Touristen fehlen, sondern auch die einheimischen Besucher.

Mit der Umgestaltung des Museums, neuen Präsentationsformen und Aspekten moderner Museumspädagogik soll das Rhönmuseum wieder auf Kurs gebracht werden, wobei man in gewisser Weise auch Zugeständnisse an den Zeitgeist machen muss, wie Landrat Habermann erklärte. „Wir müssen das Museum der Öffentlichkeit wieder in ansprechender Form zugänglich machen“, so der Landkreischef, denn dies sei man auch denen, die das Museum aufgebaut haben. schuldig. Der Landrat machte auch deutlich, dass dies nicht von heute auf morgen geschehen könne, sondern dass sich das Projekt auf einen längeren Zeitraum erstrecken werde.

Habermann stellte klar, dass das in Auftrag gegebene Gutachten und das Konzept zur Umgestaltung und Neuordnung des Museums wichtige Mittel sind, um übergeordnete Stellen, wie den Bezirk und den Freistaat Bayern ins Boot zu holen. „Wir brauchen Mitspieler, alleine sind wir zu schwach“, so Habermann, der auch anführte, dass gefordert ist gute Überzeugungsarbeit zu leisten, damit letztlich auch die Politik nicht ablehnen könne.

Ohne Umschweife sagte der Vorsitzende auch gerade heraus, dass der Verein auf Dauer das Museum nicht mehr alleine tragen könne. Was die Trägerschaft betrifft, müsse man nach einer neuen Lösung suchen, der Verein sollte aber weiter als fördernde Institution bestehen bleiben.

Dr. Bettina Keß und Susanne Götz M.A. von der Agentur „Kulturplan“ hatten im vergangenen Jahr eine Bestandsaufnahme des Museums vorgenommen, wobei neben der Sammlung unter anderem auch das Gebäude mit seinen Räumlichkeiten, die Infrastruktur, das Betriebssystem, die didaktische Aufbereitung der Sammlung, die Personalausstattung und auch die gegebenen Arbeitsbedingungen unter die Lupe genommen wurden. Es wurde eine Besucherbefragung durchgeführt, ein Gutachten erstellt und viele Ideen für ein umfassendes Neukonzept erarbeitet, um das Museum „fit für die Zukunft zu machen“, wie Keß es formulierte. Zur Versammlung stellten sie einige Teilbereiche vor. Kein einfaches Unterfangen für die Planerin, da zwischenzeitlich die im Haus vorhandene Technik versagte und sie die Präsentation ohne Anschauungsmaterial vornehmen musste.

Keß sprach dem Museum mit seiner umfangreichen kulturhistorischen Sammlung „sehr viel Potenzial“ zu, ergeben sich doch viele Themengebiete, die präsentiert werden können. Das große Gebäude ist einerseits Schwachpunkt aufgrund der Sanierungsbedürftigkeit andererseits ist das schmucke Amtshaus mit seiner Historie auch wieder ein Pluspunkt für das Museum. Positiv bewertete Keß zudem die Besucherfreundlichkeit, die im Rhönmuseum besonders großgeschrieben werde. „Die Besucher, die kommen, sind auch zufrieden“, sagte Keß mit Blick auf die Ergebnisse der Besucherbefragung. Wie Keß erläuterte, gehören vor allem Menschen mittleren Alters und die sog. „jungen Alten“ zur Hauptgruppe der Besucher. Kaum Interesse findet sich hingegen bei den Kindern, Jugendlichen und den jungen Familien.

Die Infrastruktur ist nicht ausreichend, unter anderem im Punkto Barrierefreiheit. Ein Aufzug, damit auch Gehbehinderte und ältere Menschen das mehrstöckige Gebäude besuchen können, ist unbedingt vonnöten, wie die beiden Planerinnen bekräftigten.

Das Museum brauche ein klares Profil in der Museums- und Kulturlandschaft, müsse für die Besucher aller Altersschichten attraktiv sein, gute Arbeitsbedingungen für das Personal bieten und zudem unter dem konservatorischen Gesichtspunkt optimale Gegebenheiten für die Exponate bieten.

Das Team von „Kulturplan“ stellt sich das Museum, das sich zur zentralen Info-Stelle für die gesamte Rhön etablieren sollte, unter dem Leitgedanken „Rhön-Museum – Museum der Rhön-Geschichte(n)“ vor, das neben der Historie auch Raum für den narrativen Aspekt gibt. Es gelte Tradition und Moderne zu verknüpfen, wobei das Museum unbedingt den Charakter des Traditionshauses beibehalten sollte. „Man sollte mit der Tradition wuchern“, so Keß, die zum Ausdruck brachte, dass Tradition und Moderne nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen, sondern sich ergänzen können.

Bislang lag der Schwerpunkt des Museums auf dem Sammlungsaspekt. Die Planerinnen schlagen vor, das Haus als Themen- und Sammlungsmuseum zu konzipieren, wobei auch die Räumlichkeiten in anderer Weise genutzt werden sollten als bisher.

Die Planung sieht vor, den ursprünglichen Eingang des Museums wieder zu aktivieren, den jetzigen Kassenbereich als Multifunktionsraum zu nutzen, die Bücherei mit ihrem umfangreichen Bestand der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und weitere Räumlichkeiten im Erdgeschoss für Sonderausstellungen zu nutzen. Im Erdgeschoss sollte sich außerdem eine Informationsstelle sowie jegliche Infrastruktur finden.

Der Rundgang durch das Museum beginnt dann im ersten Obergeschoss, wo verschiedene Themenkomplexe in Erlebnisräumen dargestellt werden könnten, zum Beispiel der Kulturraum Rhön, die touristische Erschließung der Rhön und das Themengebiet Leben Stadt – Dorf. Im zweiten Stock wäre Platz für die speziellen Interessensgebiete, wie Rhöner Schnitzkunst und die verschiedenen Sammlungen, wie die Keramiksammlung. Das dritte Obergeschoss bietet sich als Depot an, eventuell könnten auch noch wechselnde Ausstellungen stattfinden.

Die vorgestellten Planungsbereiche stießen in der Versammlung auf geteilte Meinung. Hermann Leicht, Rektor der Grundschule Nordheim, stellte heraus, dass das Museum lebendiger werden müsse. Das „Erleben“ sei wichtig, insbesondere auch um die Kinder und Jugendlichen anzusprechen, wie er aus der Erfahrung mit seinen Schulklassen zu berichten wusste. Leichts Forderung, dass in dem Konzept auch Möglichkeiten zum Aufenthalt und Verweilen, wie zum Beispiel die Einrichtung von Sitzgelegenheiten, aufgenommen werden sollten, pflichteten auch viele Mitglieder und der Vorsitzende Habermann, der die Begriffe „Aktivität, Interaktivität und Aufenthalt“ als wichtige Gesichtspunkte nannte, bei.

Der ehemalige Museumsleiter Albrecht Wald sah noch „viel Erklärungsbedarf“ und meldete seine Bedenken an. „Für mich ist ein Museum ein Ort der Begegnung mit den Originalen“, so Wald, der vor allzu viel „Aktionismus“ warnte und seine Befürchtung darüber zum Ausdruck brachte, die große Schausammlung könnte künftig in den Hintergrund gedrängt werden.

„Wir wollen keine reine virtuelle Inszenierung“, wollte Bettina Keß klargestellt wissen. Sie bedauerte, dass in der Kürze ihrer Konzept-Präsentation womöglich ein falscher Eindruck entstanden sein könnte. Sie legte deshalb allen Interessierten ans Herz, sich die umfassende Studie, die in gedruckter Form und als CD dem Verein vorliegt, einmal in Ruhe zu Gemüte zu führen.

Was die Umsetzung der Vorschläge angeht, ist man zunächst auch von den baulichen Entwicklungen im Gebäude abhängig, die sich im Zuge der geplanten Sanierung des Rathauses ergeben. Wie Landrat Habermann anführte, steht man deshalb in engem Dialog mit der Stadt Fladungen. Voraussichtlich im November soll zur Neuordnung des Rhönmuseums noch einmal eine Mitgliederversammlung einberufen werden. +++

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