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Keltische Harfen verzaubern mit einem besonders schönen Klangvolumen. - Fotos: Stefanie Harth

HAUNETAL Eintauchen in himmlische Klangwelten

Albrecht NÜCHTER aus Kruspis fertigt Harfen in Handarbeit

28.01.16 - Geisterhaft aufsteigende Nebelschwaden verleihen dem düsteren Loch ein mystisches Antlitz. Ein auffrischender Wind fegt über die saftig grünen Wiesen hinweg. Ein einsamer Wanderer bahnt sich seinen Weg durch das purpurne Hochmoor. Steil ragen die Berge mit ihren wolkenverhangenen Gipfeln empor. Weit unten branden die Wellen an die schroffen Felsen. So weit das Auge reicht: raue Natur und endlose Weiten. So klischeehaft es auch klingen mag: aber wenn Claudia Uecker auf ihrer Harfe eine Melodie aus dem Leinwandepos „Braveheart“ anstimmt, fühlt sich der Zuhörer unweigerlich in die schottischen Highlands, in eine sagenumwobene Welt versetzt.

Albrecht Nüchter fertigt in seiner hauseigenen Werkstatt in Haunetal-Kruspis keltische ...

Dabei hat sie die Qual der Wahl, welchem der Saiteninstrumente, die einen Ehrenplatz im Wohnzimmer erhalten haben, sie engelsgleiche, ja überirdisch anmutende Töne entlockt. Zudem wollen die noch „jungfräulichen“ keltischen Harfen, die Claudia Ueckers Ehemann in seiner hauseigenen Werkstatt in Haunetal-Kruspis in Handarbeit fertigt, eingespielt werden. „Ich habe in den letzten 26 Jahren einige 100 Harfen gebaut“, erläutert Albrecht Nüchter. Alles begann, als er Anfang der 80er Jahre eine Schallplatte des französischen Harfinisten Alan Stivell hörte. „Das war meine Inspiration: mein größter Wunsch war es, mir eine kleine gälische Harfe zuzulegen.“ Kein leichtes Unterfangen: konnte in Deutschland doch meist nur deren große Schwester, die Konzertharfe, bezogen werden. Schließlich orderte er sich das Instrument, das eng mit der keltischen Tradition verknüpft ist, in der Bretagne und nahm Unterricht bei Christoph Pampuch in Kassel.

Claudia Uecker entlockt dem Saiteninstrument engelsgleiche, ja überirdisch anmutende ...

„Ein paar Jahre später meinte Christoph zu mir, dass ich eine größere Harfe benötigte, weil das mögliche Spektrum nicht mehr ausreichte“, erzählt Albrecht Nüchter. „Also habe ich mir diverse Harfen angeschaut und kurzerhand mein eigenes Modell kreiert.“ Seine Schreinerausbildung sei ihm dabei zugute gekommen. Das Resultat konnte sich sehen lassen: Nüchters Harfenlehrer war von dessen Erstlingswerk so begeistert, dass er gleich zwei Exemplare in Auftrag gab und diese bei Konzerten und Harfentreffen präsentierte. Das „Geschäftsmodell“ entwickelte sich zum Selbstläufer. „Mittlerweile widme ich mich voll und ganz dem Bau der exklusiven Zupfinstrumente“, betont der Haunetaler, dessen Kunden vorrangig aus dem deutschsprachigem Raum stammen. Wobei: eine seiner Harfen schaffte es bis Gibraltar, eine andere wanderte gar nach Neuseeland aus. Sogar in Klöstern erschallen die Engelsklänge aus Kruspis.

„Die keltische Musik erlebt seit rund drei Jahrzehnten eine Renaissance“, berichtet der gebürtige Steinauer. „Viele Mittelalter-Fans wissen die keltische Harfe zu schätzen. Darüberhinaus werden die Instrumente auch erfolgreich bei der Musiktherapie eingesetzt.“ Konkurrenz hat der waldhessische Harfenbauer kaum zu befürchten – und in der Region schon gar nicht: Deutschlandweit gibt es schätzungsweise vielleicht zehn bis zwölf Kollegen.

Aus eigener Erfahrung weiß das Ehepaar, dass sich keltische Harfen als perfekte Einstiegsmodelle ...

Für die Fertigung einer Standard-Harfe benötigt Albrecht Nüchter etwa drei Wochen; für Nachbildungen von historischen Zupfinstrumenten logischerweise etwas länger. „Ich baue nur auf Bestellung“, sagt er. „Jede Harfe ist ein Einzelstück, die ganz nach den (Sonder-)Wünschen des jeweiligen Kunden hergestellt wird.“ Der Harfenbauer legt größten Wert darauf, dass überwiegend Hölzer aus der Region zum Einsatz kommen. In erster Linie greift er zu Ahorn, Kirsche, Ulme oder Nussbaum. Seine Harfen bestehen zu 90 Prozent aus Massivholz, das geölt, gewachst oder mit Schell-Lack poliert wird. „Die Vollholzbauweise unterscheidet ein handgemachtes von einem industriell gefertigten Instrument, wo hauptsächlich auf Sperrholz gesetzt wird“, erklärt der Experte. Bei Fabrikinstrumenten falle das Gewicht erheblich höher aus, und auch der Klang leide aufgrund des kreuzverleimten Sperrholzes. „Man spielt rein, und es kommt wenig raus.“

Der Harfenbauer legt größten Wert darauf, dass überwiegend Hölzer aus der Region ...

Apropos Klangfülle: Die kleinste im Atelier für keltische Harfen erschaffene Ausführung ist 70 Zentimeter hoch, wartet mit 22 Saiten auf und erlaubt es, drei Oktaven zu spielen. Das mächtigste Unikat – die Fiona-Harfe, die circa zwölf Kilo wiegt – bringt es auf stolze 140 Zentimeter, 36 Saiten und fünf Oktaven. „Ein Vorteil der keltischen Harfen gegenüber den Konzertinstrumenten liegt beispielsweise darin, dass sie aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichtes leichter zu transportieren sind“, betont Claudia Uecker, die für die Oberflächenbehandlung, das Bespannen, das Einspielen und die Verwaltungsarbeit zuständig ist. „Meiner Meinung nach trumpfen kleinere Harfen mit einem besonders schönen Klangvolumen auf – und sind erheblich günstiger als ihre großen Schwestern.“

Aus eigener Erfahrung weiß das Ehepaar, dass sich keltische Harfen als perfekte Einstiegsmodelle entpuppen. „Man spielt schlichte Melodien, die verzaubern“, sind sich die beiden einig. Engelsklänge, die fortan auch bei Dunkelheit sowohl Musiker als auch Zuhörerschaft in faszinierende, himmlische Welten eintauchen lassen. Mit ihrer neuesten Erfindung, einer abnehmbaren Lichtleiste, die am Harfenhals eingesetzt werden kann, beweisen Claudia Uecker und Albrecht Nüchter Auge fürs Detail. Was für ein Lichtblick. Mehr Informationen über das Atelier für keltische Harfen in Haunetal-Kruspis können auf www.nuechter-harfen.de abgerufen werden. (Stefanie Harth) +++


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