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Franz-Josef DIETZ hat 3.900 Schnapsflaschen - getrunken wird aber nur AHA
11.02.16 - Raus aus der Kälte, rein ins Warme: Während draußen Sturm und Regen wüten, hat Franz-Josef Dietz es sich in seinem Gartenhaus gemütlich gemacht. Aus dem kleinen Heizlüfter in der Ecke strömt warme Luft, der CD-Player spielt Schlager. Der 80-jährige Hünfelder steht hinter einer Theke und lässt den Blick durch den Raum gleiten. Was er sieht, macht ihn stolz. Denn auf den unzähligen Regalen, die er an die Wände gehängt hat, reihen sich seine Schätze in tausendfacher Ausgabe: kleine Schnapsflaschen.
3.900 waren es, als Dietz vor zwei Jahren zum letzten Mal gezählt hat. „Inzwischen hab ich es aufgegeben“, sagt er und lacht. Seit 40 Jahren sammelt der 80-Jährige die kleinen Schnapsflaschen und ist immer wieder erstaunt darüber, was sich die Hersteller Neues einfallen lassen: Rund, eckig, ganz verrückt, traditionell – in den Dietz‘ Regalen gibt es so gut wie nichts, was man nicht entdecken kann. Hier eine Flasche in Fernglasform, dort ein Fliegenpilz, daneben eine der kleinsten Flaschen, die Dietz besitzt: ein Whisky, der nicht viel größer ist als sein Fingernagel.
Und zwischendrin: immer wieder ein Hünfelder AHA-Fläschchen. Den Schnaps trinkt Dietz am liebsten. Gleich neben der Tür hat er deswegen auch eine kleine Ecke eingerichtet, in die nur AHA-Schnäpse dürfen. Ganz sicher ist sich der 80-Jährige nicht, aber vermutlich war es einer dieser Schnäpse aus der Region, mit dem seine Sammlung angefangen hat.
40 Jahre ist das her: „Damals sollte ich aus gesundheitlichen Gründen keinen Alkohol trinken“, erinnert sich Dietz. Als Stadtverordneter musste er jedoch gerade in der Faschingszeit viele Veranstaltungen besuchen, auf denen ein Kurzer gereicht wurde. „Und bevor ich die ablehne, hab ich mir einfach gedacht, dass ich sie ja sammeln könnte.“ So hat alles angefangen. Inzwischen ist Dietz‘ Schnapssammlung aber so bekannt, dass er aus jedem Urlaub und von überall auf der Welt Fläschchen mitgebracht bekommt. Amerika, Frankreich, Griechenland – die Auswahl ist groß. Die teuerste Flasche kommt wahrscheinlich aus England, glaubt der 80-Jährige: ein Whisky.
Besonders stolz ist er aber nicht auf seine teuersten, sondern auf seine außergewöhnlichsten Schätze: Zum Beispiel die Flasche in Form einer Waschmaschine. Vielleicht ja, weil das Gartenhaus, in dem sich Dietz‘ Sammlung befindet, früher einmal die Waschküche gewesen ist. „Als wir uns dann eine Waschmaschine zugelegt haben, wurde aus dem Raum eine Rumpelkammer.“ Irgendwann sei seine Frau dann auf die Idee gekommen, so etwas wie einen Partyraum daraus zu machen. Und das ließ sich Dietz nicht zweimal sagen. Raus mit dem Gerümpel, rein mit Schnapsflaschen, Diskolicht und Theke. „Wenn ich hier die Tür offenstehen habe, kommt auch immer jemand vorbei.“
Und gibt’s dann auch einen Schnaps aufs Haus? „Es dürfen nur die getrunken werden, die ich doppelt hab!“, sagt Dietz und zeigt auf eine Kiste, die unter dem Tisch steht. Die anderen Flaschen bleiben zu – und werden gehütet. Erst einmal sei eine Flasche zu Bruch gegangen, „das hat mir gar nicht gefallen.“ Und Leute, die sich nicht benehmen können, ließe der Hünfelder erst gar nicht in sein kleines Museum im Gartenhaus. „Aber selbst, wenn ich hier Geburtstag feiere und der Raum proppenvoll ist, ist noch nie etwas passiert.“
Im Gegenteil: Meist würden seine Gäste die Sammlung sogar noch erweitern: „Zum Beispiel hab ich einen Bekannten, der mir aus Haushaltsauflösungen immer ein paar Flaschen mitbringt.“ Mittlerweile müsse er die Regalreihen sogar erweitern, sagt Dietz. Denn Präsentation sei alles. Bestimmt gäbe es irgendwo jemanden, der mehr Flaschen habe als er, „aber so schön präsentiert hat sie sicher niemand!“ (Suria Reiche) +++