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REGION NACHGEDACHT 164

Fleischfasten ist nicht religiös? ....Gedanken von Christina LEINWEBER

ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestu-dium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hatte dann ihr erstes Staatsexamen in der Tasche, bestand nach einjähriger Refendarzeit in Lauterbach auch das zweite Staatsexamen und ist seit Beginn des Schuljahres 2015/2016 Lehrerin an einer Fuldaer Mädchenschule. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 164 Wochen) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

28.02.16 - Der Sonntag - Ich könnte eine Ode an ihn schreiben, weil er mich so entspannen lässt, weil das Frühstück an diesem Tag am besten schmeckt und niemand in meinem Umfeld auf die Idee kommt, zu arbeiten. Ein Tag erfüllt von Entspannung. Er ist mein Ruhepol der Woche und ich halte ihn hoch, nicht nur aber, auch weil er in meinem Glauben der wichtigste Tag der Woche ist.

Nur aktuell habe ich den Sonntag weniger gern, denn strickt genommen dürfte ich heute mein Fasten brechen. Denn man rechne mal nach: 40 Tage von Aschermittwoch bis Ostersonntag passt nicht. Die Sonntage gehören nicht dazu und man darf am "Tag des Herrn" das Fasten brechen.

Jetzt finde ich nur leider, dass Fasten mit Unterbrechung kein wirklicher Verzicht ist. Ich ziehe es lieber ohne Pause durch. Ich will am Ostersonntag ganz bewusst sagen: "Geschafft. Lange durchgehalten. Kein Fleisch. Mehr als 40 Tage.“ Warum ich gerade dies faste, weiß ich leider nur zu gut. Ein Doku-Film über Tierhaltung hat mir die Teewurst auf meinem Brot verbittert. Da konnte ich nicht einfach so weiter futtern, ohne Gewissensbisse.

Auch wenn in meinem Umfeld viele nicht begeistert von meinem momentan vegetarischen Leben sind, ich bin sehr glücklich darüber. Der Vorwurf, es sei nicht besonders religiös, Fleisch zu fasten, fand ich bisher am einfallsreichsten, um mich zum Fleischessen zu bewegen. Ganz einfach gekontert lauteten dann meine Worte: „Ich ehre den Schöpfer im Geschöpfe, wenn ich mich ganz bewusst dazu entscheide, die fleischliche Nahrung abzulehnen, die ethisch nicht korrekt gehalten und geschlachtet wurde.“

Nach der Fastenzeit möchte ich wieder Fleisch essen. Viel weniger, aber bedächtiger. Und meine größte Hoffnung für die nachösterliche Zeit ist, dass ich mich wirklich an meine neuen Vorsätze, die aus meiner fleischlosen Zeit entstanden sind, halten kann: nur Fleisch kaufen, dass unbedenklich gehalten und getötet wurde. Ich hoffe inständig, dass mich die Dumping-Preise im Supermarkt und der menschliche Geiz nicht mehr verleiten werden, das zu kaufen, was mich eigentlich so ärgert. (CHRISTINA LEINWEBER) +++


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