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Mit über 100 Besuchern erfuhr die Informationsveranstaltung über Moderhinke und Blauzungenkrankheit eine sehr gute Resonanz - Fotos: Dieter Graulich

HERBSTEIN "Klauen-Papst" informiert

Schrecken der Schafhalter: Moderhinke und Blauzungenkrankheit

11.03.16 - Moderhinke und Blauzungenkrankheit sind beides Krankheiten vor denen die Schafhalter sehr großen Respekt haben. Dies zeigte das große Interesse von über 100 Interessierten und Vogelsberger Schafhaltern jetzt bei einer Informationsveranstaltung im Hotel „Herbstein“ in Herbstein. Referent zum Thema Moderhinke war Dr. Heinz Strobel aus Bayern, der auch der „Klauen-Papst“ genannt wird. Moderhinke sei eine häufige Klauenerkrankung und werde durch Bakterien verursacht.

Die Bakterien befallen zuerst die Zwischenklauenhaut und dringen dann in die hornbildenden Schichten ein und verursachen dort Entzündung, Gewebeschädigung und gestörtes Hornwachstum. Ein typisches Bild bei erkrankten Tieren sei das Fressen auf den Knien, mit denen die Schafe die betroffenen Füße entlasten würden. Bei jedem Schaf in der Herde müsse die Klauenpflege durchgeführt werden: Zuerst die Klauen von Schmutz befreien und dann alles lose, faule Horn weggeschnitten und Hohlräume freilegt werden, bis gesundes Horn zum Vorschein komme. Dabei könne es gelegentlich zu Blutungen kommen.

In solchen Fällen sollte ein Verband nur ausnahmsweise angebracht werden und wenn, dann nur für maximal ein bis zwei Tage, da das Klima unter dem Verband für die Bakterien geradezu ideal sei um sich zu vermehren. Wenn alle vier Klauen hergerichtet seien, würden die Schafe durch ein Klauenbad geführt. Alternativ könnten die Klauen mit einem desinfizierenden formalinhaltigen oder antibiotischen Spray großzügig und bis in alle Ritzen ein gesprayt werden. Das Spray kurz trocknen lassen und dann das Schaf auf saubere und trockene Einstreu verbringen. Schafe, welche bei der Klauenpflege stark verletzt wurden, sollten auf keinen Fall durch ein Klauenbad geführt werden, sondern mit Spray behandelt werden.

Über die Blauzungenkrankheit referierte Frau Dr. Kirsten Stemme.

Vorsitzender Wolfgang Pschierer dankt dem Referenten Dr. Heinz Strobel für den interessanten ...

Beim Durchführen der Klauenpflege sollten die Schafe auch gleich selektiert und gesunde Schafe von Schafen mit Klauenfäule-Anzeichen getrennt werden. In kranken Herden werde das Klauenbad beziehungsweise das besprühen der Klauen wöchentlich durchgeführt bis die Symptome verschwinden. Dr. Strobel betonte in seinen Ausführungen, dass es sehr wichtig sei, erkrankte Tiere sofort durch wiederholte örtliche Behandlung oder durch Injektion wirksamer Antibiotika zu behandeln. Wichtig sei in jedem Fall auch die Nachkontrolle: Lahmheiten müssten innerhalb von drei Tagen, auch schwerwiegende Veränderungen nach drei Wochen vollständig geheilt sein. Tiere, bei denen kein Behandlungserfolg erzielt werden könne, sollten von der Herde getrennt werden. Die Impfung mit einem kombinierten Moderhinke-Vakzin fördere die Heilung und verhindere in der Regel die Ausbreitung in der Herde. Sie mache das Problem beherrschbar. Damit könne die Impfung die Voraussetzung für eine erfolgreiche Sanierung der Herde schaffen.

Dr. Kirsten Stemme, von der Firma MSD-Intervet, ging im Anschluss auf das in Südosteuropa kursierende Virus der Blauzungenkrankheit (BT) vom Serotyp 4 (BTV-4) ein. Es verbreite sich mit im Vergleich zum Vorjahr mit verminderter Geschwindigkeit weiter in Richtung Norden aus. Seit September 2014 berichte auch Ungarn über BT-Ausbrüche mit dem gleichen Virusstamm, der auch in Griechenland und Rumänien kursiert. Im November 2015 wurde erstmals seit sieben Jahren BT in Österreich festgestellt. Das Virus gehöre ebenfalls dem Serotyp 4 an. Auch aus Slowenien wurde ein BT-Ausbruch in unmittelbarer Grenznähe zu Österreich gemeldet. Die 150 km-Restriktionszonen reichen derzeit bis 80 km an die deutsche Grenze heran. Vor einem Jahr habe der Abstand noch 400 km betragen. Darüber hinaus wurden insbesondere in Italien Infektionen mit BTV-4 festgestellt, jedoch handelt es sich nicht um den gleichen Virustyp wie auf dem Balkan.

Im September 2015 sei in der Mitte Frankreichs erstmals seit 2010 wieder BTV-8 aufgetreten und verbreitete sich über ein großes Gebiet. Bislang wurden 90 Ausbrüche gemeldet. Die Restriktionszonen reichten bis auf 100 km an Deutschland heran. Ein Eintragsrisiko für BTV-4 und BTV-8 nach Deutschland bestehe durch die Ausbreitung lebender, infizierter Vektoren mit dem Wind, durch die Einschleppung infizierter Vektoren durch den Handel und Verkehr und durch den Handel mit empfänglichen Tieren, Sperma, Embryos und Eizellen. Auf Grund der schnellen Ausbreitung des Virus in Südosteuropa werde das Eintragsrisiko für die Ausbreitung durch lebende Vektoren in der kommenden Gnitzen (Blutsaugende Insekten)-Saison als wahrscheinlich bis hoch eingeschätzt.

Für Deutschland könnte in Erwägung gezogen werden, nur in einem Impfgürtel verpflichtend zu impfen, um die Ausbreitung der Seuche im Falle der Einschleppung zu verhindern. Damit könnten die Kosten reduziert werden. Alleine die Impfstoffkosten bezifferte Dr. Stemme auf etwa 37,5 Millionen Euro bei Rindern und 3,9 Millionen Euro bei Schafen. Ohne Impfung oder bei freiwilliger Impfung, bei einer unter diesen Umständen zu erwartenden geringeren Impfabdeckung, müsse damit gerechnet werden, dass durch die alleinige Anwendung von Mückenschutzmittel in Verbindung mit den Handelsrestriktionen die Ausbreitung der Seuche allenfalls verlangsamt werden könne. Es wäre aber auch mit Tierverlusten und Leistungseinbußen zu rechnen. „Nur geimpfte Tiere sind im Ausbruchsfall geschützt“, so die Referentin abschließend. Wolfgang Pschierer, Vorsitzender des Schafhalterverein Vogelsberg, dankte beiden Referent für die äußerst interessanten Vorträge und überreichte ein Präsent. +++


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