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Burgschauspieler Rainer HAUER brilliert mit Faust-Abend im Kutscherhaus
25.03.16 - Unter der thematischen Überschrift "Faust- ein Mann geht durch Jahrhunderte!" brillierte der Burgschauspieler Rainer Hauer gestern Abend in der Fuldaer Galerie "Kunst im Kutscherhaus" vor kleinem, aber feinen Publikum. Der unterhaltsame und beeindruckende Vortrag fand anlässlich der Ausstellung "Faust - Bilder, Illustrationen und Objekte" der Malerin und Bildhauerin Renate Wandel statt, die noch bis zum 16. April zu sehen ist. Schon als Schüler habe er sich vom Stoff des Dr. Faustus fasziniert gefühlt und begonnen, alles Wissenswerte über den selbsternannten Universalgelehrten zu lesen und zu sammeln, bekannte Hauer und ließ das Auditorium an seiner Sammelleidenschaft teilhaben.
Ursprünglich war der durch Goethe weltbekannt gewordene Stoff ein schmales Volksbuch, entstanden um 1587. Die darin quasi zum Kriminalfall komprimierte Geschichte war zunächst vor allem Unterhaltungslektüre. Doch mittlerweile sind die zahllosen verschiedenen Fassungen gewaltig angewachsen: lege man alle bisher erschienenen Fausttexte der diversen Autoren aufeinander, entstehe ein veritabler Berg von 200 Metern Höhe, wusste Hauer seinem erstaunten Auditorium zu berichten.
War er nur ein Scharlatan, dieser berühmte Magier und Gelehrte dieses Namens, der vor 500 Jahren lebte und zu einer Flut von Wort- und Tondichtungen anregte, aus denen die von Goethe, Thomas Mann und Charles Gounod besonders herausragen? Hauer als Faustsche Idealbesetzung gab eine Übersicht über die unbekannten Quellen, bediente sich der stimmgewaltigen Rezitation und handelte auch Kuriositäten und Parodien ab, wobei auch Hanswurst und höllische Gestalten grüßen ließen. Selbst mit Kasperpuppen illustrierte er den wandelbaren Stoff - sehr zur Erbauung seiner Zuhörer. Schließlich verriet er auch die Antwort auf die fundamentale Faustsche Frage, was denn nun die Welt im Innersten zusammenhält: Geld und Sex, lautete das lakonische Fazit Hauers.
Der gebürtige Grazer Rainer Hauer fühlt sich der Region spätestens seit seinem Engagement bei den Hersfelder Festspiel verbunden, wo er 2006 als Galileo Galilei reüssierte. Der studierte Sprachwissenschafter (Dr. phil.), der parallel dazu Schauspielunterricht nahm , hatte Engagements u. a. in Frankfurt, Stuttgart, Bochum, Berlin und am Wiener Burgtheater. Er spielte Peer Gynt, Faust, Othello, Galilei, Nathan und Molières "Bürger als Edelmann" und er inszenierte Stücke von Aischylos über Shakespeare, Goethe und Ibsen bis zu Dürrenmatt, Ionesco und Ernst Jandl, arbeitete mit Fassbinder, Zadek, Strehler und Peymann zusammen.
Die Ausstellung von Renate Wandel in der Galerie "Kunst im Kutscherhaus, in der Fuldaer Gutenbergstr. 4 ist noch bis zum 16. April 2016 Dienstag bis Donnerstag von 16 bis 18 Uhr, Freitag von 16 bis 20 Uhr zu sehen. Eine persönliche Führung außerhalb der Öffnungszeiten ist nach telefonischer Vereinbarung unter (0162/4201880) möglich. www.kunstschmiede-bernhardt.de +++