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Hannes WADER performt seine größten Hits und erntet tosenden Applaus
15.04.16 - Hannes Wader gastierte am Mittwoch in der sehr gut besuchten Bad Hersfelder Stadthalle und bewies eindrücklich, dass er noch immer mehr Zugkraft hat, als sich mancher gedacht hätte. Auf seiner aktuellen Frühjahrstournee ist er „heute hier und morgen dort“ und mit diesem, einer seiner größten Hits, den nahezu jeder sofort mitsingen kann, eröffnete er auch das Konzert. Das Programm der Tour, die er in seiner unprätentiösen Art „Hannes Wader Live“ nennt, besteht aus vertrauten und neueren Titeln seines in Jahrzehnten gewachsenen Repertoires wie auch aus mancher Überraschung in Form von Liedern, die er bislang noch auf keinem seiner Alben veröffentlicht hat.
Hannes Wader, der in einem Atemzug mit weiteren bedeutenden Liedermachern in Deutschland wie Konstantin Wecker oder Reinhard Mey genannt wird, überzeugt auch mit fast 74 Jahren musikalisch so kraftvoll wie eh und je sein altersgemischtes Publikum, wobei die deutliche Mehrheit seinen musikalischen Weg durch alle Höhen und Tiefen über Jahrzehnte mit ihm gegangen ist. Passend zu seinem bevorstehenden Geburtstag im Juni sang er das Lied „Krebsgang“, seinem Sternzeichen entsprechend.
Er nahm sein andächtig lauschendes Publikum mit auf seine Reise in die USA, wo er im „Hotel zur langen Dämmerung“ unter Halluzinationen litt, trug ein “Griechisches Lied“ im 7/8 Takt vor, ein Takt, der in Griechenland weitgehend unbekannt ist. „Das klingt griechisch für mich, das bleibt jetzt so“, erklärt Wader. Mit einem französisch gesungenen Lied über „Freunde, die in einem Boot sitzen“, ehrt er den französischen Chanson-Poeten Georges Brassens. Als er ihn zum ersten Mal hörte, begann Wader sofort, selbst Lieder zu schreiben.
„Für dich“ ist ein von ihm gefühlvoll vorgetragenes Lied mit einem privaten, sehr persönlichen Inhalt, gefolgt von dem Lied „Schau, wie die Nacht unsere Schatten verdrängt“ des schwedischen Dichters und Komponisten Carl Mikael Bellmann, dessen Lieder vor allem von Liebe, Schnaps und dem Tod handeln. Wenn der Freigeist Hannes Wader, dem noch immer der Ruf des Rebellen voraus eilt, das Lied „Die Gedanken sind frei“ anstimmt, bekommt der Text noch eine ganz besondere Tiefe und Bedeutung. Mit tosendem Applaus honorierte das Publikum seinen autobiographischen „Talking-Blues“, in dem er erzählt, wo er herkommt. „Die Herkunft bleibt dir immer an den Hacken hängen“, versichert Hannes Wader, der selbst aus der Arbeiterklasse kommt, die sich noch immer seiner Treue und Solidarität sicher sein kann.
Seinen Eindruck, dass Politiker die zu lösenden Probleme schon vor 20 Jahren selten in den Griff bekamen und ihnen das auch heutzutage entgegen der vollmundigen Versprechungen nicht gelingt, hat er in dem Lied „Traumtänzer“ verarbeitet. Wader hat das politische Geschehen der letzten Jahrzehnte auf seine ganz eigene Weise poetisch wiedergegeben mit fortwährendem Erfolg. Hannes Wader hat viel erlebt, war aktiv in der Berliner Studentenbewegung, demonstrierte gegen die Springerpresse, war einige Jahre Mitglied in der Deutschen Kommunistischen Partei und hat von jeher seinen Standpunkt öffentlich vertreten und tut das etwas leiser auch heute noch. Tragische Berühmtheit erlangte er durch seine Verhaftung, nachdem er unwissentlich seine Hamburger Wohnung an Gudrun Ensslin unter ihrem Tarnnamen „Hella Utesch“ untervermietete und diese als das damalige Hauptquartier der sogenannten Baader-Meinhof-Bande aufgeflogen ist, während er selbst durch Europa getrampt ist.
Der Liedermacher begeisterte in der Bad Hersfelder Stadthalle bei seinem über eineinhalbstündigem Programm mit Authentizität, Poesie in der Stimme, exzellentem Gitarrenspiel, glaubwürdigen Texten und seinem Charisma. Wader füllt locker immer noch ganz allein eine große Bühne aus. Nach dem gemeinsam gesungenen Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“ verabschiedeten ihn seine langjährigen, treuen Fans und alle begeisterten Besucher mit stehenden Ovationen. (Gudrun Schmidl) +++