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Seltenes Himmelsschauspiel: Merkur zieht über die Sonne hinweg
27.04.16 - Seltenes Himmelsschauspiel an der Hans-Nuechter-Sternwarte des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums zu beobachten: Merkur zieht gemächlich über die Sonne hinweg. Über Fulda läßt sich bei einigermaßen klaren Wetterbedingungen ein noch selteneres Schauspiel als eine Mond- oder Sonnenfinsternis am Himmel beobachten: ein sogenannter Merkur-Transit.
Das Ereignis beginnt in den Mittagsstunden und wird sich bis in den Abend des 9. Mai hinziehen. Dabei zieht der Merkur seine Bahn über der Sonne entlang. Selbst bei leichter Bewölkung lässt sich ein solcher Durchgang noch sehr gut beobachten, allerdings nur mit Teleskopen und entsprechenden Sonnenschutzvorkehrungen - anderenfalls führt dies zu schweren Augenschäden bis zur Erblindung! Im Vergleich zur Sonne erscheint der Merkur nur als sehr kleiner, schwarzer Punkt vor der „Sonnenscheibe“, so dass er auch nicht durch Aufsetzen von für Sonnenfinsternisse angebotenen Sonnenschutzbrillen sichtbar sein wird.
Die Hans-Nüchter-Sternwarte in Fulda bietet daher sowohl mit ihrem großen 30cm- Spiegelteleskop auf dem Dach der Freiherr-vom-Stein-Schule als auch mit kleineren Geräten im Schulhof sichere und detaillierte Beobachtungsmöglichkeiten an. Der Kontakt des Merkur mit der Sonne beginnt um 13:12 Uhr (MESZ) und endet erst kurz vor Sonnenuntergang um 20:42 Uhr (die Sonne geht in Fulda um 20:54 Uhr unter). Die Mitte seiner Bahn über der Sonne erreicht Merkur um 16:57 Uhr. Seit Herabstufung des Pluto im Jahr 2006 in die Klasse der Zwergplaneten ist Merkur der kleinste Planet im Sonnensystem - und mit einer Bahngeschwindigkeit von fast 50 km/s zudem der schnellste: sein Durchmesser beträgt knapp 4880 km und er umrundet die Sonne als sonnennächster Planet in gerade einmal 88 Tagen. Der durchschnittliche Abstand zur Sonne beträgt 58 Mio. Kilometern, allerdings ist seine Bahn nicht gerade sehr kreisförmig, sie ist die exzentrischste aller Planeten.
Merkur besitzt einige weitere, ungewöhnliche Merkmale, speziell eine sogenannte gebrochen gebundene Rotation, das bedeutet, er dreht sich während zweier Umläufe um die Sonne dreimal um sich selbst, d.h. einmal in 59 Tagen um sich selbst - und er besitzt einen unverhältnismäßig großen Eisenkern, der den Wissenschaftlern nach wie vor Rätsel aufgibt. Merkur besitzt aufgrund seiner Nähe zur Sonne keine Atmosphäre, dementsprechend hoch sind seine Temperaturen: auf der Tagseite bis 430 °C, auf der Nachseite gehen die Temperaturen allerdings bis auf -170 °C runter.
Merkur überholt aufgrund seiner schnellen Umlaufzeit auf der inneren Bahn um die Sonne die Erde etwa alle 116 Tage. Da er sich dabei zwischen Sonne und Erde befindet, kann es zu einer Bedeckung kommen, im Prinzip der gleiche physikalische Vorgang wie bei einer Sonnenfinsternis, wo der Mond vor der Sonne entlang zieht. Für den Transit muss sich Merkur im Bereich seiner beiden sogenannten Bahnknoten befinden, das sind die beiden Schnittpunkte von Ekliptik (von der Erde aus gesehen die scheinbare Sonnenbahn am Himmel) und Merkurbahn, die etwa um 7 Grad geneigt ist. Dadurch ergeben sich überhaupt nur zwei Zeitfenster für solche Durchgänge: zum einen zwischen dem 6. und 11. Mai und zum anderen zwischen dem 6. und 15. November. Nur am 9. Mai sowie am 11. November stehen die beiden Knotenpunkte tatsächlich exakt vor der Sonne. Ein solches Ereignis tritt daher entsprechend selten- nämlich nur alle dreieinhalb bis fünf Jahre auf und ist somit deutlich seltener als Mond- und Sonnenfinsternisse. Der letzte bei uns in Deutschland sichtbare Merkur-Transit war im Jahr 2003.
Die Termine für die nächsten Transits sind am 11.11.2019, ein weiterer folgt dann am 13.11.2032 und am 7.11.2039. Wer den Transit live und unter sachkundiger Führung miterleben möchte: die öffentliche Veranstaltung beginnt um 12:45 Uhr auf der Hans-Nüchter-Sternwarte in Fulda, auch bei schlechte(re)m Wetter. Die Adresse lautet: Freiherr-vom-Stein-Schule am Domänenweg 2 in 36037 Fulda. Die Sternwarte ist an diesem Tag auch telefonisch erreichbar unter 0661-96940137. Als Begleitung zu den Teleskopbeobachtungen bietet Aloys König um 14:30, 16:30, 18:30 und 20:45 Uhr ausführliche und informative Bildvorträge an. Aufgrund der Dauer des Transits bis in die Abendstunden hinein bieten sich auch gute Gelegenheiten für Hobbyastronomen und Interessierte zum Erfahrungsaustausch, sich das erste Mal mit dem Thema Himmelskunde eingehend zu beschäftigen. Alle großen und vor allem auch die kleinen Astronomie-Fans sind dazu herzlich eingeladen. Weitere Informationen gibt es unter: www.hans-nuechter-sternwarte.de .+++