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Friedhelm FETT tritt zurück und erstattet Anzeige gegen Siegfried HEINRICH
04.05.16 - Er war angetreten, das Bad Hersfelder Bach-Haus neu zu beleben. Ein Ort mit vielfältigen Veranstaltungen über das gesamte Jahr sollte es werden, so der bisherige Erste Vorsitzende des Vereins Musische Bildungsstätte, Friedhelm Fett. Doch er hatte das Beharrungsvermögen des Vereins unter der Grauen Eminenz Professor Siegfried Heinrichs unterschätzt. Jetzt hat er die Konsequenz gezogen und ist zurück getreten.
Friedhelm Fett stand für ein offenes Programm, weit über den bisherigen Schwerpunkt Geistliche Musik hinaus gehend. Er besorgte Sponsorengelder für eine Bühnenlichtanlage, die mit einer vom Publikum begeistert aufgenommenen Danke-Veranstaltung Anfang März eingeweiht wurde: Jazz stand neben Orgelimprovisationen und Sprechtheater. Für die Sprechtheater-Beiträge hatte er neben Helgo Hahn den künstlerischen Leiter der Bad Hersfelder Festspiele, Joern Hinkel, gewinnen können. Aus der Handreichung über alte Gräben wurden dem Vereinsvorsitzenden Fallstricke gedreht. "Ich musste Herrn Heinrich erst einmal sagen, dass ein Haus keine Ehre habe und schon gar keine, die durch die Anwesenheit eines Mitgliedes aus dem Bereich der Theaterfestspiele beschmutzt werden könnte" empört sich Fett noch heute.
Schwerwiegender noch aber sah er die unsauberen Abgrenzungen zum Arbeitskreis für Musik, die auch auf das Vereinskonto Auswirkungen hatten. Um selbst nicht für entstandene Vermögensschäden in Haftung genommen werden zu können, sah sich Friedhelm Fett gezwungen, Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue zulasten des Vereinsvermögens zu stellen. Eine Situation, die intern nicht geklärt werden konnte und Fett endgültig zur Aufgabe des Ehrenamtes bei der Musischen Bildungsstätte bewegte.
"Der Trümmerhaufen ist groß" bilanziert Friedhelm Fett, denn das Bach-Haus ist nicht einmal als Veranstaltungsraum zugelassen. "Das hatte man mir bei Amtsantritt verschwiegen." Doch statt gemeinsam mit der Bauaufsicht nach einer Lösung für die Sicherstellung des Brandschutzes zu suchen, wurden Absprachen ohne Wissen des Vorsitzenden hintergangen und Termine nicht eingehalten. "Ohne die Mithilfe und den Rückhalt aus dem Verein lassen sich aber die anstehenden Aufgaben nicht lösen" ist sich Fett sicher. Doch der Verein stellte sich mehrheitlich eher quer und folgte dem ehemaligen künstlerischen Leiter, dem schon die neue Verdunklung nicht passte, ohne die aber kein Bühnenlicht gestaltet werden kann.
Was mit großem Engagement begann, ist Friedhelm Fett jetzt nicht mehr bereit weiter zu führen: "Es ist weniger ein Aufgeben, sondern vor allem ein Akt der Selbstachtung, aufzuhören, wenn man erkennt, dass noch so gute Vorstellungen nur auf beharrendes Verweigern treffen." Wie lange er die Entwicklung des Vereins und des Bach-Hauses noch als einfaches Mitglied begleiten wird, lässt er offen, auch wenn er sich um eine positive Entwicklung keine Illusionen mehr macht. Zu groß ist in seinen Augen die Summe der anstehenden Probleme, die eher verdrängt, denn einer Lösung zugeführt werden.
Fett hat alle Verhandlungen mit Künstlern und Sponsoren für ein Veranstaltungsprogramm unter dem Label "Musische Bildungsstätte - Neue Töne im Bach-Haus" gestoppt. Angebote von Alter Musik über Literatur-Lesungen bis hin zu Jazz und kleinen Kammeropern waren darunter. Diese Reihe wird es nun nicht geben. Nur die bereits angekündigte Lesung mit Musik zum Jahrestag der Nazi-Bücherverbrennung wird am 10. Mai ab 19.00 noch mit Friedhelm Fett und dem Kasseler Pianisten Michael Müller im Bach-Haus stattfinden.+++