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- Fotos: Klaus Scheuer

29.07.08 - NIEDER-MOOS

Organist & Steuermann ohne Pathos: Mathias EISENBERG mit 5 Solisten

Am Wochenende war wieder ein Stammgast der Nieder- Mooser Orgelkonzerte zu hören. Mathias Eisenberg präsentierte alte Musik von Hans Leo Hassler über Johann Hermann Schein bis zu Eisenberg. Auf Zuruf aus dem Publikum gestaltete der Organist Volkslieder mit all seinen musikalischen Mitteln und mit denen der historischen Orgel. Mit dabei: ein fünfköpfiges Vokalensemble, das Eisenberg mit Verve und Einfühlungskraft leitete, am Orgelpositiv dirigierend.

Im Mittelpunkt: Johann Sebastians Motetten “Lobet den Herrn, alle Heiden” für vier Stimmen und Basso Continuo sowie “Jesu, meine Freude” für fünf Stimmen. Einen ausgewogenen Chorklang mit fünf Solostimmen zu erzeugen ist keine leichte Übung, die den drei Sängern und zwei Sängerinnen bravourös gelang. Bass Michael Zumpe mit Kraft aber ohne Gewalt, Altus Zvi Emanuel Marial mit sanfter Tragkraft und dazwischen Tenor Ralph Eschrig mit Strahlkraft ohne Schärfe. Darüber die beiden Sopranistinnen Anna Gann und Uta Krause, transparent und klar artikulierend.

Mathias Eisenberg führte den Solistenchor am losen Zügel, agierte in seinem Zentrum als Basso Continuo und Steuermann. Konzentriert und reaktionsschnell konzertierten die Vokalisten, flexibel in Dynamik und Tempo. Aber auch dem Publikum wurde Konzentration abverlangt, denn Achtung! Mathias Eisenberg spielt ohne Vorwarnung. Ohne Zögern bringt er die Orgel zum Klingen.

Er benötigt den Moment der Konzentration nicht, durch den viele Solisten sich und ihre Interpretation gewissermaßen aus dem Alltag heraus heben. Diese Spielhaltung mag man ihm zuweilen als achtlose Interpretationsweise missdeuten, doch Eisenberg spielt alles andere als unachtsam. Er benötigt nur eben die formale Trennung von Alltagssituation und Spielsituation nicht. Er ist was er spielt, und er spielt was er ist. Er spielt Bach, so wie Bach Bach gespielt haben mag, und vor allem spielt er Eisenberg so wie Eisenberg spielt.

Deshalb sind es vor allem seine Improvistaionen, die jedes Jahr ein großes Publikum nach Nieder-Moos locken. Vielleicht kann man ja der historischen Orgel überhaupt nur so gerecht werden; nicht indem man versucht historische Werke trotz der bautechnischen Einschränkungen des alten Instruments möglichst originalgetreu zu spielen, sondern indem man aus der gegenwärtigen Situation heraus ganz neue spieltechnische Maßstäbe anlegt, indem man offensiv das nutzt, was die Orgel zu bieten hat: mechanischeGeräusche, warme sanfte Holzregister, direkte Wege von der Taste zum Ton.

So gerieten die Improvisationen über verschiedene traditionelle Volkslieder zu farbenfrohen, lebendigen und vor allem zu zeitgenössischen Meisterwerken. Mathias Eisenberg zeigte dem staunenden Publikum, wie modern und aktuell unsere eigenen Traditionen sein können, wenn man sie aus dem Schatten von verklärender Volkstümelei heraus ans Licht holt und mit Seele dahintersteht. (Klaus Scheuer) +++



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