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Das Fuldaer Kanu-Duo Andreas Dajek (vorne) und Ulrich Knittel holte sich fünfmal den Weltmeister-Titel - Fotos (10): privat

SPORT Es war einmal ... (8)

Kanuten Ulrich KNITTEL und Andreas DAJEK ... Dauer-Weltmeister aus Fulda

01.06.16 - Wer erinnert sich nicht an Gerd Müllers goldenes Tor von 1974? Oder an Boris Beckers historischen Sieg in Wimbledon? Sportliche Höhepunkte, die in die Geschichte eingingen. Doch nicht nur auf der großen Bühne des Sports, sondern auch im Kleinen gab es Momente, die mehr oder weniger präsent im Bewusstsein sind. "Es war einmal ..." ist eine Rubrik, die verblasste Erinnerungen an besondere Ereignisse oder Veranstaltungen wecken soll. Im achten Teil unserer Serie geht es um die Fuldaer Kanuten Ulrich Knittel und Andreas Dajek, die fünfmal Weltmeister wurden.

Um sich in einem Kanu durch steile Schluchten und reißende Gewässer zu stürzen, gehört jede Menge Mut. Oder man muss ein bisschen verrückt sein. Für Ulrich Knittel hat seine Sportart, in der er jahrelang zu den Besten der Welt zählte, einen ganz besonderen Reiz. „Es ist eine Faszination, sich mit dem Element Wasser zu messen“, sagt Knittel, der gemeinsam mit seinem Boots-Kollegen Andreas Dajek zwischen 1987 und 1998 fünfmal den Weltmeister-Titel im Zweier-Canadier holte.

Die deutsche Nationalmannschaft der Kanuten

Eine Autogrammkarte der erfolgreichen Fuldaer Wassersportler

Nach ihrer ersten Weltmeisterschaft 1983 in Meran (Italien), holte sich das Fuldaer Duo vier Jahre später auf der Isère im französischen Bourg St. Maurice den ersten Titel. Ulrich Knittel war damals gerade 22 Jahre alt. „Der emotionalste Titel war aber der in Slowenien 1991“, erzählt er. Denn am Tag vor dem Mannschaftsrennen sprang in den Einzelrennen lediglich Platz vier heraus. „Da waren wir natürlich sehr deprimiert. Deswegen war der Titel am Tag danach umso schöner“, erinnert sich Knittel, der zusammen mit Dajek immer für den Kanu-Club Fulda an den Start ging.

Zwei Jahre später, zwischen 1993 und 1994, hätten sich Dajek und Knittel auf ihrem Leistungshöhepunkt befunden. Denn neben der Weltmeisterschaft, der größte Titel, den es im Wildwasserrennsport zu gewinnen gibt, sicherten sich die Fuldaer 1994 auch den Gesamtsieg im Weltcup, der aus vier Rennen bestand. „Man muss in unserer Sportart schon gute Kumpels sein“, sagt Knittel über die Besonderheiten seines Sports, wenn zwei Athleten in einem Boot einen Fluss bezwingen wollen.

Eine Collage von der Weltmeisterschaft 1991 im slowenischen Bovec

„Man muss eingespielt sein und das tun, was der andere denkt.“ Doch Dajeks und Knittels Sport, in der öffentlichen Wahrnehmung eine Randsportart, habe auch seine Nachteile. Denn trotz aller Erfolge, die das Duo, das auch mehrmals Deutscher Meister wurde, einfuhr, hielt sich die Unterstützung vom Verband in Grenzen – Geld war damit schon gar nicht zu verdienen. „Du vertrittst dein Land und musst alles selbst bezahlen. Das ist verrückt.“

Auf der anderen Seite herrschte dagegen ein toller Zusammenhalt unter den Kanuten. „Das war fast wie eine Familie. Egal, ob im Wettkampf- oder Freizeitbereich. Jeder kennt jeden und alle haben die gleiche Leidenschaft“, zeigt Knittel die schönen Seiten seines Sports auf. Eine Sportart aber, die auch sehr viel Zeit opferte, um entsprechend zu trainieren. „Wir haben zehn Trainingseinheiten pro Woche absolviert“, erzählt Knittel. Alles neben dem Beruf, der immer Vorrang genossen habe.

„Meine Eltern haben den Sport aber immer unterstützt“, erzählt Ulrich Knittel, der einst im Alter von neun Jahren mit dem Kanusport in Berührung kam. Denn die Leidenschaft habe er von seinen Eltern geerbt. Zunächst war Knittel noch im Kajak unterwegs, erst mit 15 stieg er, gemeinsam mit Andreas Dajek, auf den Kanadier um. „Unsere großen Brüder sind auch Kanadier gefahren und so kam das eben zustande“, erinnert sich Knittel.

Andreas Dajek und Ulrich Knittel in Aktion

Bilder aus dem Jahre 1987 in Bourg St. Maurice, wo sich Dajek und Knittel zum ersten Mal ...

Vier Jahre nach dem letzten WM-Triumph auf der Loisach in Garmisch-Partenkirchen fuhr das Fuldaer Duo 2002 seinen letzten Weltcup. Während Andreas Dajek heute noch immer beim Kanu-Club Fulda als Betreuer aktiv ist, fährt Ulrich Knittel „nur“ noch in der Freizeit und „just for fun“. Vier bis fünfmal im Jahr geht Knittel noch privat auf Tour und war in den letzten Jahren in Mexiko, Chile und Costa Rica. Für dieses Jahr ist noch ein Trip ins Ötztal geplant. Dass der Wildwasser-Sport eine gefährliche Sportart ist, das hat Ulrich Knittel zweimal erfahren müssen.

Auf einem schweizerischen Rheinzufluss bei Engadin drehte sich sein Boot um („Ich dachte, ich komme gar nicht mehr hoch“) und auf der Ötztaler Lache paddelte Ulrich Knittel auf einen Siphon (Wasser, das im Wildwasser ganz oder teilweise unter einer Felsansammlung verschwindet und zu einer tödlichen Falle werden kann) zu. „Da habe ich mich gerade noch aus der Situation retten können“, erzählt Knittel, der trotz herausragender sportlicher Leistung nie in den Genuss kam, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Weil der Wildwasserrennsport nicht im olympischen Programm vertreten ist … (Tobias Herrling) +++

Der Fuldaer Kanute Ulrich Knittel in seinem Laden, in dem viele Bilder seine Leidenschaft für ... Fotos (4): Tobias Herrling

In den 80er und 90er Jahren holte sich Knittel gemeinsam mit Andreas Dajek fünfmal den Weltmeister-Titel ...

... einen Weltcup-Sieg und jede Menge deutsche Meisterschaften

Wie gefährlich der Sport ist, hat Knittel in zwei Situationen selbst erlebt


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