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FULDA Sie können es nicht lassen

"Der Medicus" setzt noch einen drauf: spotlight-Premiere frenetisch gefeiert

19.06.16 - Zugegeben, es ist kein Stoff, bei dem man direkt an ein Musical denkt, aber das hat die Macher von spotlight-Musicals in ihrer erfolgreichen Geschichte bisher noch nie aufgehalten. Nach grandiosen Musicalerfolgen wie "Die Päpstin", "Bonifatius" und im letzten Jahr "Die Schatzinsel" haben sich Peter Scholz und Dennis Martin mit ihrem Kreativteam für ihr aktuelles Projekt an den Bestseller "Der Medicus" von Noah Gordon herangewagt und damit am Freitagabend einen famosen Erfolg im Fuldaer Schlosstheater feiern dürfen. 

Bereits nach der ersten Hälfte feiert das Publikum des Gesehene frenetisch, ein derartig tosender Halbzeitapplaus ist selten. Bis dato haben sie Rob Cole (überzeugt in Topform: Friedrich Rau in seiner Paraderolle des jungen Mannes, der für seine Vision kämpft) kennengelernt, einen verwaisten Jungen aus dem England dem 11. Jahrhunderts. Einen Jungen mit einer besonderen, aber auch belastenden Gabe. Er kann durch Berührung der Hände anderer Menschen erkennen, ob diese bald sterben. Rob möchte die Heilkunst erlernen, um aus der Gabe, die ihm nach dem Tod von Mutter und Vater beinahe schon zum Fluch wird, etwas Sinnvolles zu machen. Vom Bader (Sebastian Lohse: wunderbar charismatisch und stimmgewaltig in zwei sehr gegensätzlichen Rollen), der ihn nach dem Tod der Mutter mit auf Reisen nimmt, kann er nur bedingt lernen. Rob will nach Persien. Dort möchte er von einem wahrlich großen Medicus lernen: Ibn Sina (Reinhard Brussmann).

Friedrich Rau (alias Rob) und Sabrina Weckerlin (alias Mary) stehen erstmals gemeinsam ...

Robs Mutter (Mitte) stirbt kurz nach dem Vater

Auf seiner Reise lernt Rob (Mitte) auch zwei jüdische Händler kennen

Die Reise dorthin ist äußerst beschwerlich. Sie dauert zwei Jahre. Zeit, in der Rob aber auch Menschen begegnet, die sein Leben nachhaltig verändern sollen. Mary Cullen (Sabrina Weckerlin: hervorragender Gesang, gewohnt ansprechendes Spiel, große Anmut und mädchenhafte Leichtigkeit) ist eine junge Schottin, die mit ihrem Vater auf dem Weg nach Griechenland ist. Schnell entwickeln die beiden eine innige Beziehung doch müssen sich wieder trennen: sie zieht mit ihrem Vater weiter und er kann sein Ziel, Medicus zu werden, nicht aufgeben. Weckerlin und Rau wirken in ihren Rollen miteinander äußerst harmonisch. Beide sind sie Musicaldarsteller mit einem Hang zu poppigeren Klängen und so fügen sich ihre Stimmen umso wunderbarer zusammen. Selten wurde so innig und viel geküsst, selten wirkte eine der Bühnenlieben von Weckerlin, die schon so einige Spielpartner in Fulda hatte, so erwachsen und vertrauensvoll.

Sabrina Weckerlin (Mitte) überzeugt als Mary Cullen Fotos: Martin Engel

Hinreißende Liebesduette sind eine Spezialität der spotlight-Musicals ...

Rob schafft es nach Isfahan, doch lernt unterwegs, dass er als Christ eigentlich keine Chance hat, an einer arabischen Universität zu studieren. Er beschließt, sich als Jude auszugeben und erreicht die Stadt als "Jesse ben Benjamin". Über Umwege schafft er es, Ibn Sina nachhaltig zu beeindrucken und wird an der Madrassa (Schule für Medizin) aufgenommen.

Fleißige Medizinstudenten (Lutz Standop überzeugend und präsent als jüdischer Student Mirdin), aber auch echte Großmaulhelden wie Karim (Andreas Wolfram mit großer Bühnenpräsenz, Charme und starkem Gesang) begegnen ihm und werden seine Weggefährten. 

Der spannenden Geschichte des Medicus werden die Macher von spotlight gerecht. In knapp drei Stunden wird dem Zuschauer sicher nicht langweilig. Einige Nummer, vor allem vom Ensemble, kommen in gewohnter spotlight-Manier daher. Das heißt: voller Chorsound, eingängige Melodien, schmissige Choreographien und manchmal fast etwas zu viel Volksfest. Zu viel nur, da "Der Medicus" nun mal eine Geschichte ist, die eben auch so viele düstere Seiten hat. Aber auch die schaffen die Macher herauszubringen. Vor allem in der zweiten Hälfte des Stückes erlebt der Zuschauer deutlich weniger "Gaudi" und dafür viel mehr Tiefgang. Beeindruckende Bilder und Spannungsverhältnisse entstehen beispielsweise bei einem späteren Aufeinandertreffen von Rob und Karim, der mittlerweile seinen Onkel als Schah von Persien beerbt hat. Rachegelüste und Machtspielchen werden hier im gelungenen Sinnbild des Schachspiels von den Tänzern getanzt, durch aufwändige Projektionen unterstützt und von den beiden singenden Kontrahenten mit großer Intensität vorgeführt. Einer der größten Gänsehautmomente im Stück. 

spotlight-Musicals, das wissen wir nicht erst seit gestern, machen Spaß und treffen nicht nur das Fuldaer Publikum an genau der richtigen Stelle. Die Mischung aus leichten Ohrwürmern, großen Balladen, unterhaltsamen Tanznummern und Tiefgang, vor allem in der Wahl der Vorlagen und Darsteller, machen die Fuldaer Produktionen seit Jahren so erfolgreich. Am Ende des Abends dankt das Publikum mit frenetischem Applaus, Jubelrufen und stehenden Ovationen. (Sabrina Ilona Teufel) +++

Andreas Wolfram (vorne) als Karim


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