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- Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Feierstunde mit Assaf NAVEH aus Israel

18 weitere Stolpersteine geben Holocaust-Opfern Namen und Identität zurück

22.06.16 - Stolpersteine sind Gedenksteine an Menschen, die während des Dritten Reiches von den Nationalsozialisten verschleppt, gefoltert, ermordet oder in den Freitod getrieben wurden. Die erste Verlegung von 14 Stolpersteinen in Bad Hersfeld fand am 6. September 2010 statt, 28 Stolpersteine wurden am 29. März 2011 in den Bürgersteig oder in der Fußgängerzone vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz jüdischer Mitbürger eingelassen. Seit Dienstag geben nun Stolpersteine als „blinkende Erinnerungen“ Siegfried Oppenheim und weiteren 17 Holocaust-Opfern ihre Identität und Namen zurück.

Assaf Naveh und seine Frau Yasmine sind zur Stolpersteinverlegung aus Israel angereist ...

Werner Schnitzlein setzt sich vehement gegen das Vergessen ein

Zur Verlegung des Stolpersteins für Siegfried Oppenheim reiste Assaf Naveh (50) mit seiner Frau Yasmine aus Israel an. Obwohl er nicht die Sprache seines Großvaters spricht, verfolgte er aufmerksam die Feierstunde vor dem Haus in der Badestube 4, in dem sein Großvater, den er nie kennengelernt hat, eine koschere Metzgerei betrieb. 1936 floh dieser mit seiner Familie vor den Nazis ins ehemalige Palästina und wurde dort aus beruflicher Perspektivlosigkeit in den Freitod getrieben.

Werner Schnitzlein, Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hersfeld-Rotenburg, erinnerte an die Schicksale der jüdischen Bevölkerung vor fast 75 Jahren, als sie, entrechtet und enteignet, Bad Hersfeld verlassen mussten und gen Osten in die Todeslager deportiert wurden. „Erinnerung und Scham ist das, was geblieben ist. Wir wollen nicht vergessen“, beteuert er, besonders den Menschen gegenüber, die aufgrund der langen Zeitspanne anderer Meinung sind.

Dr. Heinrich Nuhn aus Rotenburg, der sich als Initiator und Autor der gegründeten „Initiative Stolpersteine für Bad Hersfeld“ sehr intensiv mit den Biografien der Opfer befasst, hat sich auch durch die Vorbereitung und Organisation der bisherigen Stolpersteinverlegungen verdient gemacht, wie Schnitzlein dankbar erwähnt. Nuhn betont: „Jeder Stein ist ein kleines Denkmal, weil er einen Namen trägt und auf ein besonderes Schicksal verweist, aber auch ein Mahnmal, um Wiederholungen dieser Gräueltaten zu verhindern und letztendlich auch ein Merkmal, weil es konkrete Orte jüdischen Lebens vor dem Vergessen bewahrt“.

Die Feierstunde wurde musikalisch mit Saxophon- und Gitarrenklängen sowie Gesang begleitet, Stadträtin Antje Fey-Spengler rief zur Wahrung der Menschenrechte auf, unabhängig von Religion und Geschlecht. Ute Janßen bereicherte die Veranstaltung mit einer Stolperstein-Meditation, Schülerinnen und Schüler der Konrad-Duden-Schule und ihre Lehrkräfte Kai Schäfer und Angela Keßler haben sich intensiv mit den Biografien der ermordeten Juden befasst, die an diesem Vormittag an dem aktuell verlegten Stolperstein für Siegfried Oppenheim und jedem der 17 vorab verlegten Stolpersteinen vorgetragen wurden - in der Badestube 8, der Breitenstraße 3a, der Bahnhofstraße 2,4 und 11 sowie in der Johannesstraße 7 legten die jungen Teilnehmer jeweils eine rote Rose nieder.

Ute Janßen und Antje Fey-Spengler

Ute Janßen liest eine Stolperstein-Meditation. Dr. Heinrich Nuhn lauscht den ergreifenden ...

Assaf Naveh, dessen Leben durch die geschichtlichen Ereignisse einen anderen Verlauf nahm, ergriff abschließend das Wort und versicherte: „Wir tun so viel wir können, um die Freiheit zu bewahren“, denn seit seiner Geburt lernte er, sich zu verteidigen. Geschichten von Menschen, die sich nicht selbst verteidigen konnten, hört er bis heute. Hier in Bad Hersfeld kam er an den Ort, der ihm bewusst machte, wie sein Leben hätte verlaufen können, wenn sein Großvater überlebt hätte. „Die Metzgerei hätte mein Geschäft sein können“. Es kam alles anders und Naveh ist heute Vize-Präsident eines global agierenden Düngemittelherstellers in Israel.

Stolpersteine vor dem Haus Badestube 8

Wer sich für die Biografien der Holocaust-Opfer aus der eigenen Stadt interessiert, kann diese im verfügbaren Stolpersteinheft, das für eine Schutzgebühr von drei Euro unter anderem bei der Hoehlschen Buchhandlung erhältlich ist, lesen. Gegner der Stolpersteinverlegung erkennen in der Pflasterung mit Stolpersteinen eine Wiederholung nationalsozialistischer Demütigungsrituale, sehen die Namen der Opfer noch einmal in den Schmutz getreten. Das ist von dem Kölner Künstler Gunter Demnig als Ideengeber so sicher nicht gewollt. Inzwischen wird in fast 500 Orten im In- und Ausland mit Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert und ermöglicht „Stolpern mit Herz und Verstand“. Im März 2017 soll in Bad Hersfeld die vierte Verlegung mit 14 Steinen folgen. In Rotenburg kommt es bereits am 11. September zur Verlegung des Stolpersteins für Siegfried Katzenstein Im Zwickel 13. (Gudrun Schmidl) +++

Stolpersteine in der Breitenstraße 3a

Siegfried Oppenheim

Jeweils eine 10x10x10 cm großer Betonstein mit einer Messingplatte wird in den Bürgersteig ...

Junge Schülerinnen und Schüler halten unter Anleitung ihrer Lehrkräfte die Vergangenheit ...


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