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Expertin Verena ANDERS über den Umgang mit schlechten Noten
14.07.16 - Können Sie sich noch daran erinnern, wie das war: Der Tag, an dem die Zeugnisse ausgegeben wurden war der Tag, an dem die großen Ferien begannen. In den Ferien wollten Sie sich frei und leicht fühlen, doch Ihr Zeugnis sorgte nur für Unbehagen. Als Sie jung waren war der Druck noch nicht so gewaltig wie heute. Damals durfte ein Kind noch zur Realschule gehen oder gar mit einem Hauptschulabschluss abschließen. Und war trotzdem noch ein wertvoller Mensch.
Heute hat man den Eindruck, dass der Wert eines Menschen schon im frühen Kindesalter aber auch in der Pubertät und erst recht als Erwachsener fast ausschließlich von seinen Leistungen abhängt. Ein Zeugnis zeigt Schwarz auf Weiß, was bisher nur mündlich mit den Eltern besprochen wurde: Die Leistungen sind nicht so, wie die Eltern sich das erwünscht haben. Im schlimmsten Fall wurde das Klassenziel nicht erreicht.
Das Kind leidet selbst sehr unter seinen schlechten Noten und muss sich trotzdem in der Schule möglichst „cool“ zeigen. Als besonders schlimm wird empfunden, wenn die Versetzung nicht geschafft wurde: Das Kind verliert seine Schulfreunde und muss sich in eine neue Klasse einfügen oder muss sogar die Schule wechseln.
Auf zu viel Druck reagieren Mädchen eher mit angepasstem Verhalten und Rückzug, während Jungen damit nach außen gehen und aggressiv werden. Kommt zu dem Leistungsdruck der Gesellschaft noch Leistungsdruck im Zuhause hinzu, weiß das Kind sich oft keinen Rat mehr. Das Kind bezieht seine schlechten Leistungen auf seine ganze Person, sieht sich als Versager und hat das Gefühl, die Eltern enttäuscht zu haben.
Vorwürfe sind demotivierend
Schulnoten werden durch Strafen nicht besser. Wichtiger ist es, Ursachenforschung zu betreiben:
– Ist das Kind überfordert?
– Besucht das Kind die falsche Schule?
– Welche Probleme gibt es in der Familie?
– Wird das Kind gemobbt?
– Hat das Kind Ängste?
– Ist das Kind hochsensibel und/oder hochbegabt?
– Liegt eine Lese-Rechtschreibschwäche oder eine Rechenschwäche vor?
Was tun bei schlechten Noten?
Schlechte Noten sind kein Weltuntergang. Bleiben Sie realistisch und gelassen: Viele Wege führen zu persönlichem und beruflichem Erfolg. Prominente Beispiele dafür gibt es genug. Das Wichtigste im Leben Ihres Kindes ist nicht eine augenscheinliche „Karriere“ sondern dass das Kind glücklich wird in dem Umfeld, in dem es sich bewegt und mit dem was es tut. Bringen Sie ihrem Kind Vertrauen entgegen und richten Sie Ihren Blick auf das was außer der schulischen Leistung wichtig ist: Herzensbildung und soziale Kompetenz. Erkennen und würdigen Sie wichtige persönliche Fähigkeiten Ihres Kindes: z.B. Teamfähigkeit, Empathie, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen.
Beachten und betonen Sie die Stärken des Kindes, z.B: Wenig Sinn für Politik aber sehr musikalisch. Schlecht in Mathe aber Sprachen fallen leicht. Kein guter Sportler aber begeistert für Naturwissenschaften.
Nehmen Sie die Probleme Ihrer Kinder ernst, auch wenn sie einem Erwachsenen als Lappalie erscheinen. Beachten Sie psychosomatische Symptome und finden Sie deren Ursachen heraus. Verbessern Sie mit Ihrem Kind die Organisation des Schulalltags. Seien Sie Ansprechpartner, Vertrauter, Freund für Ihr Kind.
Wenn Sie Ihre Kinder zu Eigenständigkeit und Selbstverantwortung erziehen, können schlechte Zeugnisse durch Persönlichkeit wettgemacht werden. Dann werden Ihre Kinder voller Selbstvertrauen ihren ganz persönlichen Weg finden.
• www.nummergegenkummer.de
Kostenlos und anonym von Handy und Festnetz.
– Kinder- und Jugendtelefon 116 111
Mo - Sa 14 - 20 Uhr
– Elterntelefon 08 00 - 111 0 550
Mo - Fr 9 - 11 Uhr
Di + Do 17 - 19 Uhr
• Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V.
www.dghk.de
Telefonische Erstberatung 0 30 – 5 77 00 99 96
• Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
www.bvl-legasthenie.de
Beratungstelefon 0 27 61 – 66 00 41
• Beratung und Coaching für Eltern hochsensibler Kinder
Verena Anders | forum für neue möglichkeiten |
www.neue-moeglichkeiten.de
Telefon 06 61 – 29 19 67 04
• Empfehlungen zum Umgang mit Fernsehen, Computer und Internet
„Schau hin!“ Eine Initiative des Bundesfamilienministeriums mit ARD, ZDF, „TV-Spielfilm“ und Arcor
www.schau-hin.info
Telefon 0 30 – 52 68 52-132
Mo-Fr 9-13 und 14-18 Uhr
• Infos zu Schul- und anderen Familienthemen
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Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend +++