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Schulleiter Holger Arnold (Vogelsbergschule Lauterbach, links) im Gespräch mit Michael Richter vom Arbeitgeberservice des kommunalen Jobcenters. - Foto: Gaby Richter, Pressestelle Vogelsbergkreis

ALSFELD Ausbildungsmesse in Alsfeld

Schulleiter Holger ARNOLD im Interview

06.07.16 - Das Kreisjobcenter des Vogelsbergkreises veranstaltet auch in diesem Jahr am 22. September die Ausbildungsmesse in der Hessenhalle in Alsfeld. Michael Richter vom Arbeitgeberservice des kommunalen Jobcenters hat mit dem Schulleiter der Vogelsbergschule, Berufliches Schulzentrum in Lauterbach, Holger Arnold, über Ausbildung und Fachkräftesicherung gesprochen.

Jobcenter: Herr Arnold, mit wie vielen Schülerinnen und Schülern werden Sie in diesem Jahr wieder die Ausbildungsmesse in Alsfeld besuchen? Welche Schulklassen haben für die Teilnahme Priorität?

Arnold:Rund 400 Schülerinnen und Schüler aus den Abschlussklassen der Vollzeitbildungsgänge werden in diesem Jahr wieder an der Ausbildungsmesse teilnehmen.

Jobcenter: Ihre Einschätzung zur Ausbildungsmesse? Sehen Sie weitere Formen der Gewinnung von Auszubildenden?

Arnold: Die Ausbildungsmesse ist im Vogelsbergkreis ein wichtiger und etablierter Bestandteil der Personalgewinnung für die Aussteller und damit für die Unternehmen im Vogelsbergkreis. Diese ermöglichen einen Einblick in die angebotenen Ausbildungsberufe und Jugendliche können frühzeitig erste Kontakte zu Ausbildungsunternehmen knüpfen. Bereits während der Veranstaltung können Arbeitgeber aufschlussreiche Gespräche mit möglichen Bewerbern führen - so gewinnen beide Seiten einen ersten Eindruck für einen hoffentlich erfolgreichen Matching-Prozess.

Jobcenter: Im Leitbild der Vogelsbergschule bezeichnen Sie sich als „innovativer Partner im Netzwerk des Vogelsbergkreises und entwickeln das regionale Bildungsangebot zukunftsorientiert weiter.“ Wie sieht diese Partnerschaft in Bezug auf die Fachkräftesicherung im Vogelsberg aus? Welchen Beitrag kann die Vogelsbergschule zur Fachkräftesicherung im Vogelsbergkreis leisten?

Arnold: Wir sind auf der einen Seite Partner im Dualen System und unterstützen mit dieser Kernkompetenz die Unternehmen als Partner in der Ausbildung. Gerade für kleine und mittlere Handwerksbetriebe können und müssen wir in manchen Bereichen Ausbildungsinhalte abdecken, die von diesen Unternehmen nur teilweise abgebildet werden können. Darüber hinaus engagieren wir uns auch im Bereich der Nachqualifizierung von Fachkräften gemeinsam mit der Vogelsberg Consult, der Volkshochschule und anderen Trägern, um die benötigten Fachkräfte der Region zu qualifizieren. Auf der anderen Seite bieten wir mit den Fachschulen für Sozialpädagogik und der Fachschule für Betriebswirtschaft Weiterbildungsangebote in der Region, die sehr gut nachgefragt werden und die eine kontinuierliche und zum Teil passgenaue Weiterqualifizierung ermöglichen.

Jobcenter: Sie bilden in den verschiedensten Bereichen aus: Wirtschaft und Verwaltung, Gastronomie, Bautechnik, Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Metalltechnik und Packmitteltechnik. Wie beurteilen Sie die zukünftige Existenz der Fachklassen und wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Arnold: Generell verzeichnen wir in fast allen Berufsfeldern rückläufige Ausbildungszahlen. Die demografische Entwicklung und vor allem der Trend zum (Dualen) Studium verringern in allen Berufen die Ausbildungszahlen. Einige Fachklassenstandorte stehen deshalb zur Debatte und werden aktuell auf Ebene des Hessischen Kultusministeriums mit Schulträgern, Kammern und Verbänden sowie den Staatlichen Schulämtern diskutiert.
Das meiste Kopfzerbrechen bereitet uns an der VBS die Gastronomie und die Bautechnik, die stark rückläufige Ausbildungszahlen vorweisen und für die wir in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Konzepten die Beschulung im Vogelsbergkreis sichergestellt haben. Diese Maßnahmen geraten aber bei weiter sinkenden Schülerzahlen an ihre Grenzen, sodass eine Stärkung dieser Berufsfelder unabdingbar ist, wenn man diese Ausbildung im Vogelsbergkreis sicherstellen möchte.

Jobcenter: Wie sähe „Ihr Rezept“ aus, um jugendliche Flüchtlinge als Auszubildende zu gewinnen?

Arnold: Rezepte gibt es bei diesen sehr individuellen Ausgangsvoraussetzungen und Fällen leider nicht. Wir als Vogelsbergschule haben gute Erfahrungen mit intensiver Deutschförderung, einer intensiven Begleitung durch die unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen, Schulsozialarbeit sowie vor allem durch zusätzlichen sprachsensiblen Fachpraxisunterricht in unterschiedlichen Berufsfeldern gemacht. Darüber hinaus ist die Vernetzung mit den zuständigen Behörden aber vor allem mit den Unternehmen der Region ein ausschlaggebendes Kriterium, sodass es uns gelungen ist, schon einige Flüchtlinge bis zu einem Ausbildungsvertrag zu begleiten.
Eine weitere Begleitung auch während der dualen Berufsausbildung wird in den aktuell abgeschlossenen Ausbildungsverträgen von der Vogelsbergschule soweit als möglich unterstützt und ist aus unserer Sicht unabdingbar, um eine erfolgreiche Ausbildung zu gewährleisten. Hierzu wünschen wir uns zukünftig die notwendigen Ressourcen vom Land Hessen.

Jobcenter: Unternehmen werben offensiv für Auszubildende. Betriebe finden kaum noch Facharbeiter. Ihre Schule hat ein sehr breit gefächertes Bildungsangebot. Welche Entwicklung in Sachen Ausbildung und Qualifikation erwarten Sie insbesondere hier im Vogelsbergkreis?

ARNOLD: Leider gelingt es nicht immer, die von den Vogelsberger Schulen gut qualifizierten Nachwuchskräfte für eine Ausbildung in der Region zu halten oder Jugendliche aus anderen Landkreisen für Ausbildung im Vogelsbergkreis zu gewinnen. Ich erlebe zunehmend, dass die Sogwirkung der Ballungszentren – und da zähle ich für den Altkreis Lauterbach auch die Region Osthessen mit seinem Oberzentrum Fulda hinzu – immer mehr zunimmt. Darüber hinaus wird der Kampf um diese Fachkräfte von großen Unternehmen mit einer Vehemenz geführt, dass die kleineren und mittleren Industrie- und Handwerksbetriebe der Region häufig den Kürzeren ziehen und Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Gerade solche Unternehmen sind aber auch nicht davon zu überzeugen, schwächeren Jugendlichen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben. Gerne würden wir diese Unternehmen mit unseren Kompetenzen bei der Förderung dieser – aus ihrer Sicht nicht geeigneten Jugendlichen – unterstützen. Es sollte uns im Interesse der Region gelingen eine ausreichende Menge von Fachkräften zu qualifizieren. +++


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