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Viele Tränen geflossen: Friseur-Salon SCHUMACHER geschlossen - "gehen in Rente"
30.08.16 - In dieser umgebauten Garage haben sich die Kunden gern getroffen, manche sogar jeden Samstag. Der kleine, familiäre Friseursalon der Schumachers in Eichenzell (Kreis Fulda) war für viele wie ein zweites Zuhause gewesen. Es gab immer irgendetwas zu Reden, Neuigkeiten oder auch einfach nur ein Tässchen Kaffee. Umso schmerzlicher war es für die überschaubare Stammkundschaft am letzten Samstag: Wolfgang (68) und Gabriele (65) Schumacher sind jetzt offiziell in Rente, schließen für immer "ihr Schätzchen" am Ringweg 12. "Es sind einige Tränen geflossen - viele sind gekommen, um Danke zu sagen. Es war einfach toll, denn über die Jahrzehnte sind echte Freundschaften entstanden."
Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS blickte das Ehepaar auf eine "sehr spannende und reizvolle Zeit" zurück. "Wir hören eher mit einem lachenden als mit einem weinenden Auge auf", sagte Wolfgang Schumacher. Er ist seit 54 Jahren Friseur. "Meine Frau steht seit 51 Jahren am Stuhl. Zusammen sind wir 47 Jahe lang, Tag für Tag, zusammen an die Arbeit gegangen. Es war eine schöne Zeit." Richtig bekannt geworden war Schumacher in Fulda. Er hat vielen Promis die richtige Frisur aufgesetzt - unter anderem dem Ex-OB und Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Alfred Dregger oder Bischof Johannes Dyba (beide bereits verstorben). Auch Gabriele Schumacher zeigte sich stolz: "Ich habe meinen Job unheimlich gerne gemacht. Es war für mich eine Herzensangelegenheit. Jetzt ist aber die Zeit gekommen, aufzuhören."
Der letzte Kunde kam am Samstag um 13 Uhr dran. "Das war ihm ganz wichtig. Er hat den Termin extra acht Wochen vorher vereinbart", beschrieb Schumacher die enge Beziehung. Rainer Günther (51) aus Eichenzell ließ sich seit dem zweiten Lebensjahr von Friseurmeister Wolfgang die Haare schneiden. "Meine Mutter hat mich zu ihm gebracht und wir haben die Schumachers auf all ihren Wegen begleitet - mittlerweile 49 Jahre lang. Er ist heute für mich ein ganz wichtiger Vertrauensmann." Damals hätte der Haarschnitt 80 Pfennig gekostet, zuletzt 19 Euro. "Heute ist irgendwie ein komischer Tag", meinte Günther als er auf dem Stuhl saß.
Die Ära Schumacher begann 1962 am Luckenberg - im Friseursalon Wenig. Dort lernte Wolfgang Schumacher im Alter von 14 Jahre das Haareschneiden. Nach der Lehre ging es gleich weiter: Meisterprüfung in Frankfurt am Main (1970) und Selbständigkeit. 1972 übernahm er seinen ehemaligen Ausbildungsbetrieb, 1977 erfolgte der Umzug an den Gemüsemarkt. Dort beschäftigte Schumacher zu Spitzenzeiten 18 Angestellte und sechs Auszubildende. Und er blieb auch dort bis zur Umgestaltung des Gemüsemarkts 1996. Treue Begleiterin - und bis heute immer dabei: Ehefrau Gabriele - auch Friseurin. Bei ihr lag das Handwerk im Blut. Ihr Vater Edmund Seng betrieb in Neuhof-Hattenhof einen Friseursalon.
Mit der Schließung des Salsons Schumacher verliert die Region Fulda eine Institution. Und was für viele der Stammkunden, so das Friseur-Ehepaar, eines der größten Probleme der letzten Wochen war: "Wo soll ich denn jetzt higehen?" Schumacher sagte immer: "Zu einem meiner Kollegen." (Christian P. Stadtfeld) +++