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Bekommt die Rhöngemeinde nun doch noch einen riesigen Stausee?
08.09.16 - Zahlreiche Studien belegen es: Tourismus entwickelt sich abseits des Meeres dort am besten, wo es Binnengewässer gibt. Dies sieht auch Jörg Witzel (FDP) aus Tann/Rhön so. Der Politiker will nun an alte Pläne anknüpfen und den Bau eines Sees in der Rhöngemeinde vorantreiben. Noch in diesem Jahr will der FDP Stadtverband diesbezüglich einen Antrag stellen.
Vor etwa 30 Jahren gründete sich erstmals ein Verein, der das Tal zwischen Tann und Wendershausen fluten wollte. Durch die Ulster gespeist, sollte so ein riesiges Gewässer mit einer Gesamtlänge von ca. einem Kilometer entstehen, das den heimischen Tourismus ankurbeln sollte. Obwohl das Engagement der befürwortenden Bürger enorm hoch und die Finanzierung sogar weitgehend geklärt war, wurde der Bau des Sees damals verhindert. 2015 wurde der Verein, hauptsächlich aufgrund des mittlerweile hohen Alters bzw. Versterbens von Gründungsmitgliedern, aufgelöst.
„Wir geben in Tann jährlich ca. 200.000 Euro für den Tourismus aus“, sagt Jörg Witzel im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. „Die Übernachtungszahlen gehen trotzdem stetig zurück.“ Selbst Gemeinden wie Neuhof, die weit weniger in den Tourismus investieren würden, stünden bei den übernachtenden Gästen weit höher im Kurs als Tann, so der Politiker. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Flucht nach vorne zu wagen“, begründet Witzel den Antrag für den Bau eines Sees. „Dahin, wo Wasser ist, kommen auch die Menschen um Urlaub zu machen.“ Für die Zukunft der Rhöngemeinde bzw. des gesamten Ulstertals ohne ein Binnengewässer, sieht der Fraktionsvorsitzende der FDP schwarz, da diese nicht dauerhaft ohne Tourismus existieren könnten.
„In anderen Regionen, beispielsweise in Mecklenburg- Vorpommern, gibt es heute schon ganze Ortschaften, die verlassen sind. Die Leute denken immer, dass könne ihnen in ihrem Dorf oder in der eigenen kleinen Stadt nicht passieren. Sowas geht aber schneller, als einem lieb ist.“ Leerstehende Geschäfte prägen bereits jetzt das Stadtbild der einst belebten kleinen Altstadt, Überlegungen einiger Tanner Bürger wie beispielsweise die, die Schaufenster mit bunten Bildchen zu bekleben, um von den Leerständen abzulenken, dürften das Problem der fehlenden Touristen nicht lösen. Besser scheint die Idee, durch eine neue Freizeitattraktion wie eben den Bau eines Sees Gäste anzulocken.
„Uns ist bewusst, dass das Gebiet, auf dem der See ursprünglich entstehen sollte, mittlerweile Naturschutzgebiet ist“, sagt Witzel. „Einen Versuch, dieses Gelände zu nutzen, möchten wir trotzdem unternehmen. Ein See ist ja nichts, was gegen die Natur wäre.“ Alternativ, so der Fraktionsvorsitzende, würde man auch über andere mögliche Standorte nachdenken. Unabhängig vom Antrag der FDP soll nun ein neuer See- Förderverein gegründet werden. (Miriam Rommel) +++