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GREBENHAIN Podiumsdiskussion

Mehr Gespräche zwischen Erzeuger, Molkereien und Einzelhandel

09.09.16 - „Immer mehr Kühe und immer höhere Milchleistungen, irgendwann bricht dann der Milchmarkt zusammen“, so beschrieb Andreas Löffler zutreffend die derzeitige Situation auf dem Milchmarkt. Bei der Vorstellung seines Betriebes zur Podiumsdiskussion zum Thema „Milch“ auf dem „Brückenwiesenhof“ im Grebenhainer Ortsteil Ilbeshausen-Hochwaldhausen betonte er, dass in den Quotenjahren diese, mit zuletzt rund 1,1 Millionen Liter, immer eingehalten wurde. Mitverantwortlich für die schwierige Marktsituation sei der Handel, denn der stecke das meiste Geld ein.

Sorge bereiten dem Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes Karsten Schmal, die Betriebe mit 60 bis 80 Kühen, denn viele würden aufgeben. Für die konventionell arbeiteten Milchviehbetriebe bedeute der derzeitige Milchpreis eine sehr schwere Krise, die die Öko-Betriebe wegen des bedeutend höheren Milchauszahlungspreises nicht ganz so hart treffe, so Thilo Junge von der Frühauf GbR, als Pächter der Hessischen Staatsdomäne Selgenhof, Bio-Milchviehbetrieb mit Gutsmolkerei und Selbstvermarktung. Miriam Rabe von der Deutsche Tiernahrung Cremer GmbH & Co. KG betonte in ihrem Statement vor der Diskussion, dass die Wertschätzung für die Landwirtschaft bei den Verbrauchern noch bewusster gemacht und dabei darauf hingewiesen werden müsse, dass gute Qualität auch ihren Preis habe. Als ein weiteres Problem für die Betriebe bezeichnete Dipl. Kaufmann Günter Berz-List, Geschäftsführer der Schwälbchen Molkerei, dass die Preise bereits seit zwei Jahren auf niedrigen Niveau seien.

Mehr Verhandlungen der Lieferanten mit den Molkereien forderte Präsident Schmal in der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Anja Püchner, Leiterin des Amtes für Wirtschaft und den ländlichen Raum im Vogelsbergkreis geleitet wurde. Die Molkereien würden jede Preissenkung des Einzelhandels an die Lieferanten weitergeben: „So geht das nicht, denn dann gibt es bald keine Lieferanten mehr!“ mahnte Schmal. Dem pflichtete Thilo Junge zu und forderte höhere Milchpreise von den Molkereien, wenn diese und der Einzelhandel immer mehr Forderungen an die Milchviehhalter stellten. Als ein Beispiel wurde der Forderungskatalog von EDEKA an die Milchlieferanten genannt. EDEKA will zukünftig Mindestanforderungen an die Haltung von Milchkühen stellen, die deutlich über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen. In einer Präsentation formulierte der Lebensmittelhändler kürzlich Kriterien für die Weiterentwicklung des Tierwohles im Rahmen der Milcherzeugung für „Edeka-Eigenmarken".

So müsse die Haltung im Liegeboxenlaufstall oder Ähnlichem mit Außenklimakontakt durch 60 Prozent Offenfrontanteil, keine Anbindung, kein reiner Vollspaltenboden, erfolgen. Die Mindestfläche im Stall netto neun Quadratmeter je Milchkuh und ausschließlich Einsatz GVO-freier Futtermittel verwendet werden. In Punkto Molkereien betonte Klaus Löffler, dass diese den Auftrag hätten, die Milch zu verkaufen und nicht zu verramschen. „Wir haben die Arbeit und unser Essen, aber sonst nichts. So kann es nicht weitergeben“, betonte er und erhielt dafür starken Beifall der zahlreichen Besucher. Der Vorschlag eines Lieferanten, gerade bei der Milch mehr auf die Region hinzuweisen, aus der das Produkt komme, sei nicht machbar war vom Podium zu hören, denn der Einzelhandel habe die Hoheit über die Marken.

Scharfe Kritik ging dabei auch in Richtung Molkereien, die die einzige Branche sei, die Kontrakte über fertige Produkte abschließe, ohne vorher mit ihren Lieferanten darüber spreche. Ungeschoren kamen auch nicht die Politik und die Berufsverbände davon. So habe es seit Jahren Versprechen auf Verbesserung gegeben, es habe sich allerdings nichts getan, so ein Milchlieferant aus Südhessen. Dem entgegnete Präsident Schmal dass gerade der Bauernverband die Probleme der Landwirte bei den Gesprächen mit dem Einzelhandel immer vorbringe. Bei zu starker Kritik, werde man allerdings bei den nächsten Sitzungen nicht mehr eingeladen.

Einhellige Meinung aller Podiumsteilnehmer war, dass in erster Linie die große Milchmenge und in zweiter Linie eine mangelnde oder fast überhaupt keine Absprache zwischen Erzeuger, Molkereien und Handel an der derzeitigen Milchkrise Schuld sei. Kurt Wiegel dankte abschließend allen Teilnehmer für die faire und sachliche Diskussion und gab aber zu bedenken, wenn die Preise zwar jetzt etwas steigen würden, müsse man immer daran denken: „Nach der Krise, ist vor der Krise“. (gr) +++


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