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Tanzsportclub Rot-Weiß richtet 55. Lollsball aus - "Tradition und Zeitgeist"
09.10.16 - „Tanzen sie mit uns und genießen sie den Abend“, animierte Ilse Saal, Vorsitzende des (TSC) Tanzsport-Clubs Rot-Weiß, am Samstagabend die tanzbegeisterten Ballgäste. Der TSC Rot-Weiß Bad Hersfeld und die Kreisstadt Bad Hersfeld präsentierten in der Stadthalle den 55. Lollsball mit einem Tanzsportturnier der A-Klasse in den Lateinamerikanischen Tänzen um den Lollspokal 2016. Stadtrat Günter Exner versicherte in Vertretung von Bürgermeister Thomas Fehling, dass der Lollsball das gesellschaftliche Ereignis in der Stadt zum Auftakt des Lullusfestes ist. Moderator und Turnierleiter Franz Mahr vom TSC Fulda und Feuermeister Klaus Otto stimmten dem zu und sind sich einig, dass dieses Ballereignis künftig ausdrücklich als Start in die Lollswoche kommuniziert werden muss.
Taktgenaue und stilsichere Tanzmusik von der Tanz- und Showband „Seven up“ aus Fulda lockte die Tanzpaare bei vielen Tanzrunden immer wieder auf das Parkett, wo sie bei Cha-Cha-Cha über Walzer, Discofox bis zu Tango, Salsa oder Jive ihrer Tanzleidenschaft frönen konnten. In den Tanzpausen, die dem kulinarischen Genuss und angeregten Gesprächen gewidmet waren, erfreute außerdem ein bunter Programm-Mix aus den Reihen des TSC Rot-Weiß. Die Hip Hop-Kids, die Lateinjugend und die Rock´n´Roller zeigten die Ergebnisse der erfolgreichen Kinder- und Jugendarbeit des Vereins. Gekrönt wurden diese Showacts „in eigener Sache“ von der Hip Hop-Show der Start-Up-Crew des TSC Rot-Weiß.
Wie schon im vergangenen Jahr haben sich zum Tanzsportturnier lediglich drei Starterpaare angemeldet. Boris Kulakow und Evelyn Müller vom TSC Blau-Weiß der TV 1875 Paderborn, David Landwehr und Anna Pavlow vom TC Linon Bielefeld und die Vorjahreszweiten Artem Pusch und Ekaterina Klunk vom TSC Schwarz-Gelb Aachen begeisterten und überzeugten mit ihren mitreißenden Interpretationen der Turniertänze Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive, den Ansprüchen der einzelnen Tänze gerecht werdend. Dynamisch, sehnsuchtsvoll, stolz, voller Ausgelassenheit und Koketterie wirbelten die über das Parkett mit dem Ansporn, fleißig Punkte und Platzierungen für den Aufstieg in die weltweit höchste Klasse des Tanzsports, der Sonderklasse, zu sammeln.
Als Wertungsrichter fungierten Mathias Burk vom TSC Schwarz-Gelb Nidda, Nicole Grösgen-Riek vom TSC Grün-Geld Neu-Anspach, Kai Jungbluth vom TSC Fischbach, Martin Pongs vom TC Blau-Orange Wiesbaden und Claudia Selacek-Decher vom Schwarz-Silber e.V. Frankfurt, die mit ihrer fachkundigen Bewertung mit der Publikumsbewertung übereinstimmten. Mit dem dritten Platz mussten sich David Landwehr und Anna Pavlov zufrieden geben, die Vorjahreszweiten Artem Pusch und Ekaterina Klunk belegten auch gestern den zweiten Platz. Als Sieger und damit als Gewinner des Lollspokals gingen Boris Kulakow und Evelyn Müller aus dem Turnier hervor.
Das Schwere am Tanzen ist, das Schöne am Tanzen so zu zeigen, dass das Schöne des Tanzens nicht schwer aussieht. Das gelang den Turnierpaaren ebenso wie den sechs Latein-Paaren der TSG Blau-Gold Gießen, eine der besten Formationen Deutschlands, die zum ersten Mal überhaupt ihr neues Programm präsentierten. „Prince of Persia“ heißt die neue Choreographie, mit der sich die Lateinformation in der kommenden Saison an der Spitze der 2. Bundesliga behaupten will. Die Ballgäste erlebten eine faszinierende sechsminütige Darbietung der lateinamerikanischen Tänze, vermischt mit Akrobatiken wie dem Roundabout oder den rasant gedrehten Lankenau-Pirouetten. Ein Augenschmaus, der Höhepunkt des Lollsballs, der mit frenetischem Applaus belohnt wurde. Nach einer kurzen Verschnaufpause gewährten die Gießener gern eine Zugabe.
Fazit: Der TSC Rot-Weiß ist in Bad Hersfeld inzwischen der letzte Verein, der einen jährlichen Ball mit viel Engagement und Aufwand ausrichtet. Den Stellenwert der vergangenen Jahrzehnte erreicht der Lollsball inzwischen nicht mehr, was mehr als bedauerlich ist. Diese Veranstaltung hätte deutlich mehr Besucher, vor allem auch die Anwesenheit von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und weiteren Institutionen, verdient. Man muss kein Turniertänzer sein, um sich auf dem Parkett der Stadthalle zu bewegen und eine steife Etikette ist auch längst überholt. Im kommenden Jahr gibt es wieder die Gelegenheit, den Lollsball zu besuchen, um beim gesellschaftlichen Auftakt schwungvoll in die Lollswoche zu starten, gemäß dem Anspruch an die Tradition: „Am guten Alten woll´n wir halten“. Wenn sich wie beim Lollsball Tradition und Zeitgeist verbindet, lohnt sich der Besuch gleich doppelt. (Gudrun Schmidl) +++