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Pfarrer Stefan Bürger - Foto: Suria Reiche

FULDA Von Kürbis-Fratzen und Luthers Thesen

Wie passen Reformationstag und Halloween zusammen, Herr Pfarrer?

31.10.16 - Am Abend des heutigen 31. Oktobers werden landauf landab kleine Gespenster, Hexen und Zombies durch die Straßen laufen, an alle Türen klingeln und "Süßes, sonst gibt's Saures" rufen. Fragt man die kleinen Besucher, was denn heute für ein Tag sei, dann ist die Antwort klar: Es ist Halloween. In Deutschland feiert man am heutigen Montag jedoch seit 499 Jahren auch den Reformationstag. Den Tag, an dem Luther seine 95 Thesen zu Buße und Ablasshandel in Wittenberg angeschlagen haben soll und den Gläubigen die Angst vor einem "richtenden Gott" nehmen wollte. "Während er also Angst nehmen wollte, will das Halloween-Fest mit Kürbis-Fratzen und schaurigen Gespenstern mit der Angst spielen", findet Pfarrer Stefan Bürger von der evangelischen Kreuzkirche in Fulda.

Ausgehöhlte Kürbisse mit schaurigen Fratzen zieren dieser Tage den Eingangsbereich von zahlreichen Häusern. Gleichzeitig treiben sogenannte Horror-Clowns in vielen Gemeinden auch in Osthessen ihr Unwesen. Sie wollen Angst machen, ahnungslose Menschen erschrecken. Genauso wie die Gruselfilme, die das Abendprogramm rund um den 31. Oktober bestimmen. Was zwischen all dem jedoch ein wenig verlorengeht, ist der Reformationstag, den Protestanten bereits seit einem knappen halben Jahrtausend feiern. "Das ist vielleicht auch ein bisschen uns selbst geschuldet", sagt Bürger, "vielleicht haben wir es als Kirche versäumt, deutlich zu machen, was für uns dieser 31. Oktober ist."

Denn während Kinder verkleidet von Tür zu Tür ziehen, feiert die evangelische Kirche eigentlich den Tag vor 499 Jahren, an dem Luther mit seinem Thesenanschlag die Kirche reformierte. Am 31. Oktober 1517 nämlich soll er 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben und so auf die Missstände in der katholischen Kirche, die zu dieser Zeit wohl sehr verweltlicht war, aufmerksam gemacht haben - so die Überlieferung. Seine Thesen verbreiteten sich schnell in ganz Deutschland, und die Reformation nahm ihren Lauf. 

"Wir feiern am 31. Oktober also froh das Reformationsfest", sagt Pfarrer Stefan Bürger. Für ihn bedeutet der Tag nämlich, dass Luther versucht hat, den Menschen die Angst vor einem "richtenden Gott" zu nehmen. In diesem Jahr wird das sogar ganz besonders groß gefeiert: Denn mit dem diesjährigen Reformationstag wird das Reformationsjahr eingeleitet. "Das feiern wir bis zum 31. Oktober 2017, denn da jährt sich der Thesenanschlag zum 500. Mal." Das ganze darauffolgende Jahr wird mit vielfältigen Aktionen begangen, mit denen Bürger hofft, den Menschen nahezubringen, was die evangelische Kirche ausmacht. Am Freitag startete zum Beispiel die Aktion "95 Apfelbäume". Für jede These wird ein Baum gepflanzt. Außerdem sollen Banner mit Luther-Zitaten in 26 evangelischen Kirchen im Kirchenkreis aufgehängt werden. 

"Wir wollen jedoch nicht feiern, dass sich katholische und evangelische Kirche getrennt haben, sondern wir werden ein Christusfest feiern. Wir lassen zurück, was wir an Trennung jahrelang ausgefochten haben und konzentrieren uns auf den Glauben an Jesus Christus." Und der besteht immerhin schon viele, viele Jahre. Anders als der Halloween-Trend, der erst vor einiger Zeit von Amerika nach Deutschland geschwappt ist und nun, wie Bürger findet, schon langsam wieder am Abklingen ist. "Trends kommen und gehen. Die Reformation bleibt", sagt Pfarrer Stefan Bürger und schaut auf den Kürbis, der auf seinem Schreibtisch liegt. Diesen wird er nämlich nicht als Halloween-Deko verwenden, sondern eine Kürbissuppe daraus kochen. (Suria Reiche) +++ 


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