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Im Grabfeld ist zur Zeit Dr. Angela Michel vom Büro für städtebauliche Denkmalpflege unterwegs. Unser Bild zeigt sie bei ihrer Arbeit in Alsleben, wo sie mit Bürgermeister Kurt Mauer unterwegs war. - Fotos: Hanns Friedrich

28.08.08 - Bad Königshofen

Immer wieder Probleme bei der Kartierung von historischen Gebäuden

So schwierig hatte sich Dr. Angela Michel vom Büro für städtebauliche Denkmalpflege die Kartierung historischer Häuser im Grabfeld nicht vorgestellt. Seit einigen Wochen ist sie im Auftrag der Allianz Grabfeldgau unterwegs, stößt aber immer wieder auf Widerstand, da die Hausbesitzer nicht Bescheid wissen. So wurde sie schon bei ihrer Arbeit behindert oder gar vom Platz verwiesen. Ausweisen sollte sie sich und konnte dies allerdings nur anhand unserer Zeitungsberichte, die sie in der Tasche dabei hat. Vor allem in Eyershausen gab es massive Probleme. Gut gelaufen ist es dagegen in Herbstadt, Ipthausen oder auch in anderen Gemeinden. Als nächstes kommt Dr. Michel nun nach Klein- und Großeibstadt und in die Marktgemeinde Saal und hofft hier auf Verständnis bei der Bevölkerung.

Für Kurt Mauer, Sprecher der Allianz Grabfeldgau, ist die alles nicht nachvollziehbar. Man habe einen Auftrag erteilt und verstehe die Leute nicht. Anstatt Dr. Angela Michel zu unterstützen, gebe es diese Probleme. Mauer erinnert daran, daß die Altortkerne im Grabfeld in den Dörfern den Kommunalpolitikern nach wie vor Probleme bereiten. Die alten Häuser verfallen oftmals, Scheunen werden abgerissen und die Jungbürger wohnen in Neubaugebieten. Genau hier greift das Konzept der Allianz Grabfeldgau, der zehn Gemeinden angehören. Sie hatten ein Gutachten in Auftrag gegeben, das ein erstaunliches Ergebnis brachte: Die Ortskerne im Grabfeld gehören zu den wenigen in Bayern, die größtenteils noch in ihrer historischen Bausubstanz erhalten sind. (wir berichteten)

Oberkonservator Dr. Thomas Gunzelmann vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Schloß Seehof bei Bamberg bezeichnet die historischen Ortsbilder und Dorfstrukturen im Grabfeld als einmalig. In Bayern gebe es insgesamt lediglich noch 10 Prozent solcher Orte, die nachweisliche ihre Bausubstanz erhalten haben und denkmalpflegerisch eine Besonderheit sind. Deshalb entschied man sich auch in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Amt für Ländliche Entwicklung, dieses baukulturelle Erbe in den 24 Dörfern des Grabfeld zu erfassen und zu dokumentieren. Nach Abschluß der Kartierung Ende dieses Jahres will die Allianz Grabfeldgau auch notwendige Fördergelder für die Instandsetzung historischer Bausubstanzen beantragen. So ist dann auch wieder Leben im Altort möglich, sagte Allianz-Sprecher, Bürgermeister Kurt Mauer.

Damit bewahrheite sich das Motto „Schätze heben und bewahren im fränkischen Grabfeldgau“, das sich die Allianz gegeben habe. Als erster Schritt wird derzeit deshalb das einmalige, aber gefährdete baukulturelle Erbe in den Dörfern des gesamten Allianzgebietes erfasst und dokumentiert. Zunächst werden in den historischen Ortskernen die Denkmale, ortsbildprägenden regionaltypischen Bauten und die erhaltenen historischen Raumstrukturen erfasst und kartiert. Genau das ist die Aufgabe von Dr. Angela Michel vom Büro für städtebauliche Denkmalpflege, die auch die Gebäude und Anwesen fotografiert. Auf dieser Grundlage sollen dann die privaten Bauherrn beraten und auch wünschenswerte Erhaltungs- und Gestaltungsmaßnahmen nach dem Bayerischen Dorferneuerungsprogramm und der Denkmalpflege gefördert werden. Erfreulich: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege –Außenstelle Bamberg- und das Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken fördern dieses Vorhaben.

Bei der Auswertung und Darstellung der gesammelten Daten kommt das Geographische Informationssystem (GIS) zum Einsatz. Dabei werden die fotografierten und kartierten Gebäude, Bauwerke und historischen Bereiche einer Ortschaft digitalisiert und mit weiteren Geodaten wie der digitalen Flurkarte, der Uraufnahme von 1900 sowie textlichen Beschreibungen in Verbindung gebracht. Damit entsteht eine vielfältig auswertbare Arbeitsgrundlage für die Kommunen und für die Beratung der Privaten Bauherrn, die dann jederzeit am PC aufgerufen werden kann.

Dr. Angela Michel hat bei ihren Erhebungen festgestellt, daß Bereiche der Höfe und Hausanlagen im Grabfeld zum Teil bis zum 18. Jahrhundert und noch weiter zurück reichen. „Ich war wirklich sehr erstaunt, was es hier im Grabfeld noch alles gibt,“ sagte sie. Wichtig sei es, daß die Besitzer es erlauben, daß ihr Grundstück mit den Gebäuden aufgenommen wird und sich auch Fragen stellen lassen. Oft habe man hier große Angst, die allerdings unbegründet sei, da die Daten lediglich für die Erfassung der Gemeinden sind und nur von den Kommunen genutzt werden. Es sei wichtig, die Dörfer weiter zu entwickeln und historische Gebäude wieder zu beleben, fügte Bürgermeister Kurt Mauer an. Er regte deshalb an, daß Dr. Michel künftig bei ihrer Arbeit von Gemeindebeauftragten unterstützt wird, die mit ihr durch den Ort gehen und auch mit den Bewohnern die Kontakte aufnehmen. (hf) +++

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