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- Archivfotos: Martin Engel

BAD HERSFELD Bad Hersfelder Festspiele 2016

97.000 Besucher können Defizit nicht verhindern - Dickes Minus in der Kasse

Der Gesamtetat der 66. Bad Hersfelder Festspiele belief sich auf 7,5 Millionen Euro. Die kommenden 67. Bad Hersfelder Festspiele finden vom 23. Juni bis 20. August statt.

11.11.16 - Die 66. Bad Hersfelder Festspiele unter der Leitung von Intendant Dieter Wedel sind mit dem besten Besucher-Ergebnis der letzten zehn Jahre zu Ende gegangen. Insgesamt haben fast 97.000 Zuschauer die Aufführungen besucht. In diesem Sommer kamen im Vergleich zum Vorjahr fast 19.000 Besucher mehr, was einer Steigerung von über 23 Prozent entspricht. Das Schauspiel in der Stiftsruine erreichte Rekordzahlen mit einer Auslastung von 90 Prozent; dort inszenierte Dieter Wedel das Drama HEXENJAGD nach Arthur Miller mit Christian Nickel, Elisabeth Lanz, Richy Müller, Horst Janson, Brigitte Grothum André Hennicke, André Eisermann, Motsi Mabuse und den anderen wunderbaren Schauspielern. Ein Riesen-Erfolg (Auslastung 99 Prozent) war auch das Musical MY FAIR LADY mit Sandy Mölling, Cusch Jung, Ilja Richter und Gunther Emmerlich.

Trotz des großen Zuspruchs der Besucher mussten 348.000 Euro (plus 300.000 Euro Zuschuss ergibt ein Gesamt-Minus von 648.000 Euro, mehr dazu in Kürze, Redaktion) mehr aufgewendet werden als geplant. Leider hat das schlechte Wetter im Sommer das bis dahin gute Ergebnis getrübt, beim Sponsoring haben die Festspiele weniger Geld eingenommen als vor der Saison kalkuliert. Aber auch strukturelle Bedingungen, die eine Planbarkeit der Festspiele erschweren, wirken sich auf das Ergebnis aus. Sie betreffen Kosten, die zwar für die Spielzeit 2016 abgerechnet werden, aber erst die kommende Spielzeit betreffen, erklären die Festspiel-Organisatoren wenige Minuten vor Beginn der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagnachmittag in einer Pressemitteilung.

Intendant Dieter Wedel

"Für die Stadt beginnt das Rechnungsjahr am 1. Januar und endet am 31.Dezember des gleichen Jahres", erklärt Dieter Wedel. "Wir können aber nicht erst am 2. Januar anfangen, die neue Spielzeit vorzubereiten, das wäre viel zu spät." Darum rechne jeder Theaterbetrieb nach Spielzeiten, im Falle der Bad Hersfelder Festspiele wäre das vom 1. September bis zum 31. August des darauf folgenden Jahres. Der Festspiel-Intendant: "Für uns ist demnach die Spielzeit 2016 am 31. August beendet. Ab 1.September 2016 arbeiten alle Mitarbeiter der Festspiele, ob Festangestellte oder Freie für die Vorbereitung der Festspiele 2017. Das heißt, dass alle Kosten, die ab dem 1. September 2016 anfallen, dem Etat der neuen Spielzeit 2017 zugerechnet werden müssten. Beispielsweise sind die Verträge der Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros und sogar der Vertrag des Stellvertreters von Dieter Wedel, Joern Hinkel, am Ende der Spielzeit ausgelaufen. Da für die Spielzeit ‘17 von der Stadt noch keine Mittel zur Verfügung stehen, übernimmt die Filmfirma von Dieter Wedel die monatlichen Kosten, damit er einen wertvollen Mitarbeiter nicht verliert. Diese Kosten wird die Filmfirma in 2017 mit der Stadt verrechnen. Deswegen möchte Dieter Wedel die Umgestaltung in eine gGmbH, "um dieses Durcheinander künftig zu vermeiden und die einzelnen Spielzeiten auch rechnerisch sauber zu trennen."

Miserables Wetter

Dieter Wedel zu den Wetterbedingungen: "Wegen der zahlreichen Besucher waren wir zuversichtlich, auch finanziell ein positives Ergebnis zu erzielen. Leider hat uns der schlechte Sommer einen Strich durch die Rechnung gemacht, besonders bei den Vorstellungen auf der SPIELWIESE und im Schloss Eichhof. Die Besuche in der Stiftsruine planen viele Zuschauer langfristig, während sie für Vorstellungen auf der SPIELWIESE und im Schloss Eichhof eher auf die Wettervorhersagen achten und kurz vorher entscheiden.“ Selbst, wenn es mal nicht geregnet hatte, gab es längere Zeit nahezu jeden Tag eine Unwetter- und Sturmwarnung für den Abend. In der letzten Augustwoche hat sich das Wetter gebessert, und wir konnten sofort einen Besucheranstieg verbuchen." Leider hat das nicht ausgereicht, um die Verluste der Vorwochen (4,6 Prozent des Gesamtetats) auszugleichen.

Die kühlen Temperaturen im August trübten sogar das Interesse am Musical: Mit 65 Prozent Auslastung blieb, so Wedel, die grandiose Inszenierung von CABARET mit Helen Schneider, Bettina Mönch, Rasmus Borkowski, Kathrin Ackermann, Helmut Baumann und vielen anderen unter der Regie von Gil Mehmert, weit hinter den Erwartungen zurück. Naturgemäß waren besonders die SPIELWIESE und die Bühne im Hof des Schlosses EICHHOF mit den Aufführungen LAUREL & HARDY, SOMMERNACHTS-TRÄUMEREIEN und DER KREDIT vom Wetter betroffen. Dort mussten Vorstellungen abgebrochen oder ganz abgesagt werden, weil Starkregen keine Aufführungen mehr zuließ. "Weil die Zuschauer in der Stiftsruine zum Glück vor Regen geschützt sind, mussten nicht wie bei anderen Festspielen in diesem Jahr Vorstellungen unterbrochen oder abgesagt werden, erklärte Dieter Wedel, "sonst hätten wir noch weit größere Probleme bekommen. Man kann nur hoffen, dass das Wetter im Sommer künftig wieder stabiler wird!"

Die zwei Konzert-Abende der MESSA DA REQUIEM mit dem hessischen Konzert- und Festspielchor unter der Leitung von Ulrich Metzger mit Ben Becker als Sprecher in der Stiftsruine wurden von Publikum und der Kritik gleichermaßen gefeiert und bejubelt. Die Besuchererwartungen wurden aber leider nicht erfüllt. Wegen der enormen Höhe der Aufwendungen, es standen circa 230 Akteure auf der Bühne, bleib am Ende ein großer finanzieller Verlust.

"Die Stadt hat einen erheblichen Mehrwert durch die Festspiele. Deswegen wäre es wichtig, die Rentabilität zu berechnen."

"Man sollte nicht vergessen, dass während der letzten zwei Jahre die Bad Hersfelder Festspiele neu ausgerichtet wurden. Aber auf diesem Weg", so Wedel, "mussten wir auch einige Erfahrungen machen, die leider Geld gekostet haben. Die steigenden Besucherzahlen und das enorme Medieninteresse belegen, dass wir richtig liegen." Glücklich sei er, dass alle Abendvorstellungen von HEXENJAGD ausverkauft waren. "Ich glaube, dass die Zuschauer gemerkt haben, dass das Stück sie persönlich angeht. Der Wechsel zwischen großem, ernsten Schauspiel und dem heiter beschwingten Musical MY FAIR LADY hat sich bewährt." Der Mehrwert für die Stadt Bad Hersfeld, beispielsweise durch die deutschlandweite Berichterstattung, sei unbezahlbar. Vermutlich habe diese Aufmerksamkeit, die Hersfeld zunehmend auf sich zieht, auch eine Rolle gespielt bei Vergabe des Hessentags 2019 nach Bad Hersfeld. Die Festspiele lockten viele Gäste in die Stadt. "Wenn am Wochenende 3.500 Besucher durch die engen Gassen von Bad Hersfeld strömen, dann belebt das sicherlich auch die Umsätze der Restaurants, Hotels und Geschäfte", betont Dieter Wedel. "Um das zu belegen, wünsche ich mir einmal die Rentabilität der Festspiele für die Stadt wissenschaftlich berechnen zu lassen."

Auch Bürgermeister Thomas Fehling sieht das Konzept der Festspiele bestätigt: "Dieter Wedels HEXENJAGD hat unglaublich viele Menschen angelockt und zu Diskussionen und Gesprächen angeregt. Die Begeisterung, die MY FAIR LADY ausgelöst hat, war großartig. Ständig ausverkaufte Veranstaltungen in Schauspiel und Musical sind der beste Beweis dafür! Das zeigt, dass Dieter Wedel den richtigen Kurs eingeschlagen hat." Nicht nur die künstlerischen Leistungen seien erneut mehr als überzeugend gewesen, so der Bürgermeister weiter, besonders auch mit seiner Arbeit mit Hersfelder Jugendlichen und jungen Flüchtlingen im Rahmen seiner Inszenierung von KRABAT habe der Stellvertreter des Intendanten, Joern Hinkel einen positiven Beitrag für das soziale Leben, das Zusammenleben und das gegenseitige Verständnis nicht nur in der Stadt erbracht.

Zusätzliche Einsparpotenziale werden geprüft

"Bei allen künstlerischen Erfolgen ist aber auch klar, dass Einnahmen weiter gesteigert und Ausgaben noch viel genauer kontrolliert werden müssen als bisher", erläutert Dieter Wedel. "Wir müssen runter bei den Fixkosten und versuchen, auch an den Nebenkosten für die großen Aufführungen zu sparen, ohne dadurch die Qualität des Dargebotenen zu reduzieren. Da liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns."

Leider ist das Sponsoring ebenfalls hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Das lag nicht an der Bereitschaft der Sponsoren, die Festspiele umfassend zu unterstützen, sondern dass wir zukünftig wieder eine Person einstellen, die sich ausschließlich um die Sponsoren kümmert und sich um neue Sponsoren bemüht", betont Dieter Wedel. "Ohne Förderer sind die Festspiele überhaupt nicht möglich. Ich bin dankbar für die Unterstützung aller Sponsoren und für die Förderung durch den Bund, das Land Hessen, den Landkreis und die Stadt Bad Hersfeld." (pm) +++


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