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Die Kölschrockband "BAP" um den Frontmann Wolfgang Niedecken rockten die Esperanto-Halle in Fulda ... - Fotos: Martin Engel

FULDA "Sind Fulda und die Rhön Vororte von Köln?"

Hexenkessel Esperanto-Halle: "BAP" rockt Fulda - "Baut keinen Scheiß" - BILDERSERIE

Die Setliste des AbendsFrau, ich freu mich / Ne schöne Jrooß / Für ne Moment / Anna / Fortsetzung folgt / Aff un zo / Dä Herrjott meint et joot met mir / Die Ballade vom Vollkasko-Desperado / Alles relativ / Absurdistan / Vision von Europa / Diego Paz wohr nüngzehn / Unger Krahnebäume / Jraaduss / Wat schriev mer en su enem Fall / Paar Dach fröher / Do kanns zaubre / Kristallnaach / Arsch huh, Zäng ussenander / Verdamp lang her. Erste Zugabe: Dausende von Liebesleeder / Halv su wild / Alexandra, nit nur du. Zweite Zugabe: Amerika / Jupp / Stell dir vüür / Rita, mir zwei / Noh all dänne Johre.

05.12.16 - "Wir sind froh, dass wir in Fulda eine Steckdose gefunden haben, an der wir noch nicht gespielt haben", rief "BAP"-Gründer Wolfgang Niedecken am Samstagabend dem Publikum in der Esperanto-Halle zu und erinnerte an frühere Gigs im Schlosshof und an einen suboptimalen Auftritt in der Richthalle, wo mehrere Pfeiler die Sicht auf die Bühne versperrt hatten. "Wir haben heute extra keine Pfeiler aufgestellt", witzelte Niedecken, der die Esperanto-Halle als würdigen Veranstaltungsort für die "BAP"-Jubiläums-Tour lobte.

40 Jahre "BAP", das sind 70 Konzerte flächendeckend über die Republik verteilt, "um uns überall ein bisschen feiern zu lassen", sagte Niedecken, der zwischenzeitlich von einem Schlaganfall aus der Bahn geworfen war, seit längerem aber wieder fit ist. "Und wenn ich meine Sollbruchstellen zusammenhalte, dann machen wir mit etwas Glück das halbe Jahrhundert auch noch voll. Dann bin ich 75, also in etwa so alt wie die 'Stones' jetzt." 40 Jahre "BAP": Das erinnert auch an den Aufstieg des "kölschen" jungen Mannes, der sich in den 1970er Jahren zusammen mit ein paar Freunden in den Kopf gesetzt hatte, mit Rock-Musik gesellschaftliche Missstände zu benennen, zu einem der wichtigsten und besten Band-Leader Deutschlands.

Die Multi-Instrumentalistin Anne de Wolff wertete die Männerrunde mit Geige, Gitarre, ...

Die Tour ist - in Anlehnung an die aktuelle Platte - mit dem Titel "Lebenslänglich" überschrieben und bildet eine Mischung aus alten Hits und neuem Material. "'Die Ballade vom Vollkasko-Desperado' ist entstanden, weil die Leute heutzutage lieber Selfies wollen anstatt Autogramme", sagte der passionierte Anekdoten-Erzähler Niedecken. "Beim Autogramme-Schreiben konnte ich mich früher immer mit den Fans unterhalten. Einmal kam ein Typ, machte ein Selfie mit mir und ist gleich wieder weggegangen mit der Bemerkung: 'BAP ist ja nicht mehr politisch.' Ich habe gefragt: 'Welche Platte hast du zuletzt gehört?' Und er sagte: 'Das war eine aus der Mitte der 80er Jahre.'"

Ulrich Rode an der elektrischen Gitarre

Gründer und Frontmann der Band: Wolfgang Niedecken

Dem Publikum gefiel der Auftritt

"BAP" unpolitisch? Das ist vielleicht die Krux in der öffentlichen Wahrnehmung der Band heutzutage. Während die Hits von früher wie "Do kanns zaubre", "Kristallnaach" oder "Verdamp lang her" immer gehen und auch am Samstag die Esperanto-Halle in einen Hexenkessel verwandelten, ist Niedecken schon lange nicht mehr auf Charts-Erfolge aus. Seinem missionarischen Anspruch tut dies freilich keinen Abbruch. "Dat Eis der Zivilisation weed dönner," singt er in "Alles relativ" vom neuen Album und meint damit auch "den zynischen Kotzbrocken Donald Trump". Mit "Vision von Europa" macht er auf seine Aktion "Rebound" aufmerksam, in der Kindern und Jugendlichen im Kongo, die durch kriegerische Auseinandersetzungen verletzt und traumatisiert wurden, geholfen wird.

Bei aller Ernsthaftigkeit und Tiefe der Liedtexte muss festgestellt werden, dass das Konzert am Samstag schlicht und ergreifend ein großer Spaß war. Die Licht-Show war dezent und geschmackvoll, und die Band sprühte vor Elan: Ulrich Rode an der elektrischen und akustischen Gitarre ließ bei "Jupp" glattweg vergessen, dass es in den ersten 20 "BAP"-Jahren auch noch den "Major" Klaus Heuser gab, damals neben Niedecken der zweite prägende Kopf der Band. Michael Nass am Keyboard sowie Schlagzeuger Sönke Reich legten bei "Diega Paz wohr nüngzehn" beziehungsweise "Alexandra" psychedelische Soli hin, die den 70er-Jahre-Rockern von "Iron Butterfly" zu Ehre gereicht hätten. Werner Kopal am Bass war das funktionierende Rückgrat der Band, während die Multi-Instrumentalistin Anne de Wolff die Männerrunde mit Geige, Gitarre, Cello, Posaune und Xylophon aufwertete.

Das Publikum in Fulda, ab 40 aufwärts, zeigte sich zumindest bei den bekannteren Nummern textsicher. "Damit kommt ihr in der Südkurve vom Müngersdorfer Stadion auf jeden Fall durch", schmunzelte Niedecken und fragte: "Seid ihr sicher, dass Fulda und die Rhön kein Vorort von Köln sind? Ihr könnt ja richtig feiern." Schleierhaft, warum der Mittel-Saal in der Esperanto-Halle an diesem Abend bestuhlt war. Die Leute standen sowieso fast immer. "Neueste wissenschaftliche Untersuchungen haben festgestellt, dass auch ein 'BAP'-Konzert mal zu Ende geht", sagte Niedecken nach drei Stunden und 15 Minuten und läutete damit das Ende eines großartigen Abends ein. "Es war uns ein Fest. Kommt gut heim. Und baut keinen Scheiß!". (Matthias Witzel) +++

Die Esperanto-Halle verwandelte sich in einen Hexenkessel

Schlagzeuger Sönke Reich


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