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Bischof Algermissen: "Der Weihnachtsbotschaft gehört die Zukunft"
01.01.17 - Vor dem dunklen Hintergrund der Bilder blutiger Gewalt des zu Ende gehenden Jahres hätten Christen die Chance, die Weihnachtsbotschaft neu zu entdecken, betonte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Samstagabend im vollbesetzten Fuldaer Dom. „Gott kommt, um zu erfahren, wie es uns zumute ist, um in unsere leuchtend frohen und tränenverhangenen Augen zu schauen – immer durchbricht sein Licht die von Menschen produzierte Finsternis und schenkt die Hoffnung für ein ‚Dennoch‘.“ Der Oberhirte zeigte sich in seiner Silvesterpredigt davon überzeugt, dass der Botschaft von Weihnachten die Zukunft gehören werde. Dies sei eine begründete Hoffnung für das bevorstehende Jahr 2017. Jesus Christus habe in seiner Bergpredigt als Ordnung für eine neue Welt die Absage an die Gewalt und das Stiften des Friedens benannt. Dies habe er nicht nur seinen Zuhörern verkündet, sondern es auch so gelebt, als er sich gefangen nehmen ließ.
Es geschehe nichts ohne Gott, aber es gebe das „dunkle Geheimnis des Bösen“, unterstrich Algermissen. „In einer Welt, die sich immer mehr von Gott lossagt, bricht sich das Böse – in der Offenbarung des Johannes heißt es ‚der Teufel oder Satan, der die ganze Welt verführt‘ – immer mehr Bahn.“ Christen fragten sich, wie das Kreuz auch dieses Böse erlösen könne. „Fest steht das Kreuz, wenn alles wankt“ sei ein Wahlspruch der Kartäusermönche und bezeichne die Hoffnung, dass nicht die Spirale von Gewalt und Gegengewalt, sondern die weihnachtliche Botschaft „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“ trotz allem den längeren Atem habe.
Eingangs hatte der Bischof daran erinnert, dass die „Zeit zwischen den Jahren“ eine Zeit der Stille und Nachdenklichkeit angesichts der Rückschau auf das vergangene Jahr und der Unsicherheit im Blick auf die Zukunft sei. „Die frohe Einladung in dieser weihnachtlichen Festzeit besteht darin, dass wir uns für jenes Licht öffnen, das in der Finsternis leuchtet.“ Der Engel hatte in der Weihnachtsnacht nach der Geburt des Erlösers verkündet: „Fürchtet Euch nicht!“ Dies mache Weihnachten zur „Perspektive gegen alle Angst und Depression“. Mit dem Gott der Nähe schwinde auch in schwierigen Momenten und Krisenzeiten der Horizont der Hoffnung nicht. „Weil er in unsere Menschheit eingetreten ist und uns begleitet, darum sind wir nicht allein.“
Bischof Algermissen dankte den Frauen und Männern in den Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräten, in den Verbänden, Orden und Geistlichen Gemeinschaften, die den kirchlichen Umbruch mitgestalteten. Nicht vergessen werden dürften auch die, die sich vor Ort in den Kirchengemeinden für Menschen in Krankheit und Armut, „auch für solche, die ihre Heimat verlassen haben und auf der Flucht bei uns anklopfen“, einsetzten. Die Flüchtlinge hierher einzuladen, reiche nicht, sondern deren Aufnahme müsse auch organisiert werden. „Die ehrenamtlich Tätigen erinnern uns daran, dass unsere festlichen Gottesdienste ohne konsequenten Dienst am notleidenden Nächsten nur ein äußeres Spiel blieben. Die Feier der Eucharistie und der Dienst der Fußwaschung gehören untrennbar zusammen.“
Im Jahr 2016 hätten sich furchtbare Ereignisse zugetragen, die Bilder des Grauens in den Seelen zurückließen. Diese Szenerie sei der Zusammenhang, in den hinein die weihnachtliche Botschaft vom „Frieden auf Erden“ gesprochen werde. „Mitten auf dem Schauplatz der Welt ist die Krippe aufgestellt.“ Gewalt brachte Tod und Verderben in die Länder Syrien und Irak und nach Afrika und blieb die primäre der Fluchtursachen, die Menschen nach Deutschland trieben. Der sogenannte „Islamische Staat“ und seine Schreckenskrieger waren am Werk mit monströser Gewalt, die alles niedermachte. Der Bischof erinnerte an die Anschläge in Würzburg und Berlin. „Am 26. Juli erschütterte die teuflische Ermordung des alten französischen Priesters Jacques Hamel bei der Feier der Heiligen Messe in der Nähe von Rouen die Welt – es war ein Anschlag auf unsere katholische Kirche“, rief Algermissen in Erinnerung. Oft sei er in den letzten Monaten in diesem Zusammenhang gefragt worden: „Wie ist das zu verstehen, dass Gott offenbar nicht eingreift und das Böse zulässt?“ Gott sei indes kein „Uhrmacher-Gott“, der nur dann auf den Plan gerufen werde, wenn die Uhr stehengeblieben sei.
Maria habe ihrem Kind in der Krippe den Namen „Jesus“ gegeben, den ihr der Engel bei der Ankündigung seiner Geburt mitgeteilt habe. Der Name „Jesus“ bedeute „Gott hilft“ bzw. „Gott rettet“ und sei im Grunde ein „ganzes theologisches Programm“. Dieser Zusage entspreche der alttestamentliche aaronitische Segen: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil“. Bischof Algermissen unterstrich: „Im Segen berührt uns Gott, und wir dürfen wissen, dass wir nicht der Unberechenbarkeit eines blinden Schicksals ausgeliefert sind, sondern uns der liebevollen Fürsorge Gottes anvertrauen können.“ (bpf) +++