Firma Höltl Solutions in eigenständigem Insolvenzverfahren

11.01.17 - Das Softwareunternehmen Höltl Solutions aus Bad Hersfeld hat Insolvenz angemeldet - eine neuartige, eigenständige Form der Insolvenz namens EDUG (Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen). Johannes Schick (55), geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, sieht in diesem Verfahren eine große Chance für sein Unternehmen: "Es bietet uns die Möglichkeit, neue Strukturen aufzubauen und Altlasten loszuwerden."

1972 wurde das Unternehmen als Elektrofachgeschäft von Otmar Höltl gegründet. Inzwischen setzen die rund 100 Mitarbeiter rund acht Millionen Euro im Jahr um und entwickeln Software von Handelsunternehmen. "Vor zwei Jahren haben wir einen riesigen Auftrag angenommen, der einen Großteil unserer Kapazitäten hätte ausfüllen sollen. Leider ist dieses Projekt geplatzt. Das ESUG-Verfahren bietet uns nun die Möglcihkeit, wieder in ruhige Fahrwasser zu kommen und das Unternehmen auf die Zukunft vorzubereiten", sagt Schick im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Seit März 2012 gibt es das noch recht unbekannte ESUG-Verfahren, das die negative Konotation "Insolvenz" beseitigen und eher als eine unternehmerische Option darstellen soll. Es besteht die Möglichkeit der Eigenverwaltung der Unternehmen und einer frühen Einbeziehung der Gläubiger. "Wir haben das Unternehmen weiterhin im Griff, müssen uns aber an die Vorgaben des Amtsgerichts und des Sachwalters halten", erklärt Schick.

Ihm sei der Imageschaden durch den Begriff Insolvenz deutlich lieber, als schlechte wirtschaftliche Zahlen zu haben. "Wir wollen unser Unternehmen auf den Markt von 2020 vorbereiten. Mittelfristig streben wir sogar die Umfirmierung zur Aktiengesellschaft um. Dafür waren aber harte strukturelle Veränderungen nötig und eben die Beseitigung unserer Altlasten. Wir nutzen gesetzliche Möglichkeiten zur Konsolidierung aus und wollen gestärkt aus dem Verfahren hervorgehen." (Julius Böhm) +++