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Vor der Schlüsselübergabe an den jeweiligen Erdgasauto-Tester... - Fotos: jd / nw

...kommt (nur ganz wenig) "Papierkram"
12.09.08 - FULDA
Erdgasauto-Tester: 40 Prozent gespart - Wünsche an Automobilbauer
“Das Schönste ist nach dem Tanken das Bezahlen - wenn man weiß, ich hab jetzt voll getankt und dann an der Kasse hört: >Das macht 16,28 Euro<.“ Dieses erfreuliche Gefühl hatte Volker Eckhardt aus Alsfeld, der zweite Fahrer der laufenden „Aktion Erdgasauto-Test“, die osthessen-news in Kooperation mit dem regionalen Versorgungsunternehmen GWV (Gas- und Wasserversorgung Fulda) anbietet. In acht Kategorien – darunter Pendler, Familienkutsche oder Kurzstrecken - fahren Menschen aus der Region jeweils eine Woche ein gelbes „Erdgasauto“ (Marke VW Touran) und berichten dann über ihre Eindrücke. Heute: die Geschäftsnutzung und der Single. Deren bisherige Einschätzung: unschlagbar günstig, völlig problemlos beim Tanken und Fahren – aber nicht für „spritziges Überholen“ gemacht.
Erster „Tester“ war der 29-jährige Christian Baumann. Er ist Krankenpflegehelfer bei „Mediana Mobil – soziale Dienste für zuhause“ und fuhr von Donnerstag bis Donnerstag genau 513 Kilometer, überwiegend im Großraum Fulda. Den Verbrauch auf 100 Kilometer hat er notiert: 5,5 kg Erdgas. Deutlich weniger, als die sonst nötigen 10 Liter Superbenzin, die die Firmenautos brauchen, die eine Jahresleistung von etwa 25.000 Kilometern haben.
Auf den auffällig gelben Wagen angesprochen wurde er nicht; kein Wunder, denn zahlreiche seiner betreuten Patienten sind entweder bettlägerig oder verlassen ihre Wohnung eben seltener. Die Reaktionen des Familien- und Bekannenkreises waren positiv – obwohl sie das Auto ja wegen der Geschäftsnutzung nicht zu sehen bekamen: denn zum Wohnort Eichenzell-Rothemann fuhr Christian Baumann ja nicht mit dem „Dienstwagen“.
Da der Fahrtradius nicht zu groß war, gab es auch keine Probleme mit der Erreichbarkeit von Gastankstellen: an der „Haustankstelle“ der Mediana Unternehmensgruppe in Fulda gibt es auch eine Erdgaszapfsäule. „Gut klargekommen“ und „sehr gute Fahreigenschaften“ notierte der Tester. Aufgefallen ist ihm jedoch: „schwerfällig im Anzug.“ Für 109 PS habe man bisweilen doch „wenig Leistung“ verspürt. Dies sei aber so bei Erdgasautos, habe er von Fachleuten gehört.
Was sonst noch deutlich wurde: für den Zweck der mobilen Krankenpflege war das Modell VW Touran „zu groß“. Die Pflegerinnen und Pfleger fahren fast immer allein, haben auch nur eine normal große Tasche bei sich – da reicht auch ein kleinerer Wagen. Und so interessiert sich Mediana mobil nun eher für den erdgasbetriebenen Fiat Panda – und wird einen Umstieg auf Erdgas ernsthaft prüfen.
Auch für den zweiten Tester, den 43-jährigen Volker Eckhardt aus Alsfeld (Vogelsbergkreis) kommt, beim nächsten Fahrzeugwechsel, nun ein Erdgasauto in Frage. Für die Kategorie „Single“ hat der Diesel-Fahrer 830 km in der Woche zurückgelegt und war mehr als angetan. Die niedrige Tanksumme hat ihn - beim ersten Mal zahlen - so irritiert, dass er sich unsicher war, ob er überhaupt voll getankt hatte. Da der Verwaltungsangestellte mit seinem privaten Auto bereits einen recht niedrigen Verbrauch von 6,4 Litern „erfährt“, war der Unterschied rein in Litern nicht allzu groß: er hat – bei zwei Tankstellenfahrten – den Verbrauch von 5,9 und von 6,1 Litern umgerechnet. Die Ersparnis zum Diesel aber betrug für ihn rund 40 Prozent.
Einmal hat Volker Eckhardt den eingebauten „Gastank“ leer gefahren; die Umschaltung auf Benzin ging automatisch und ohne Probleme. Auch das Tanken habe „sehr gut“ geklappt und bekam das Gesamturteil: einfaches Prinzip. Mit der Fahrleistung war der Testfahrer zufrieden, stellte aber auch Defizite fest: „Insgesamt ein gutes Gefühl, aber beim Überholen wäre mehr Motorleistung wünschenswert“. Das sei bekannt, meinte heute Morgen bei der Autorückgabe Roland Köhl von der „Gasauto-Abteilung“ der GWV: „Spritzig sind die Erdgasautos im Anzug und beim Überholen gerade nicht. Das ist halt – im Moment noch - der Preis für das günstige und umweltfreundliche Fahren“.
Am Betriebsstoff Erdgas aber liege das nicht, sondern an den Motoren. Wenn die Automobilhersteller besser an das Erdgas angepasste Antriebsmaschinen produzierten und serienmäßig einbauen würden, hätten die Autos auch mehr „Zug“. Denn das Erdgas gebe rein kraftmäßig auch einen „Formel-1-Start“ her. Wünsche, die sich an die Automobilbauer richten, hatte auch unser Alsfelder Testfahrer. „Die Reichweite von gerade mal knapp 300 km ist sehr gering“ hatte er notiert und fände größere Tankvolumen, sofern technisch möglich, besser. Verbesserungsbedürftig auch die Tankanzeige: ein „voller Gastank“ sei nämlich nicht abzulesen.
Mit geduldiger Gelassenheit hat der „Single“ auf ein spontanes Problem reagiert: ausgerechnet in seiner Testwoche wurde die Erdgas-Tankanlage in Alsfeld an einen besseren Platz umgesetzt und war nicht zu nutzen. Die Folge für Eckhardt: er musste einmal in Lauterbach tanken und hat sich dann am Wochenende bei einem Ausflug – das geplante Auffüllen bereits im Blick – eine „Gastanke“ in Gießen in die Tourroute einbezogen. Und mit solcher Flexibilität wäre Volker Eckhardt auch ein „Top-Erdgasfahrer“: denn angesichts des noch „dünnen“ Tankstellennetzes in Deutschland sind die meisten im „planen“ richtig gut. (gw) +++

Das Tanken wird erklärt - hier von Roland Köhl (rechts) mit unserem Alsfelder Tester Volker Eckhardt

...und der war nach 1 Woche von den Sparmöglichkeiten sehr angetan

Das Modell VW Touran ist für uns zu groß...

...stellte Christian Baumann von "Mediana Mobil" fest - nicht viel größer als die Wagen der jetzigen Flotte wären erdgasbetriebene Fiat Panda (im Hintergrund)

Heute die 3. Übergabe: an Nadine Lomb aus Großenlüder

Sie fährt in der Kategorie "Pendler bis täglich 60 km"

Eine kurze Einführung, kleine Probefahrt...

....und ab in die Testwoche