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Neuordnung der Privatwaldbetreuung seit Vorjahr in Kraft
28.01.17 - Den Auswirkungen von Schadensereignissen, zumal bei sehr großen Kalamitäten, kann sich ein forstwirtschaftlicher Zusammenschluss nicht entziehen. Vor genau zehn Jahren sorgte Orkan „Kyrill“ bundesweit für 20 Millionen Festmeter (fm) Sturmholz. In Hessen waren es sechs Millionen, davon eine Million im Vogelsbergkreis und 500.000 fm im Forstamt Schotten. Diese Informationen erhielten die Mitglieder der Forstbetriebsvereinigung (FBV) Ulrichstein bei der Jahreshauptversammlung im Landgasthof Groh von Revierleiter Peter Kraus. Der Stadtwald Ulrichstein wurde mit 25.000 fm betroffen. Damit gingen etwa 18 Prozent des Holzvorrates verloren. Doch damit nicht genug: Es folgte 2008 Orkan „Emma“, ein Jahr später ein großer Käferbefall und 2010 mit „Xyntia“ und „Doris“ zwei weitere Orkane. Auch in den Folgejahren blieben die Waldbesitzer nicht von Kalamitäten verschont: 2011/Schneebruch, 2012/Windwurf Kleinfläche Rebgeshain, 2013/Sommerorkan, 2014/Schnee-,Eis-/Sturmbruch, 2015/Borkenkäferbefall Rebgeshain, Feldkrücken und 2016/Gewittersturm Ulrichstein, Rabenstück.
Kein positives Bild erhielten die Kleinprivatwaldbesitzer bei der Klimaprognose bis zum Ende des Jahrhunderts. So erhöhe sich die Jahresdurchschnittstemperatur um mindestens 2 Grad, trockene Sommer, Niederschlag stärker in der vegetationsarmen Zeit (Wintermonate) und die Sturmereignisse nehmen zu an Häufigkeit und Heftigkeit. Auch 2016 gehe wie seine direkten Vorgänger als sehr warmes Jahr in die Geschichte ein. Mit einer Durchschnittstemperatur von 9,6 Grad gehörte es zu den sieben wärmsten Jahren der vergangenen 30 Jahre. Qualität kommt nicht von alleine, meinte Revierleiter Kraus und wies auf die Jungbestandspflege hin. Gerade die Kulturen nach dem Orkan „Wiebke“ in der Nacht vom 28. Februar zum 1. März 1990 und ähnlich alte Erstaufforstungen seien in einem dringend pflegebedürftigen Alter. Mischbestände seien nicht an sich sturmfest, sondern müssten auch gepflegt werden. Versäumte Pflege könne später nicht einfach nachgeholt werden, sondern sei in der Regel mit Nachteilen wie Stabilitäts- und Qualitätsverlust verbunden.
Grundlegende Änderungen bestehen bei der Forstlichen Förderung. So ist das Forstamt nicht mehr Einreichungsstelle, dies bedeute eine höhere Verantwortung für die Antragsteller. Durch anspruchsvollere Antragsfristen sei eine frühzeitige Planung erforderlich. Es werde keine Eigenleistung mehr angerechnet, der Kontrollzeitraum sei länger und als naturschutzfachliche Anforderung werden mehr Laubholz und weniger „Fremdländer“ gefordert. FBV-Vorsitzender Gerhard Lipp informierte über den Holzmarkt und den Holzeinschlag. Die Nachfrage sei stabil, das vorjährige Preisniveau jedoch nicht ganz erreicht. Der Holzeinschlag im Privatwald sollte ein halbes Jahr vorher geplant und an die FBV gemeldet werden zwecks des Harvestereinsatz. Gemeldet werden müssten auch Änderungen des Eigentümers und der Fläche.
Bürgermeister Edwin Schneider, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft „Westlicher Vogelsberg“ teilte mit, dass gemäß eines Beschlusses der Mitgliederversammlung aus dem Jahr 2015 Alternativen zur Betreuung durch Hessen Forst gesucht wurden. Sieben Firmen seien angeschrieben worden, drei davon hätten kein Interesse gezeigt, zwei waren nur bereit einzelne Projekte zu übernehmen und lediglich zwei Firmen waren zur ganzheitlichen Betreuung bereit. Aus Sicht des Vorstandes hätten sich dabei keine wirklichen Alternativen zur Betreuung durch Hessen Forst ergeben.
Vorsitzender Gerhard Lipp kandidierte nicht mehr und so wurde Andreas Lipp an die Spitze gewählt. Da Herbert Eifert nicht mehr als stellvertretender Vorsitzender zur Wahl stand, übernahm Gerhard Lipp dieses Amt. Wiedergewählt wurden Rechner Walter Rausch und Schriftführer Dr. Artur Schneider. ++gr++