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Roman Melamed ist Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Fulda -

FULDA Trialog der Kulturen

Besuch in der Synagoge: Einblicke von Bar Mizwa bis Mazzot

11.02.17 - Im Religionsunterricht der Klasse 6 der Winfriedschule wurde das Thema Judentum behandelt. Die wichtigsten Informationen zur ältesten monotheistischen Religion, wurden von den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und in Gestalt eines Info-Plakates präsentiert. Einer der Mitschüler wird demnächst seine „Bar Mizwa“ feiern, ein Fest der Mündigkeit im Glauben, vergleichbar mit der Firmung bzw. Konfirmation im Christentum. Dies ist der willkommene Anlass, mit dieser Klasse die Synagoge in Fulda zu besuchen. Solche Begegnungen knüpfen an die Projekte an, die die Winfriedschule als Schule des „Trialogs der Kulturen“, gefördert von der Herbert Quandt-Stiftung, durchgeführt hat.

Alle männlichen Besucher respektieren den jüdischen Brauch, aus Ehrfurcht vor ...



Ziel ist es, durch persönliche Begegnung und das Gespräch von Menschen der drei großen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, zu einem friedlichen Miteinander in Respekt und Freiheit beizutragen. In einer Welt, die immer stärker die Konfrontation betont und zu gewalttätigen Konflikten neigt, wird der Versuch gewagt, religiöse und kulturelle Differenzen als Bereicherung wahrzunehmen.

Auch über Speisevorschriften erfahren die Schüler

Durch den Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Roman Melamed werden die Schüler herzlich empfangen und über die aktuelle Situation des jüdischen Gemeindelebens in Fulda informiert. Bei dem Vortrag im Gemeinschaftsraum, werden dann einige grundlegende Merkmale des jüdischen Lebens heute vorgestellt. Die Bedeutung der Thora, der Speisevorschriften, der ethischen Prinzipien wie des in Jahrtausenden gewachsenen jüdischen Brauchtums werden lebendig vermittelt. Es gibt reichlich Gelegenheit, persönliche Fragen beantworten zu lassen.

Mazzot heißt das ungesäuerte Brot

Der Besuch des kleinen Museums und Archivs stimmte die Gruppe nachdenklich. Die hier aufbewahrten Gegenstände aus der langen Geschichte jüdischen Lebens in Fulda spiegeln auch die Katastrophen und das Grauen wider, das die einst hier lebenden Fuldaer Juden erlitten haben. Pokale, die von den sportlichen Erfolgen jüdischer Sportvereine zeugen, gemahnen gleichzeitig an die Auslöschung des einstigen jüdischen Lebens. Das angekohlte Türschloss der einstigen Synagoge Fuldas hat auch einen Platz in diesem Museum gefunden. Es wurde von einer Familie, die gerade noch vor der Vernichtung in die USA flüchten konnte, als Erinnerungsstück „gerettet“ und vor ein paar Jahren der jüdischen Gemeinde hier wieder für das Museum geschenkt.

Als Abschluss des Besuchs versammeln sich die Jugendlichen im eigentlichen Gebetsraum, in der Synagoge. Alle männlichen Besucher respektieren den jüdischen Brauch, aus Ehrfurcht vor Gott das Haupt zu bedecken und setzen eine Kipa oder Mütze auf. Roman Melamed erklärt die Einrichtung der Synagoge: Vorne befindet sich der Schrein, in dem die Thora aufbewahrt ist, auf dem Vorhang stehen die Anfangsworte der zehn Gebote. Es gibt eine besondere Sitzordung für Männer und Frauen beim Gottesdienst. Im Gottesdienst spielen das Gebet und die Lesung aus der Thora die wichtigste Rolle. Einer der Mitschüler wird hier anlässlich seiner Bar Mizwa einen ausgewählten Text aus der Tora, auf Hebräisch, der Gemeinde vorlesen. Er wird gebeten, doch schon mal das Lesen vor der Klasse zu probieren. So wird das „Sch‘ma Jissraeil..“, das „Höre Israel“ , das die Einzigkeit Gottes ins Zentrum des Glaubensbekenntnisses stellt, von Jakob auf hebräisch vorgetragen. Dieser Moment bleibt den Klassenkameraden besonders in Erinnerung.

Roman Melamed überreicht Lehrer Raimund Roth noch eine große Packung „Mazzot“ aus Israel. Diese ungesäuerten Brote spielen bei der Pesach Feier, die an den Auszug aus Ägypten erinnert, eine wichtige symbolische Rolle. Alle sind schon begierig darauf zu „kosten“, wie diese Mazzot wohl schmecken. Aber das wird uns für die Abschlussrunde in der Mensa der Schule aufgehoben.

Auf dem Heimweg wird noch einmal an der Stelle verweilt, an der früher die Synagoge Fuldas stand, die 1938 in der Pogromnacht durch Brandstiftung vernichtet wurde: Heute „Am Stockhaus“. Raimund Roth liest kurze Auszüge aus Augenzeugenberichten von damals vor und erinnert an das Schicksal der jüdischen Bürger Fuldas , die in Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden. „Das sind ja ganze Familien!", so der erschütterte Ausruf einer Schülerin, als sie die Namenstafel der Opfer an diesem Ort liest.+++


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