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Rund 200 Biker beim traditionellen "Anlassen" - Abschlussgebet vor Fuldaer Dom
23.04.17 - Es ist schon immer ein ganz besonderes Bild: Männer und Frauen, gekleidet in Lederhosen und Bikerjacken lauschen andächtig der Predigt von Pfarrer Markus Schneider in der voll besetzen Pfarrkirche St. Markus in Fulda-Haimbach. Normalerweise finden hier ganz „normale“ Gottesdienste statt, zwei Mal im Jahr holen sich jedoch die Motorradfahrer aus der Region in der beschaulichen Kirche den Segen.
Pfarrer Schneider hat die Biker in diesem Jahr schon freudig erwartet, erzählt er bereits am Anfang des Gottesdienstes. „Heute kehren wir noch einmal in uns, bevor die aufregende Motorradsaison startet.“ Er wünscht sich, so sagt er, dass alle Anwesenden immer mit offenen Augen und Herzen unterwegs sein werden. Beschützt und begleitet von Gott. Der Pfarrer spricht von Orten, die wichtig sind. Er erzählt, dass für ihn so ein Ort die Milseburg ist. „Für mich ist das der schönste Berg auf der ganzen Welt.“ Schneider sagt auch, dass diese Orte mit Menschen verknüpft sein könnten. „Da fahre ich immer gerne hin, bei den Leuten ist es immer so lustig.“ Er erklärt, dass der Weg oft das Ziel sei. „Jesus sprach: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Licht. Ich muss mich auf den Weg machen wollen, um das Ziel zu erreichen.“ Die Augen des Herzens, des Geistes und der Seele zu öffnen, so sagt Schneider, „dazu lädt uns Jesus ein. Und genau das wünsche ich euch.“
Nach dem Gottesdienst versammeln sich alle vor der Kirche, Pfarrer Schneider segnet jedes einzelne Motorrad. „Das ist mir enorm wichtig“, erzählt einer der Wartenden. „Denn auch wenn ich kein regelmäßiger Kirchgänger bin, kann der Schutz von oben ganz bestimmt nicht schaden.“ Obwohl das Wetter heute ganz sicher nicht optimal ist – es ist windig und sieht nach Regen aus – sind die Motorradfahrer bei der anschließenden gemeinsamen Ausfahrt sichtbar bester Laune. Etwa eine Dreiviertelstunde sind die Biker unterwegs, bevor sie sich auf dem Fuldaer Domplatz zum Abschlussgebet treffen.
Auf einem Trike mit dabei ist Pfarrer Schneider. „Das wäre einfach unglaubwürdig, wenn ich jetzt nicht mitfahren würde“, sagt er. Außerdem mache die Ausfahrt unheimlich viel Spaß. Die Zeiten hätten sich einfach geändert, erklärt Schneider. „Heute wird der Glaube an Gott anders gelebt als noch vor 50 Jahren. Da muss man flexibel sein und seine Schäfchen eben dort abholen, wo sie gerade stehen.“ Und mit dem Segen Gottes, so ist er sich sicher, würde es sich viel besser fahren lassen, also ohne. (Miriam Rommel) +++