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Die Gerichtsbesucher kennen die lebensgroßen Frauenbildnisse von Elvira Bach - Fotos: Kira Weber

FULDA Gemälde von Elvira Bach

"Tugenden, Laster, Versuchung und Unschuld" vor Absturz gerettet

09.06.17 - Wer schon mal im Fuldaer Landgericht auf den Beginn oder die Fortsetzung eines Prozesses warten musste, kennt die lebensgroßen Frauengestalten, die mit verschiedenen Attributen versehen ihre Betrachter etwas von oben herab anblicken. Die Wandgemälde der Berliner Künstlerin Elvira Bach beherrschen das Foyer vor den Sitzungssälen schon seit Fertigstellung des Gerichts 1995. Die unkonventionelle Damenriege hat viele Fans, findet aber durchaus keinen uneingeschränkten Beifall und hat schon für angeregte Pro- und Conta-Diskussionen gesorgt. Die vielen Handabdrücke und Fingerspuren auf den Figuren zeugen vielleicht von den intensiven Versuchen, das Kunstwerk "zu begreifen".  

Als die Künstlerin vor 23 Jahren den Zyklus im Landgericht malte, war ihr Sohn dabei. ...Foto: Elvira Bach privat

Jetzt musste der Putz hinter den Gemälden gesichert werden


Vor kurzem machten sich Handwerker an den an den diversen Damen zu schaffen, rückten ihnen mit der Stehleiter auf die Pelle und bearbeiteten sie gar mit einer Spritze. Offenbar hatten sich unter dem Putz Hohlräume und in der in Folge Risse gebildet und er drohte mitsamt der Bemalung von der Wand zu fallen. Um das Gemälde zu sichern, musste der hohlliegende Putz mit einem speziell geeigneten Injektionsmörtel verfüllt werden. Dazu wurden die Risse leicht aufgeweitet und mit einem geeigneten mineralischen Mörtel verschlossen. Über kleine Bohrungen wurde der Injektionsmörtel durch Spritzen oder Schläuche kontrolliert eingefüllt. Anschließend wurden die Bohrungen verschlossen und die Oberfläche farblich retuschiert. Die angewandte Technik wird auch häufig in der Denkmalpflege zur Sicherung historischer Putzflächen angewandt, teilt die zuständige Fachabteilung in Wiesbaden mit. Die Arbeiten seien mittlerweile erfolgreich abgeschlossen worden. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 6.000 Euro.


Der jetzt wieder gesicherte Zyklus trägt den Titel "Tugenden und Laster, Versuchung und Unschuld" und thematisiert alles, was in einem Frauenleben vorkommen kann. Elvira Bach erinnert sich bei einem Telefonat mit O|N an die Fertigstellung der Wandbemalung vor 23 Jahren. "Der Frankfurter Architekt hatte mit den Auftrag für das großformatige Wandbild gegegben. Während der fünf Wochen, in denen ich die Frauenfiguren direkt auf den Putz malte, war mein kleiner Sohn mit dabei - und der ist jetzt schon ein ausgewachsenes Mannsbild!" Diese Zeit sei für sie eine besondere Erfahrung gewesen, denn sie habe währenddessen nicht nur in Fulda gewohnt und gearbeitet, sondern auch mit den benachbart untergebrachten Gefängnisunsassen Gespräche geführt. Die konnten ihr von den Zellenfenstern aus beim Malen zuschauen. Die Umgebung des Justizgebäudes habe sie zur Beschäftigung und Abbildung von Tugend und Laster, aber auch von Schuld und Unschuld inspiriert. Denn während der Verhandlungen im Gericht werde darüber entschieden, wie der Lebensweg eines Menschen weitergehe.(Carla Ihle-Becker)+++

 

 

 


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