Gert-Holger Willanzheimer neuer Vize-Chef der Staatsanwaltschaft

31.05.17 - Gert-Holger Willanzheimer weiß zwar, dass im ZDF regelmäßig der Freitagskrimi „Der Staatsanwalt“ mit Rainer Hunold in der Titelrolle läuft, gesehen hat er davon aber noch nie eine Folge. „Ich kenne sowieso kaum einen Film oder eine Serie, in der die Arbeit von Staatsanwälten so dargestellt wird, wie sie tatsächlich ist“, sagt Willanzheimer, und er muss es wissen, ist er doch seit vielen Jahren Oberstaatsanwalt und seit drei Wochen der neue stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Fulda.

"Achtung Personenkontrolle"

Wer in die Staatsanwaltschaft Fulda will, muss erst einmal durch die Schleuse - selbst ...

Fast 25 Jahre war der 61-Jährige für die Justiz in Marburg tätig, zunächst als Staatsanwalt und dann die letzten zehn Jahre als Oberstaatsanwalt und Abteilungsleiter mit Schwerpunkt Wirtschaftskriminalität. „Als mir die Stelle des Stellvertreters in Fulda angeboten wurde, konnte ich nicht widerstehen“, sagte er am Dienstag im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. „Die Kollegen haben mich sehr freundlich aufgenommen, und ich werde mich hier sicherlich schnell hineinfinden, auch weil die Staatsanwaltschaften in Fulda und Marburg etwa die gleiche Größe haben.“ Nur im Labyrinth der Gänge verlaufe er sich noch manchmal.

Steht Staatsanwalt Rainer Hunold im ZDF-Krimi stets im Zentrum der Ermittlungen, so ist Willanzheimers Arbeit vor allem auch Aktenwälzerei: „Da müssen die Fälle an die Sachbearbeiter weitergegeben und Berichte an übergeordnete Instanzen wie die Generalstaatsanwaltschaft oder das Justizministerium verfasst werden.“ Klar gebe es auch spektakuläre Untersuchungen: „Wir hatten mal in Marburg in den 90er Jahren einen regelrechten Verfahrenskomplex, wo ich bei den Durchsuchungen und Vernehmungen dabei war. Da ging es um einen Korruptionsskandal, in den mehrere Bedienstete und Beamte eines öffentlichen Bauamts verstrickt waren. Es gab kaum eine Bauakte ohne Unregelmäßigkeiten.“

Gert-Holger Willanzheimer in seinem neuen Büro.

Auch mit Mord und Totschlag hatte der Oberstaatsanwalt schon zu tun. „Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein Weißrusse verschwunden war. In Zusammenarbeit mit einem Sonderkommando des LKA haben wir akribisch geforscht, viele Zeugen befragt und kleinste Details ausgegraben. Den Täter haben wir schließlich in Russland gefunden. Der hat uns dann auch zur Leiche in einem Wald bei Frankenberg geführt.“ Aufräumen will Willanzheimer in diesem Zusammenhang mit einer weiteren TV-Mär. „Es stimmt zwar, dass es in der Gerichtsmedizin unangenehm riecht, aber ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Pathologe Menthol unter die Nase gerieben hat. Das gibt es einfach nicht.“

Für Willanzheimer ist sein Job ein Traumberuf. „Das Spannende ist, dass man weitgehend freie Hand hat und den eigenen Vorstellungen Rechnung tragen kann. Das kann ein Rechtsanwalt nicht, denn der ist ja dem Mandanten verpflichtet." Sich selbst beschreibt er als eher moderaten Oberstaatsanwalt. „Den ,harten Hund‘, wie er im Fernsehen oft dargestellt wird, gibt es unter den Kollegen nicht. Ich zum Beispiel lege großen Wert auf Objektivität und Fairness. Und Sie werden keinen Beschuldigten finden, der behauptet, ich hätte ihn über den Tisch gezogen.“

Die Staatsanwaltschaft Fulda am Rosengarten 4.

Seit er in Fulda ist, befasst sich Willanzheimer schwerpunktmäßig mit den "Reichsbürgern" oder auch "Selbstverwaltern", die die Existenz der Bundesrepublik leugnen und „von denen es hier deutlich mehr gibt, als ich von Marburg aus annahm. Deren Betätigung ist nicht per se strafbar – solange sie nicht die sogenannte Malta-Masche anwenden. Bei dieser Betrugsmethode werden zum Beispiel Verwaltungsbeamte unter Androhung von Vollstreckungsmaßnahmen mit illegalen Geldforderungen konfrontiert. Das würden wir dann natürlich als Nötigung und Erpressung verfolgen.“ (Matthias Witzel) +++