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ALSFELD Aufnahme Präsentationsstädte

EKD-Ratsvorsitzender zu Luthers Freiheitsbegriff und christlicher Verantwortung

06.06.17 - Im Rahmen der Vorlesungsreihe "Lectio Philippina" wurde die Stadt Alsfeld nach 400-jähriger Abstinenz am Donnerstagabend in der Marburger Universitätskirche feierlich in den Kreis mittel- und osthessischer Präsentationsstädte aufgenommen. Die Tradition, dass ausgewählte hessische Städte ein Stipendium an einen jungen Abiturienten ihrer Stadt vergeben und diesen damit im Collegium Philippinum der hessischen Stipendiatenanstalt in Marburg „präsentieren“ dürfen, reicht bis ins Jahr 1529 zurück.

Zwei Jahre zuvor hatte Landgraf Philipp der Großmütige, ein früher Fürsprecher der Reformationsbewegung Martin Luthers, die Marburger Universität gegründet. Mit Hilfe der finanziellen Unterstützung der Präsentationsstädte konnte jungen Menschen ein Theologiestudium ermöglicht und diese so an die junge evangelische Kirche gebunden werden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts befindet sich die Stipendiatenanstalt im Marburger Schloss, in dem 39 Studierende, mittlerweile aller Fakultäten, gemeinsam wohnen und studieren.

Mit der Aufteilung des landgräflichen Herrschaftsgebietes im Jahr 1607 verlor Alsfeld sein Präsentationsrecht. Dank Recherchen des Stadtarchivars Michael Rudolf und seiner Mitarbeiter wurde die alte Tradition 2016 wiederentdeckt und Vertragsverhandlungen mit der Universität Marburg eingeleitet. Am gestrigen Abend, dem Jahrestag des Thesenanschlags Luthers, unterzeichneten schließlich der Alsfelder Bürgermeister Stephan Paule, Universitätskanzler Dr. Friedhelm Nonne und Stadtrat Jürgen Udo Pfeiffer die Verträge in der Marburger Universitätskirche vor über 200 Besuchern, darunter EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm. Zukünftig kann die Stadt Alsfeld also einen Abiturienten nach Marburg entsenden und plant, so Paule, bereits eine Ausschreibung zum kommenden Wintersemester.

In der sich an die Unterzeichnung anschließenden Rede Heinrich Bedford-Strohms hob er die Bedeutung von Luthers Freiheitsbegriff für die damalige und vor allem für die heutige Zeit hervor. Christsein bedeute, dass die Freiheit und das Heil nicht erst verdient werden müssten, sondern von Gott geschenkt worden seien. Aus dieser Freiheit heraus solle gutes getan werden, nicht um Gott etwas zu beweisen, sondern aus christlichem Gewissen heraus. Bedford-Strohm legte besonderes Augenmerk auf die wirtschaftsethischen Schriften Luthers, der sich gegen die Bereicherung auf Kosten der Benachteiligten gewendet habe und damit auch wichtige Denkanstöße für heutige Debatten liefere.

Er rief alle Christen dazu auf, die Grundkonstanten des christlichen Glaubens in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Beim anschließenden Buffet im Kreuzgang der alten Marburger Universität, begleitet von der Musikgruppe Balazs International, wurden die Denkanstöße des EKD-Ratsvorsitzenden aufgenommen und noch bis in den späten Abend hinein diskutiert. +++


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