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- Foto: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Festspiel-Stars im Portrait (6)

Robert Joseph Bartl vertraut dem eigenen schöpferischen Genius

Mehr zur ReiheOsthessen ist im Festspielfieber. Wie auch in den vergangenen Jahren begleitet daher auch OSTHESSEN|NEWS das große Theaterfestival in Bad Hersfeld. Wöchentlich stellen wir Ihnen besondere Persönlichkeiten rund um die Festspiele vor. Begnadete Schauspieler und Nachwuchstalente portraitieren wir für Sie. Übrigens: alle Artikel rund um die Bad Hersfelder Festspiele finden Sie unter www.osthessen-news.de/festspiele +++

14.07.17 - Es ist sein dritter Festspielsommer in Bad Hersfeld. In Dieter Wedels erster Inszenierung „Komödie der Irrungen“ schlüpfte Robert Joseph Bartl 2015 in die Rolle des Zirkusdirektors, ein Jahr später erhielt er zusammen mit dem gesamten Ensemble den Hersfeldpreis für seine Darstellung des Meisters in Krabat. Bei den 67. Bad Hersfelder Festspielen brilliert der 44-Jährige als Thomas Cajetan in der Uraufführung „Martin Luther – Der Anschlag“. Kardinal Thomas de Vio, genannt Cajetan nach seiner Heimatstadt Gaeta, hatte als päpstlicher Legat seiner Heiligkeit Leo X. den Auftrag, den rebellischen Mönch Martin Luther streng zu verhören und zum Widerruf seiner unerhörten Thesen zu bringen. Andernfalls hatte er die Vollmacht in der Tasche, Luther als einen hartnäckigen Ketzer verhaften zu lassen, um ihn der päpstlichen Gerichtsbarkeit zuzuführen. Luther drohte das Todesurteil.

Eine der vielen starken Szenen in dem Luther-Stück mit Robert Joseph Bartl als Idealbesetzung. Für ihn hat Dieter Wedel als Autor und Regisseur ganz klar seine eigene Sicht auf Luther gezeigt. „Es geht ihm nicht um das ultimative Lutherbild“, lobt Robert Joseph Bartl, der weiß: „Jeder hat sein eigenes Lutherbild, sieht und beleuchtet den Reformator aus seiner Perspektive“. Robert Joseph Bartl arbeitet seit 2006 regelmäßig mit Dieter Wedel zusammen, so im Film „Mein alter Freund Fritz“ und während der Nibelungenfestspiele in Worms. „Kluge Regisseure mag ich gern. Bei mir geht nichts, wenn ich einen Regisseur nicht ernst nehmen kann. Dieter Wedel sieht Sachen und kann die auch benennen, das ist das Besondere. Für mich ist es wichtig, inhaltlich ein gutes Feedback zu bekommen“, versichert Bartl und ergänzt: „Mit Dieter Wedel verbindet mich ein großes Vertrauensverhältnis. Er kann sich auf meine Loyalität verlassen“.

Die wichtigste Rolle ist für Robert Joseph Bartl immer die, die er gerade spielt. Dabei verlässt er sich voll und ganz auf die eigene schöpferische Kraft und vertraut dem eigenen schöpferischen Genius. Sein Anspruch auch an die Rolle des Kardinals Thomas Cajetan: „Ich bin der Anwalt der eigenen Figur und trage die Verantwortung“. Erst als er das Rollenangebot bekam, hat sich Bartl, der seine spirituelle Heimat im bayerischen Katholizismus hat, intensiv mit dem Leben und Wirken Martin Luthers befasst. Die nahe Wartburg in Eisenach hat er bereits im vergangenen Sommer von Bad Hersfeld aus besucht, sich einer Führung angeschlossen und so auch das Luther-Zimmer gesehen. „Ich bin wahnsinnig begeistert von Luthers Poesie“, gesteht Bartl, der dessen Zitate, gesammelt als Luther-Alphabet in Buchform, immer wieder gern verschenkt. Wie Luther heutzutage kommunizieren würde, kann sich Robert Joseph Bartl gut vorstellen: „Er würde twittern und dabei sogar noch Donald Trump übertrumpfen“.

Robert Joseph Bartl wurde in Garmisch-Partenkirchen geboren. Er war gerade mal fünf Jahre alt, als er im Krippenspiel die Rolle des Heiligen Josefs übernehmen durfte. Die Geschichte hat ihn wahnsinnig aufgeregt, jeden Morgen musste er sich übergeben. Seine Mutter schlug vor, lieber einen Stern oder ein Schaf zu spielen, wenn ihm die Hauptrolle nervlich zu viel ist, plaudert der Charakterdarsteller aus dem Nähkästchen. Diese Begebenheit aus seiner Kindheit war letztendlich eine Initialzündung für ihn, denn dadurch musste er sich später gar nicht mehr bewusst für die Schauspielerei entscheiden. „Das war in mir drin, wollte nur noch raus“. Die Aufregung vor Premieren, manchmal auch vor der Hauptprobe, ist lange nicht mehr so schlimm wie vor knapp vierzig Jahren, aber Lampenfieber hat er immer noch, kann es inzwischen aber besser „lenken und steuern“.

Als gefragtes Ensemblemitglied hat er unter anderem am Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Schauspiel Frankfurt und am Bayerischen Staatsschauspiel mit seiner Bühnenpräsenz begeistert. Neben seinen Bühnenengagements widmet er sich vermehrt der Arbeit vor der Kamera. Einem breiten Publikum ist er seit 2014 als Gerichtsmediziner Dr. Matthias Steinbrecher im München-Tatort bekannt. Am 06. September 2017 beginnen die Dreharbeiten für eine neue Folge.

Das Lieblingsprojekt von Robert Joseph Bartl ist immer das Nächste. Das wäre der Tatort. Aber sein absolut liebstes Lieblingsprojekt ist das übernächste. „Die Nachtigall des Zaren“, eine inszenierte Lesung mit Arien der Barockzeit, basierend auf der Autobiographie des Star-Kastraten Filippo Balatri, feiert am 25. November 2017 an der Oper Halle Premiere. Bartl fungiert als Erzähler. Ein Kammerensemble auf historischen Instrumenten begleitet den Countertenor Leandro Marziotte. Ein Engagement mit Hörgenuss, denn es ist genau diese „alte Musik“, in diesem Fall hauptsächlich von Georg Friedrich Händel, die Robert Joseph Bartl berührt.

Alle Vorstellungen von „Martin Luther – Der Anschlag“ sind ausverkauft. Informationen unter www.bad-hersfelder-festspiele.de (Gudrun Schmidl)+++


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