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Wird FFT für 500 Millionen Euro an Chinesen verkauft ?
19.08.17 - Die FFT Produktionssysteme GmbH & Co. KG mit Sitz in Fulda steht offenbar kurz vor dem Verkauf an einen chinesischen Investor. Das erfuhr die Redaktion von O|N aktuell aus einer seriösen Quelle. Offenbar trägt sich das Unternehmen, ein weltweit agierender Systemanbieter von automatisierten Produktionsanlagen vor allem für die Automobil-, Nutzfahrzeug- und Luftfahrtindustrie - schon länger mit dem Gedanken an Verkauf an einen ausländischen Anbieter. Die fast 800-köpfige Belegschaft in Fulda ist über die brodelnden Verkaufsgerüchte äußerst beunruhigt, hat aber derzeit keinerlei verlässliche Informationen über den offenbar geplanten Deal. Dass die zum Aton-Konzern von Lutz Helmig gehörende Firma in Gesprächen mit chinesischen Kaufinteressenten steht, ist kein Geheimnis mehr, seit die Agentur Reuters im Juli eine entsprechende Meldung unwidersprochen verbreitet hat.
Demnach trieben besonders vier deutsche Unternehmen, die der Automobilindustrie zulieferten, die Verhandlungen mit potentiellen Käufern aus China voran. Namentlich werden FFT, Eisenmann, ZF Body Controls und Eissmann Automotive genannt. Hintergrund für die intensivierten Gespräche mit den Chinesen seien die Restriktionen, die die deutsche Bundesregierung aus Angst vor dem wachsenden Ausverkauf technologischen Knowhows ins Ausland auf den Weg gebracht hat. Deutschland sei das erste Land der Europäischen Union, dass seine Regeln für ausländische Übernahmen nach einer Reihe von chinesischen Kaufabschlüssen verschärft habe. Die übernommenen Firmen hätten den Chinesen Zugang zu wertvoller westlicher Schlüsseltechnologie ermöglicht. Das neue Vetorecht versetzt die Bundesregierung jetzt in die Lage, Übernahmen zu blockieren oder zu verhindern, wenn das Risiko besteht, dass wichtige Technologie ins Ausland verloren ginge. Die neuen Regelung müssten auch nicht vom Parlament genehmigt werden.
Auch über die womögliche Kaufsumme von FFT wurde in der Reutersmeldung spekuliert: demnach könnte das Unternehmen rund eine halbe Milliarde Euro erzielen. Geschätzt werde das acht- oder neunfache der für 2017 erwarteten Kernerträge von rund 60 Millionen Euro.
Eine Anfrage an die FFT-Geschäftsleitung, was es mit den Verkaufsabsichten tatsächlich auf sich hat, blieb heute unbeantwortet. FFT-Betriebsrat Johannes Wolf reagierte am Telefon ziemlich zurückhaltend auf die Frage nach dem Sachstand. Die Reuters-Meldung sei in der Belegschaft bekannt und habe natürlich für große Verunsicherung gesorgt. Entsprechende Nachfragen an die Firmenleitung seien aber bisher unbeantwortet geblieben. "Wir hoffen sehr, dass wir so bald wie möglich Klarheit über unsere Zukunft bekommen." (Carla Ihle-Becker) +++