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40 Jahre Juze-Jubiläum mit Veteranen-Treffen
25.09.17 - Das Jugendhaus an der Dippelstraße feierte seinen 40. Geburtstag und alle ehemaligen und gegenwärtigen Juze-Besucher feierten am Freitag und Samstag mit. Höhepunkt war der „Veteranen-Treff“ am Samstagabend mit „geiler Mucke“. Eine gute Gelegenheit, sich wieder jung zu fühlen, sich an die „Rotweinbande“ zu erinnern und gemeinsam auf den runden Geburtstag vom Juze anzustoßen. Viele ehemalige Stammgäste der ersten Generation, seinerzeit „handwerklich und inhaltlich sehr engagiert“, leiten heute zum Beispiel die Geschicke der Stadt als Stadtverordnete. Einer der Veteranen, der in den 80ern zu den besonders eifrigen Helfern gehörte, ist heute sogar Bürgermeister der Stadt.
Das Haus der Jugend und Vereine – so der eigentliche und offizielle Titel des Kinder- und Jugendhauses – gibt es seit 1977, als damals einzigen Jugendtreff in kommunaler Trägerschaft. Es gab ein „Vorläufer-Modell“ der Kirche im evangelischen Gemeindehaus am Kurpark – das L`Equipe, das Ende der 70er geschlossen werden musste. Am Freitag ließ Helgo Schmidt im Rahmen des offiziellen Teils die Anfänge und die Entwicklung des Jugendhauses Revue passieren. Nach 36 Dienstjahren ist er das Urgestein der Stadtjugendpflege. Nach vorherigem Praktikum stieß er am 1. Oktober 1981 zum Team und weiß um die Anfänge des Juze „zwischen Haschisch, Kirche und Politik“ rund um die Sozialarbeiter Hans Cornelius, Doro Buhle und Lisa Mollenhauer-Klüber. Es herrschte Aufbruchsstimmung, als sich das Jugendhaus immer stärker in die allgemeine Jugendarbeit einmischte. Gemeinsam mit weiteren Institutionen wurden Ferienspiele, Stadtjugendtage, die Stadtjugendnacht und die Jugendkulturwoche organisiert. Unvergessen bis heute ist das Live-Rock-Festival am Hallenbad im Jahr 1986, das mehrere tausend Besucher anlockte.
An Schmidts Seite wirkte viele Jahre Christiane Beyer, später dann Jutta Hendler, die inzwischen den gesamten Fachbereich Generationen leitet, zu dem auch die Stadtjugendpflege gehört. „Heute ist sie meine Chefin“, begrüßt Helgo Schmidt seine ehemalige Kollegin, die in ihrer Ansprache das unermüdliche Engagement von Helgo Schmidt lobt, der mit viel Herzblut seine soziale Arbeit verrichtet. „Von jeher haben wir die Jugendlichen beteiligt, einbezogen, ihnen Toleranz und Respekt vermittelt. Heute sind sie Erwachsene, aus denen was geworden ist“, freut sich Jutta Hendler, die außerdem gesteht, dass der damalige Kult-Song „I ve Got The power“ von Snap, der in Dauerschleife gespielt wurde, ihr Leben „begleitet“.
Das Bad Hersfelder Jugendhaus feierte seinen 40. Geburtstag gemeinsam mit dem Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF) sowie dem Stadtmusikverein (SMV), die beide ebenfalls seit 40 Jahren diese Räumlichkeiten nutzen. Der CBF trifft sich im Erdgeschoss, die Musikerinnen und Musiker des Stadtmusikvereins tragen ihre mehr oder weniger schweren Instrumente in den dritten Stock in einen lichtdurchfluteten, großzügigen Raum, der beste Voraussetzungen für die wöchentlichen Proben mitten in der Stadt bietet. Gewandelt hat sich mit den Jahren die Struktur der Angebote: Der offene Bereich, also das Jugendhaus als Treffpunkt, wird heute nur noch vereinzelt genutzt. Gefragter sind die Räumlichkeiten, die auch privat vermietet werden. Feten, Konzerte und Discos sind an Wochenenden nach Absprache möglich.
Mit den organisierten Freizeitangeboten trifft die aus dem Jugendhaus entstandene Stadtjugendpflege jedoch ins Schwarze: Mit Ferienspielen, Schwimmkursen, Theater und anderem mehr werden rund 400 junge Menschen erreicht. Helgo Schmidt, der seit 17 Jahren von Bady Buhle tatkräftig und kreativ unterstützt wird, hebt einige der Angebote hervor. Erwähnenswert ist die Nik´laus Beach Party im Aquafit, die in diesem Jahr zum 20. Mal ausgerichtet wird. Auch die Bambini- und die inzwischen 50 Schüler-Sommer-Freizeiten werden stark frequentiert. Immer dienstags öffnet im Jugendhaus das "Café ohne Grenzen" mit Sprachangebot für die Eltern und offenem Spielangebot für Kinder.
Anfangs wurden die Mitarbeiter des Jugendhauses mit Vorwürfen aus der Stadtpolitik konfrontiert. Erst ab Mitte der 80er Jahre wurde die Einrichtung endlich nicht mehr infrage gestellt. Schon lange ist das Jugendhaus fest etabliert, genießt große Anerkennung und ist im Grunde unverzichtbar. Hier finden die Kinder und Jugendlichen unter dem Motto: "Freizeit gestalten -Ideen einbringen - Angebote nutzen" eine Anlaufstelle in einem Haus, in dem auch getanzt und Theater gespielt und vor allem Integration gelebt wird. Und vor allem: hier spielt die Musik.
Am Samstagabend teilten sich gleich drei Bands die Bühne des Jugendhauses mit dem 30 Jahre alten Graffiti im Rücken. „Choose to live“, „The Ugly Earthlings“ und „Kill Authority“ heizten den Berufsjugendlichen mächtig ein. Christian Friedrich, Tibor Ambrusits, Michael Maaß und Eric Engelhardt, die Bandmitglieder von „Kill Authority“, haben sich aus diesem Anlass nach 25 Jahren einmalig wieder vereinigt. Dieser Auftritt ist umso beachtenswerter, wenn man bedenkt, dass Christian Friedrich für mehrere Proben und für den Auftritt jeweils aus Kopenhagen angereist ist. Viele Hersfelder werden sich auch an ihre "Monsters of Lolls-Konzerte" erinnern.
Bei allem Spaß gibt es auch klare Regeln und so hält Helgo Schmidt seit 36 Jahren im Jugendhaus die Zügel in der straffen Hand. Die im Obergeschoss des Jugendhauses öffentlich einsehbaren, von ihm ausgesprochenen Hausverbote zeugen von seinem Durchsetzungsvermögen. „Der Ablasshandel vom Jugendhaus“ wurde diese witzige Aktion getitelt, bei der alle Sündenböcke von damals an ihre Schandtaten erinnert wurden, vierzig Jahre später durch eine Spende für das Jugendhaus allerdings ihren Seelenfrieden wieder erlangen konnten. (Gudrun Schmidl) +++