Archiv
Raritäten deutschsprachiger Romantik - beeindruckendes WINFRIDIA-Konzert
02.10.17 - Passend zum plötzlich aufkommenden Gewitter am Samstagabend führte der Städtische Konzertchor Winfridia ein besonderes Programm mit dem Titel „Gruselromantik“ in der Orangerie auf, das Raritäten der deutschsprachigen Romantik enthielt. Begleitet wurde die Winfridia durch die Erzgebirgische Philharmonie Aue und fünf Solisten. Seit geraumer Zeit stellt der Fuldaer Chor die Konzertprogramme unter ein weltliches Motto. Hierdurch gelingt es, neben Stücken von Weltrang auch Kompositionen zur Aufführung zu bringen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Dirigent Carsten Rupp sowie der Vorstand des Vereins beweisen hierbei ein feines Gespür. Die Programmauswahl bereichert das Kulturangebot in Fulda – so auch heute.
Zu Beginn erklang Erich Wolfgang Korngolds „Der Sturm“, eine Vertonung von Heine Gedichten. Als schöne Reminiszenz zu Vaughan Williams‘ „Sea Symphony“ entstanden farbenprächtige Klangbilder von Chor und Orchester zu einer turbulenten Nacht auf See. Diese Aufführung nahm im Übrigen der Schott-Verlag zum Anlass, einen Klavierauszug dieses fast vergessenen Werks herauszugeben, um es künftig stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.
Schaurig ging es weiter. Eduard Mörikes „Der Feuerreiter“ erzählt die Geschichte einer mythischen Gestalt, die Unglücke vorhersieht bis das Schicksal dem rastlosen Treiben ein Ende bereitet. Das Werk ist als freies Chorlied konzipiert, in das Choralpassagen eingestreut sind. Die neue Bühnenkonfiguration im Stadtsaal (Chor und Orchester vor der Bühne) erwies sich bereits hier als Glücksgriff, da die Lautmalereien deutlich unterstützt wurden und selbst leise Stellen im akustisch schwierigen Saal gut zum Tragen kamen.
Aus dem Spätwerk von Robert Schumann wurde vor der Pause „Vom Pagen und der Königstochter“ aufgeführt. Von einer gescheiterten weil ungleichen Liebe handeln vier Balladen von Emanuel Geibel. Schumann lässt die fünf Solisten (Judith Christ, Kathrin Zukowski, Deren Eladag, Bavo Orroi, Marcel Raschke) und den Chor im Wechsel agieren. Die fast opernhafte Szenerie wurde von den noch jungen Solisten gut gemeistert.
Höhepunkt des Abends war Felix Mendelssohn Bartholdys Vertonung von Goethes „Walpurgisnacht“. Es wimmelte von Druiden und keltischen Heiden, die im rohen Widerstreit mit herannahenden Christen obsiegen und so ihr Brauchtum vor Einflussnahme schützen. Mit großer Kraft musizierte das gesamte Ensemble, insbesondere brillierten Marcel Raschke als Wächter und Bavo Orroi als Druide. Das Publikum nahm die Darbietung begeistert auf, so dass eine Zugabe den schaurig-schönen Abend wunderbar vollendete (D.S.). +++