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Klinikum Hanau als Kompetenzzentrum zertifiziert
25.10.17 - Die Schilddrüse produziert Hormone, die für den Organismus lebenswichtig sind. Doch was ist, wenn das im gesunden Zustand nur circa 20ml große Organ im Hals nicht mehr richtig funktioniert? Wenn die Schilddrüse den Körper nicht mehr optimal mit Hormonen versorgt, beeinflusst das alle weiteren Organe sowie den Stoffwechsel negativ und bringt viele Beschwerden für Betroffene mit sich. In einigen Fällen kann mit einer hormonellen Medikamententherapie geholfen werde.
Eine Schilddrüsenoperation ist vor allem dann notwendig, wenn der Verdacht besteht, dass ein Knoten bösartig oder die Schilddrüse zu groß ist. Dass das Klinikum Hanau für Patienten hier die richtige Anlaufstelle ist, wurde jetzt von der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Endokrinologie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie bestätigt. Sie hat der Chirurgischen Klinik I unter der Leitung von Prof. Dr. med. Peter Langer das Zertifikat als Kompetenzzentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie verliehen.
„Diese Bescheinigung freut mein Team und mich natürlich sehr. Sie bestätigt die langjährige Tradition der Schilddrüsenoperationen am Klinikum Hanau, verifiziert aber auch von externer Stelle die notwendigen strukturellen und operativen Qualitätsstandards“, erklärt Chefarzt Prof. Dr. med. Langer. Auch der Geschäftsführer des Klinikums, Volkmar Bölke, freut sich über das neu zertifizierte Zentrum: „Pro Jahr führt das Team der Chirurgie I über 300 Operationen an Schilddrüsen und Nebenschilddrüsen durch. Unser Zentrum ist eine der wenigen zertifizierten Adressen im Rhein-Main-Gebiet und eines der wichtigen großen Zentren der Region.“ Innerhalb des Zertifizierungsprozesses wurden Kliniken evaluiert, die eine bestimmte Mindestanzahl an Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenoperationen mit einem gewissen Schwierigkeitsgrad durchführen.
Die wichtige Aufgabe der Schilddrüse sollte nicht unterschätzt werden. Sie besteht vor allem darin, die Hormone Thyroxin und Trijodthyronin - auch T4 und T3 genannt - herzustellen. Diese Schilddrüsenhormone wirken sehr vielfältig: T3 und T4 beeinflussen zum Beispiel den Sauerstoffverbrauch der Zellen, den gesamten Energiestoffwechsel (Verstoffwechselung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen), die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems und des Magen-Darm-Traktes, Wachstums- und Differenzierungsvorgänge sowie die geistige Entwicklung bei Ungeborenen und Kindern. Ihre Wirkung ist zudem teilweise eng mit der anderer Hormone verknüpft. Die Hormonproduktion der Schilddrüse wird durch das Gehirn gesteuert. Je nach Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut, reguliert die Hirnanhangsdrüse durch das so genannte TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon), ob die Schilddrüse „angekurbelt“ oder „gebremst“ wird. Eine Störung kann durch eine Blutuntersuchung der verschiedenen Schilddrüsen- und Steuerhormone untersucht werden.
Wurde eine Schilddrüsenerkrankung durch eine solche Blutuntersuchung nachgewiesen, ist es Aufgabe der Klinik bestimmte Qualitätskriterien zu erfüllen. Dabei kommt es vor allen Dingen auf bestimmte Qualitätskriterien an, wie die Anzahl von Schädigungen der Stimmbandnerven, Nachblutungen und Verletzungen der Nebenschilddrüsen. Die Klinik muss hier nachweisen, dass eine bestimmte Maximalzahl der Komplikationen nicht überschritten wird. Neben diesem sehr chirurgischen Schwerpunkt der Zertifizierung sollte die Klinik außerdem ein Netzwerk zur Behandlung der Patienten zur Verfügung stellen. Dort müssen in erster Linie Nuklearmediziner, welche die notwendige Diagnostik und den größten Teil der konservativen Therapie durchführen, sowie unter anderem Pathologen und HNO-Ärzte, einbezogen werden. Aus diesem Grund leiten Privatdozent Dr. med. Michael Zimny von der Nuklearmedizinischen Praxis in der Nußallee und Prof. Dr. med. Peter Langer das neue Zentrum auch gemeinsam. Zusätzlich wird gefordert, dass bösartige Diagnosen in einem Tumorboard besprochen werden und dort sämtliche Therapieentscheidungen interdisziplinär getroffen werden. Durch diese Vorkehrungen leistet das Zentrum einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung und gewinnt so das Vertrauen der Patienten. (pm) +++