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Matthias und Jannis Deppe: Familienduell beim Spitzenspiel
04.11.17 - Mehr Spitzenspiel geht fast nicht: In der Handball-Landesliga empfängt am Samstag (18:30 Uhr) der Tabellenzweite TV Hersfeld den Tabellendritten HSG Großenlüder/Hainzell. Die Geistalhalle in Bad Hersfeld wird wohl aus allen Nähten platzen. Doch hinter dem Spitzenspiel steckt auch eine besondere Geschichte.
Nein, der Sonntagmorgen werde ablaufen wie immer. Kaffee, Frühstück – alles ganz normal. „Wir blenden das völlig aus“, sagt Matthias Deppe, nur um hinzuzufügen: „Ein bisschen flachsen werden wir aber bestimmt.“ Worum es geht? Am Abend zuvor werden sich Matthias Deppe und sein Sohn Jannis zum ersten Mal überhaupt als Gegner gegenüberstehen. Der Vater ist Trainer der HSG Großenlüder/Hainzell, der Sohn Spieler beim TV Hersfeld.
Und so wird das Spitzenspiel der Landesliga auch zu einem Familienduell. „Das wird sehr ungewohnt werden. Bislang habe ich ja immer unter ihm und nicht gegen ihn gespielt“, sagt Sohn Jannis als ON|Sport Vater und Sohn zum Interview trifft. Aber was, wenn der Sohn den entscheidenden Treffer für die Hersfelder markieren würde? „Dann wäre ich als Vater natürlich schon stolz“, sagt Matthias Deppe, „aber egal, wie das Spiel ausgeht: wir werden jedes Ergebnis akzeptieren, weil der bessere gewonnen hat.“
Matthias und Jannis Deppe, die in Alsfeld leben, sind Protagonisten eines richtigen Spitzenspiels: Am siebten Spieltag der neuen Landesliga-Saison empfängt der TV Hersfeld, Tabellenzweiter, die HSG Großenlüder/Hainzell, den Tabellendritten. Mehr Spitzenspiel geht fast nicht. „Die Bude wird brechend voll werden. Alle können sich auf ein richtiges Handballfest freuen“, blickt Matthias Deppe dem Spiel voller Vorfreude entgegen.
Hersfeld für Matthias Deppe Topfavorit
In der heimischen Geistalhalle sind die Jungs von Dragos Negovan eine Macht, verloren in der letzten Runde kein einziges Spiel vor eigener Kulisse und sind auch in diesem Jahr nach sechs Spielen noch ungeschlagen. Zumindest für eine Nacht – Tabellenführer Melsungen II spielt erst Sonntag – wird je nach Ergebnis eine der beiden Mannschaften an die Spitze klettern. „Die vier Mannschaften, die jetzt oben stehen, werden auch am Ende dort stehen“, sagt Matthias Deppe über das Quartett Melsungen II, Hersfeld, Großenlüder und Baunatal.
Für Matthias Deppe, der bereits als Jugendtrainer beim TVH war und dort Sohn Jannis trainierte, sind ohnehin die Hersfelder Favorit auf den Aufstieg. „Sie haben die richtige Mischung, können verschiedene Tempos und Systeme spielen“, schiebt Vater Deppe die Favoritenrolle in Richtung seines Sohnes. Doch an die Oberliga verschwendet der 19-Jährige, der kürzlich in Marburg sein Studium der Sport- und Bewegungswissenschaften begonnen hat, keine Gedanken.
Lieber mit den Kumpels spielen
„Ich will mich erst einmal im Herrenbereich etablieren und weiterentwickeln“, erzählt der Linksaußen, der der Jugend entwachsen ist und nun seine erste komplette Saison bei den Herren absolviert. „Es ist alles schneller und körperlicher. Da muss ich noch zulegen“, zeigt Jannis Deppe, der Nationalmannschafts-Kapitän Uwe Gensheimer als Vorbild nennt, die Unterschiede zum Jugendhandball auf.
Aber was halten Vater und Sohn eigentlich in handballerischer Sicht voneinander? Bei dieser Frage hagelt es Lob. „Er ist der beste Trainer, den ich bisher hatte. Im taktischen Bereich und im Umgang gibt es für mich keinen besseren“, sagt Sohn Jannis über Vater Matthias. Und der legt nach: „Jannis ist schnell, im Eins-gegen-Eins stark und treffsicher von außen.“
Weil Jannis nach einem Gastspiel in der Jugend von Großenlüder/Hainzell aber weiter mit seinen Kumpels in Hersfeld spielen wollte, kommt es am Samstag zum allerersten Familienduell. Mit dem TVH fordert er Vater Matthias und dessen HSG heraus. Zum ersten Mal überhaupt – und der Ausgang, er ist völlig offen. (Tobias Herrling) +++