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REGION Bilanz des Ausbildungsmarktes 2016/17

Mehr Ausbildungsstellen, weniger Bewerber / Rund 40 Flüchtlinge in Ausbildung

06.11.17 - Mehr Ausbildungsstellen und weniger Bewerber: Dieser Trend am Ausbildungsmarkt setzt sich fort. Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit konnte insgesamt 2.443 Ausbildungsstellen akquirieren, die bis zum Sommer bzw. Herbst dieses Jahres zu besetzen waren. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem leichten Zuwachs von 18 Stellen bzw. von 0,7 Prozent. Zugleich suchten über die Arbeitsagentur in Fulda 1.484 junge Frauen und Männer eine Lehrstelle – 48 weniger als im Vorjahr.

„Die Wirtschaft in der Region boomt, die Unternehmen versuchen, sich ihre zukünftigen Fachkräfte zu sichern und setzen seit Jahren verstärkt auf Ausbildung. Auf der anderen Seite sind die Schülerzahlen rückläufig und der Trend zum Besuch weiterführender Schulen und zum Studium ist weiterhin hoch“, fasste Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt zusammen. Gemeinsam mit den regionalen Netzwerkpartnern analysierte er im Rahmen der Ausbildungsmarktkonferenz in Fulda das zu Ende gegangene Ausbildungsjahr 2016/17. „Damit stellt sich die Lage in unserer Region völlig anders als in vielen anderen Regionen in Hessen dar. Während bei uns rechnerisch 100 Bewerbern 165 Ausbildungsstellen gegenüber stehen, sind es im Hessendurchschnitt lediglich 86 Lehrstellen“, erläuterte der Agenturchef.

Insgesamt 243 Ausbildungsstellen sind bisher unbesetzt geblieben. Unter anderem werden noch 30 angehende Köche bzw. Köchinnen und 16 Kaufleute im Einzelhandel und ebenso viele Restaurantfachleute gesucht. Unbesetzt geblieben sind auch Stellen für Berufe wie Bachelor of Arts (BA) – Fitnessökonomie oder Handelsfachwirt. „Auffällig ist, dass viele Betriebe im August und September noch Stellen zur Besetzung gemeldet haben, vorwiegend weil Auszubildende abgesprungen sind“, erklärte Waldemar Dombrowski.

Was den Betrieben in der Region zunehmend Sorgen bereitet, wirkt sich für die jungen Menschen in der Region äußerst positiv aus: Nur 21 Bewerberinnen bzw. Bewerbern, die bei der Arbeitsagentur oder beim Kreisjobcenter gemeldet waren, konnten keinen Ausbildungsplatz finden. Auf jeden noch unversorgten Bewerber kommen rein rechnerisch 11,5 unbesetzte Ausbildungsstellen.

„Die Nachfrage wäre noch stärker zurückgegangen ist, wenn wir nicht aus dem Kreis der jungen Flüchtlinge zahlreiche Bewerberinnen du Bewerber hätten gewinnen können“, erläuterte Ottokar Schwerd, Teamleiter der Berufsberatung. Allerdings zeigt die Praxis, dass es für viele Flüchtlinge trotz Hauptschulabschluss und wachsender Sprachkenntnisse sinnvoll ist, zunächst eine Einstiegsqualifizierung vorzuschalten und erst danach in die Ausbildung einzusteigen.“ Von den 80 Bewerbern mit Fluchthintergrund konnten mehr als die Hälfte eine Lehrstelle antreten. Erfreulich ist, dass auch für alle anderen eine individuelle Anschlussmöglichkeit gefunden werden konnte, so dass kein Flüchtling am Ende des Berichtsjahres unversorgt blieb.

Die Bilanz der Daten zur Ausbildungsvermittlung bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Ottokar Schwerd appelliert: „Jugendliche und junge Erwachsene, die bislang weder einen Ausbildungsplatz noch eine tragfähige Alternative gefunden haben, sollten sich zur Nachvermittlung bei der Agentur für Arbeit melden. Auch die bislang unversorgten Bewerberinnen und Bewerber haben weiterhin eine Chance. Wir werden uns intensiv um sie kümmern.“ Auszubildende, die während der Probezeit ihre Stelle verlieren, sollten sich umgehend wieder bei der Berufsberatung melden, um möglichst nahtlos eine Anschlussalternative zu finden. Für Studierende, die nicht sicher sind, ob sie ihr Studium fortsetzen möchten, bietet sich ebenso ein Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit an. Eine Terminvereinbarung bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda ist möglich unter der Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 (kostenfrei).

Im Rahmen der Ausbildungsmarktkonferenz gingen der ehemalige Leiter der Arbeitsagentur, Rudolf Eymelt, der frühere IHK-Präsident Helmut Sorg sowie der damalige Kreishandwerksmeister Ulrich Gehring als Gründungsmitglieder der Ausbildungsmarktkonferenz in einer Podiumsdiskussion auf die Zielsetzung des Gremiums ein, das seit mehr als 20 Jahren zweimal im Jahr zusammentritt, um möglichst alle Potenziale bei Stellen sowie Bewerberinnen und Bewerbern auf dem Ausbildungsmarkt auszuschöpfen.

Drei Betriebe mit Ausbildungszertifikat ausgezeichnet
Darüber hinaus zeichnete Waldemar Dombrowski folgende regionale Betriebe für ihr besonderes Engagement im Bereich Ausbildung mit dem Ausbildungszertifikat der Bundesagentur für Arbeit aus: Rudolf Fehrmann GmbH & Co. KG (Fulda), unter anderem für die vorbildhafte Integration der Auszubildenden in den Betrieb und für eine überzeugende Ausbildungsphilosophie, Holzbau Gutmann GmbH (Hilders), dem es trotz seiner entlegenen Lage in der Rhön gelingt, eine große Anzahl von Auszubildenden für die Berufe Dachdecker und Zimmerer zu gewinnen und zu begeistern und außerdem seit diesem Jahr einen Lehrling aus Afrika beschäftigt, sowie Krenzers Rhön (Ehrenberg), der bei 24 Mitarbeitern acht junge Menschen in unterschiedlichen Berufen des Hotel- und Gaststättengewerbes sowie im Rahmen eines Dualen Studiums ausbildet und auch jungen Menschen eine Chance gibt, die nicht unbedingt durch schulische Leistungen glänzen.

Statements:

Landrat Bernd Woide:

"Die heimische Wirtschaft mit ihren meist mittelständischen und kleineren Betrieben aus Industrie, Gewerbe, Handwerk, Handel und Dienstleistung ist die Grundlage unserer positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Fulda. Heimische Betriebe schaffen und sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region und leisten damit den entscheidenden Beitrag für die Zukunft der Menschen vor Ort. Die regionale Beschäftigung entwickelt sich gut. Der Landkreis Fulda hat hessenweit die geringste Arbeitslosen- und Transfer¬leistungsquote. Dies ist auch mit ein Verdienst unseres Kreisjobcenters sowie unserer Arbeitscoaches, die alle eine gute Arbeit leisten. Die Ausbildungsquote in der Region ist sehr hoch, aber auch der Bedarf an Fachkräften. Darum dürfen wir nicht stehen bleiben in unseren Bemühungen, auch in unserer Ausbildungsmarktkonferenz, und müssen schauen, wie wir die Zukunft gestalten. Gerade mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung sowie die Integration von jungen Geflüchteten reicht es nicht mehr aus, nur mit den Ideen und Vorstellungen von gestern zu agieren. Wir müssen klare Ziele setzen und strategisch steuern. Wir brauchen eine gemeinsame Richtung, müssen unsere Aktivitäten bündeln und für Beständigkeit und Entwicklung sorgen."

Stefan Schunck, Hauptgeschäftsführer IHK Fulda
"Die Ausbildungsbetriebe in unserem Verantwortungsbereich haben in diesem Jahr aktuell 1.097 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Wir liegen damit um rund 5 Prozent hinter dem Ergebnis des vergangenen Jahres zurück. Der Rückgang an Ausbildungsverträgen liegt jedoch nicht an einer mangelnden Ausbildungsbereitschaft seitens der Unternehmen, sondern daran, dass dieses Jahr nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber vorhanden waren. Grundsätzlich stellen wir fest, dass sich der Wettbewerb der Ausbildungsbetriebe um die Gunst der Schulabgängerinnen und Schulabgänger deutlich verstärkt. Wir müssen daher auch in den kommenden Jahren aufgrund des demografischen Wandels damit rechnen, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Eine besondere Herausforderung ist die Integration junger Geflohener in den Ausbildungsmarkt. Zum Ausbildungsstart 2017 haben unsere Ausbildungsbetriebe knapp 50 junge Menschen aus Krisenstaaten eingestellt, um diesen eine Perspektive anzubieten. Erste Erfahrungen zeigen uns, dass die Sprachkompetenz von ganz zentraler Bedeutung für einen Erfolg in der Ausbildung ist. Diesem Thema werden wir uns auch in den kommenden Monaten verstärkt zuwenden und möglicherweise auch neue Angebote schaffen. Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die eine duale Ausbildung anstreben, haben in Osthessen ganz hervorragende Chancen für einen guten Start in ihr Erwerbsleben. Ihnen eröffnen sich viele interessante Karrieremöglichkeiten. Ausbildungsbetriebe haben ihre Anstrengungen weiter verstärkt, um alle Ausbildungsplätze besetzen zu können und steigern die Qualität ihrer Ausbildung ständig. Die Bildungsmesse im Februar des kommenden Jahres wird wieder ein bedeutender Marktplatz für die Ausbildungsmöglichkeiten in unserer Region werden, die Nachfrage der Unternehmen ist ausgesprochen hoch, so dass wir an diesen Tagen das breite Spektrum der Ausbildungsmöglichkeiten in unserer Region präsentieren können."

Dietmar Weidenbörner, Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Fulda
"Im vergangenen Jahr ist der befürchtete Einbruch bei den neuen Lehrlingszahlen ausgeblieben. Auch in diesem Jahr verzeichnet die Kreishandwerkerschaft Fulda erneut eine Steigerung bei der Eintragung der neuen Lehrverträge.
Lag die Zahl der Lehrverträge im Oktober 2016 noch bei 520, so werden zum 31. Oktober 2017 gut 530 neue Lehrverträge in den handwerklichen Ausbildungsberufen registriert. Dabei setzt sich auch der Trend fort, dass zunehmend das ganze Jahr über mit der beruflichen Ausbildung begonnen wird. Vor diesem Hintergrund erwartet die Kreishandwerkerschaft die Vorlage weiterer Lehrverträge. Besonders markant sind die Steigerungen in den Ausbildungsberufen Elektroniker (+ 10 Prozent), Kfz.-Mechatroniker (+ 8 Prozent), Maurer (+ 30 Prozent), Anlagenmechaniker SHK (+ 30 Prozent) und Zimmerer (+ 40 Prozent). In einigen Ausbildungsberufen sind rückläufige Zahlen festzustellen. Hier mangelt es an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern." +++


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