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Michael Cahn, Sohn des letzten Fuldaer Rabbiners Leo Cahn ...

06.11.08 - FULDA

In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wären Michael Cahn und seine Familie beinahe ums Leben gekommen. Am Haus in der Fuldaer Von-Schildeck-Straße waren Dynamitkanister befestigt und die Lunte war bereits von SA-Soldaten in Zivil angezündet. Nur Dank des furchtlosen Eingreifens eines befreundeten Zollbeamten, der die Soldaten mit einer vorgehaltenen Pistole zum Löschen der Lunte und zum Abzug zwang, konnte die Explosion verhindert werden. "Nur anderthalb Minuten später und wir wären in den Himmel geflogen", berichtete Michael Cahn heute Vormittag vor den Gymnasiasten der 13. Jahrgangsstufe der Winfriedschule in Fulda. Der 84-Jährige ist der Sohn des letzten Fuldischen Rabbiners Leo Cahn und emigrierte 1938 nach Palästina (heute Israel), wo er bis heute noch lebt . Auf Einladung der Winfriedschule besucht er derzeit für fünf Tage seine Heimat.

Kein Groll auf Fulda

In einer rund anderthalbstündigen Podiumsdiskussion berichtete der gebürtige Fuldaer Jude in fließendem Deutsch von seinen Erlebnissen in der Barockstadt während der Zeit des Nationalsozialismus. "Ich hatte nie das Gefühl der Angst oder der Furcht in Fulda, sondern mein Glauben gab mir innere Stärke und Sicherheit", erzählte Cahn. Auch mache er den Deutschen im Nachhinein wegen des Holocaust keine Vorwürfe. Bei einem seiner letzten Fulda-Besuche habe ihn einmal eine Frau beim Warten an der Ampel darauf angesprochen, dass er als Jude doch Jesu Christi gekreuzigt habe. "Dann sind sie wohl für den Tod von sechs Millionen Juden während des Nationalsozialismus verantwortlich", entgegnete Cahn der Dame um ihr die Idiotie von derartigen Schuldzuweisungen vor Auge zu führen. Die an der Ampel wartenden Menschen hätten nach diesem treffenden Konter applaudiert.

"Übertriebene Demokratie fördert unwillentlich den Faschismus"

Jedoch warnte Cahn im Hinblick auf die NPD-Demonstration am 8. November 2008, die von den Gerichten erlaubt wurde, vor dem Erstarken der "Antidemokraten" in Deutschland. "Ich habe das Gefühl, dass die Demokraten mit übertriebener Demokratie den Faschismus unwillentlich stärken und fördern". Den Schülern riet er: "Wenn ihr mal Richter oder Rechtsleute seit, dann tut alles in eurer Kraft, damit die Demokratie sich nie selber begräbt". Mit aller Kraft sollte eine Wiederholung des Holocaust verhindert werden und mahnte in Hinblick auf die Reden des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad: "Teheran droht uns mit atomarer Vernichtung, anstatt mit Zyklon B in Auschwitz."

"Viel authentischer als Geschichtsbücher"

Die Schüler zeigten sich begeistert von dem 84-Jährigen. "Es war sehr beeindruckend, seine Geschichten waren persönlich und berührend", sagte etwa die 19-Jährige Vera Lautenbach. "Es ist sehr viel authentischer mit Zeitzeugen selbst zu sprechen als nur Quellen in Geschichtsbüchern zu lesen", so die 18-jährige Jutta-Verena Schulze. Linde Weiland, die langjährige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, unterstrich am Ende der Veranstaltung, dass die Schüler heute ein "großes Geschenk" bekommen hätten. Es sei sehr selten, dass jemand, der die Judenverfolgung miterlebt habe, voll Offenheit und mit viel Nächstenliebe seine Erfahrungen aus dieser schlimmen Zeit weitergebe.(jd)+++


... beanwortete heute Vormittag fragen der Schüler der 13. Jahrgangsstufe ...

... der Fuldaer Winfriedschule.


Linde Weiland, langjährige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, forderte die Schüler auf am Samstag gegen die NPD zu demonstrieren.


...

Die Geschichtsleistungskursschüler Benedikt Rippert und Nora Möller moderierten das Gespräch.




Eine Zeichnung von der brennenden Fuldaer Synagoge lies Cahn durchreichen.

Lehrer Stefan Kollmann organisierte den Besuch des Rabbiner-Sohns.




Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU) war als ehemaliger Schüler der Winfriedschule auch mit dabei.

Am Ende konnten die Schüler dem Rabbiner-Sohn noch direkt Fragen stellen.



Dr. Rudolf Summa, Schulleiter der Winfriedschule, überreichte Cahn als Dank ein Buch.


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