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Der Erbesbär ist in Hutzdorf los: Dorfjugend vertreibt böse Geister
28.12.17 - Auswärtige, die am Mittwoch durch das kleine Vogelsbergdorf Hutzdorf fuhren, dürften sich mächtig gewundert haben. Eine Gruppe Jugendlicher, angeführt von einer riesigen Strohgestalt, wanderte von Haus zu Haus. Überall wurde geklingelt und geklopft, diejenigen die die Türe öffneten, überschwänglich mit einem Schnaps begrüßt. Den vorbeifahrenden Autos winkte der Strohkoloss freundlich.
Was dahinter steckte? Der Erbesbär sammelte, wie in jedem Jahr, Geld, Eier, Speck, Wurst und alles, was es sonst noch zu holen gab. Die Figur des in Stroh gewickelten Bären gibt es schon seit vielen Jahren und ist besonders oft in den Ortsteilen der Stadt Schlitz anzutreffen. Wie lange es den Erbesbär schon gibt, weiß allerdings niemand so genau. In Hutzdorf treibt er seit den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sein Unwesen. Mit der Tradition soll der Winter vertrieben und gleichzeitig böse Geister verjagt werden.
Weitere Mutmaßungen, woher der Bär eigentlich kommt, gibt es auch: zum einen sollen Zigeuner früher mit ihren Tanzbären durch die Dörfer gezogen sein und Speck und Eier gesammelt haben. Da dachte sich die Jugend, 'das können wir auch!' und bastelten sich ihren eigenen Bären aus Stroh. Eine weitere Variante hat mit dem Herbsteiner Springerzug zu tun. Tiroler Wandersleute sollen die Tradition mit dem Springerzug mitgebracht haben -und eben auch den Bären.
In diesem Jahr wurde Luca Freik aus Hutzdorf zum Bären gewickelt: über fünf Stunden lang dauerte die Prozedur, um den jungen Mann mit rund 50 Kilogramm Stroh einzuschnüren. „Spaß macht das ganze schon, ist aber auch ziemlich anstrengend“, stellte er nach den ersten Metern als „Neubär“ fest. Um die Tradition auch in Zukunft weiter aufrecht zu erhalten, hat sich im vergangenen Jahr sogar ein Verein gegründet. Damit der Jugend und eben auch dem Bären niemals das Stroh ausgeht. (Miriam Rommel) +++