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- Foto: Gerhard Manns

REGION Führungskräfte fordern Konsequenzen

Nach tragischem Tod bei Feuerwehreinsatz: Straßen frühzeitig sperren?

31.01.18 - "So was sehr trauriges brauchen wir nicht, das hat uns alle zutiefst erschüttert“, sagt Thomas Specht, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Hersfeld-Rotenburg, zu dem tödlichen Unglück nahe Bad Salzungen / Thüringen. Wie mehrfach berichtet, verünglückte ein 28-jähriger Feuerwehrmann aus Gräfen-Nitzendorf im Wartburgkreis bei einem Umwettereinsatz in Folge des Orkans Friederike. Specht war am vergangenen Samstag mit einer Abordnung aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg bei der Trauerfreier für den verunglückten Sebastian Gubitz.

Rund 800 Menschen hatten von Sebastian Gubitz Abschied genommen. Beim Einsatz der Feuerwehr Gräfen-Nitzendorf verunglückte der Feuerwehrmann tödlich. Er wurde bei Aufräumarbeiten von einem umstürzenden Baum getroffen, ein zweiter Kamerad wurde schwer verletzt (OSTHESSEN|NEWS berichtete).

Jens Barthelmäs, Stadtbrandmeister Bad Salzungen Foto: Rhönkanal

Nach diesem Unglück wird nicht nur bei den Feuerwehren diskutiert: Wie können Einsatzkräfte besser geschützt werden? Schon Tage vor dem Orkan warnten die Wetterdienste vor dem drohenden Unwetter. Dieser fegte dann mit voller Wucht übers Land. Die Bilder zeigen, wie gefährlich die Situation vielerorts war. Während andere Glück hatten, traf es die Feuerwehrmänner aus Bad Salzungen auf tragische Art und Weise.

"Straßen im Vorfeld sperren"

Eine Forderung sprach Jens Bathelmäs, Stadtbrandmeister der Feuerwehr Bad Salzungen, in einem Exklusiv-Interview mit dem Rhönkanal aus. Bei bestimmten Wetterlagen solle das Land gefährdete Straßen im Vorfeld sperren. Siehe zum Thema das folgende Video vom Rhönkanal und einem Gespräch mit Jens Bathelmäs:


Auch der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes im benachbarten Landkreis Hersfeld-Rotenburg hat eine klare Stellung dazu: Als ehemaliger Wehrführer und aktiver Feuerwehrmann der Wildecker Ortsteilfeuerwehr Hönebach, mit angrenzenden Waldgebieten und Durchgangsstraßen, die auch als Umleitungen für die Autobahn A 4 ausgeschildert und gekennzeichnet sind, habe er so seine Erfahrungen in den letzten 15 Jahren gemacht. Gerade bei Windstärken ab 100 km/h und aufgeweichtem Untergrund (Waldboden) wird es kritisch, da haben die Bäume im Boden kaum noch Halt und kippen sehr leicht um. Im Vorfeld, circa 24 Stunden vorher, berichten Rundfunk und Fernsehen schon über die bevorstehende Großwetterlage und die damit verbundenen Gefahren in den betroffenen Gebieten. Somit kann sich jeder Verkehrsteilnehmer rechtzeitig auf mögliche Straßensperrungen einstellen und die betroffenen Gebiete umfahren.

Leichtsinn bedeutet Lebensgefahr

Alle Forstarbeiter stellen bei so einer Wetterlage wie beim Sturm Friederike die Arbeit im Wald ein und verlassen das Waldgebiet. Sollte ein leichtsinniger Verkehrsteilnehmer trotz aller Warnungen einen solchen gefährlichen Weg durch den Wald nehmen, so begibt er sich in Lebensgefahr. "Und wenn er dann von umfallenden Bäumen mit seinem Pkw eingekeilt und sich in einer gefährlichen Notlage befindet, dann soll die Feuerwehr kommen und helfen. Das kann nicht sein, denn für die Wehrleute gilt: zuerst der Eigenschutz", sagt Specht.

Foto: Moritz Pappert

Foto: Klaus Dehnhard

Das Waldgebiet selbst zu Fuß verlassen

Sollte doch mal ein umgestürzter Baum auf der Straße einen Verkehrsteilnehmer am Weiterfahren hintern, kann dann ganz normal über den Notruf 112 Hilfe anfordert werden. Die örtliche Feuerwehr klärt dann mit der Leitstelle oder dem besetzten Unwettermodul der jeweiligen Gemeinde ab, ob die betreffende/n Person/Personen verletzt oder eingeklemmt sind. Wenn das nicht der Fall ist und die Betroffenen über Telefon ansprechbar sind, sollten diese von der Feuerwehr aufgefordert werden, ihr Fahrzeug wenn es noch möglich ist, an den Straßenrand zu fahren, ihre Telefonnummer gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe wie eine Parkuhr zu hinterlegen, und sich auf eigene Gefahr zu Fuß auf der Straße in Richtung Waldrand begeben. Die Zufahrtsstraßen werden nach dem Eintreffen der Feuerwehr in sogenannter Amtshilfe für die Polizei, von allen Seiten gesperrt, und das wird dann der Polizei und der Leitstelle mitgeteilt. Auch Hessen Mobil wird dann diese Meldung erhalten und die nötigen Absperrmaßnahmen einleiten.

Muss die Feuerwehr oder eine andere Hilfsorganisation trotzdem zur Gefahrenstelle vorrücken, so liegt die Mannschaft, das Fahrzeug und Gerät der betroffen Kommune in der Verantwortlichkeit des jeweiligen Einsatzleiters. Was dabei raus kommen kann, hat das Beispiel im Wartburgkreis gezeigt: ein toter und ein schwerverletzter Feuerwehrmann. Es ist zu bedenken, dass ein Feuerwehrmann, der eine Motorkettensäge bedient, die Zurufe seiner Kameraden, die ihn vor einem umstürzenden Baum warnen, nicht hört.

Thomas Specht, Vorsitzender Kreisfeuerwehrverband Hersfeld-Rotenburg Archivfoto: Hans-Hubertus Braune

"Straßensperren gesetzlich regeln"

Wenn die Politik Straßensperren bei solchen extremen Wetterlagen, wie beim Sturm Friederike, gesetzlich regeln würde, wäre das für unsere Feuerwehren und die anderen Hilfsorganisationen sehr hilfreich, denn es könnte dadurch erst gar keiner auf den Gedanken kommen diesen Weg zu nehmen und sich und andere in Lebensgefahr zu bringen. Wer dann trotzdem in eine gesperrte Straße einfährt, macht sich strafbar und begibt sich in Lebensgefahr. Sollte die Feuerwehr dann doch durch den Leichtsinn eines uneinsichtigen Verkehrsteilnehmers verursachten Einsatzes tätig werden müssen, wird der Feuerwehreinsatz von der jeweiligen Kommune in Rechnung gestellt, denn der Hilfeleistungseinsatz ist kostenpflichtig. (pm / gm / hhb) +++


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