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25.11.08 - Bad Neustadt/S.

Profanisierung - Betroffenheit nach Schließung der Klosterkirche Lebenhan

Mit einem Gottesdienst, dem Abräumen der Altäre und der Übertragung der Kelche an die nahegelegene Dorfkirche in Lebenhan wurde am Sonntagabend die Klosterkirche des Missionshauses des Ordens der Heiligen Familie in Lebenhan geschlossen. Es ist dies seit Jahrzehnten die erste Schließung einer Kirche in der Diözese Würzburg. Nach dem Verkauf des Klosters zum 1. Dezember hat der Generalvikar der Diözese Würzburg, Dr. Karl Hillenbrand damit die Profanierung der Klosterkirche vorgenommen. Am dem 1. Dezember wird die gemeinnützige Stiftung Weltkulturerbe der Weisheitslehren die Immobilie nutzen. Acht Missionare von der Heiligen Familie bleiben jedoch im Bereich Bad Neustadt durch verschiedene Mitbrüder in der Seelsorge vertreten.

Betroffen reagierten am Sonntagabend nicht nur die Geistlichkeit, sondern auch die Lebenhaner Bevölkerung. Nach 90 Jahren geht mit der Schließung des Klosters ein Stück Dorfgeschichte zu Ende. Generalvikar Hillenbrand dankte im Namen der Diözese Würzburg den Missionaren der Heiligen Familie für ihren langjährigen Dienst in der Rhön. Auch für ihn war es das erste Mal, daß er in seiner 12-Jährigen Amtszeit eine Kirche „entweihen“ musste. „Das erfüllt mich durchaus mit Wehmut“, sagte der Generalvikar und fügte auch an, daß dies hoffentlich die einzige Kirche in der Diözese bleibt, die geschlossen werden muß. Nicht verkennen dürfe man, wie segensreich die Missionare der Heiligen Familie in den vergangenen 90 Jahren in der Rhön gewirkt haben.

So ging es auch Pater Hermann Keul, dem derzeitigen Rektor der Ordensgemeinschaft. Seit sechs Jahren ist er in der Rhön und das Kloster seine Heimat. „Es tat einfach weh, vor allem im dem Moment, als gesagt wurde, daß diese Kirche keine Kirche mehr ist,“ sagte der Pater. Für ihn selbst war es schmerzlich als er das Evangelienbuch erhielt und wegtragen musste, als die Kerzen gelöscht wurden und der Kirchenraum plötzlich fast ausgeräumt war. „Da musste ich mich schon zusammen nehmen, um das alles verkraften zu können,“ gestand der Rektor. Schließlich sei der Orden seine Heimat, die Kapelle fast wie ein Stück Wohnzimmer gewesen, wo man sich gerne und oft aufgehalten hat.

90 Jahre lang wirkten die Missionare der Heiligen Familie in der Rhön und so war beim Ausräumen des Kirchenraumes den Gläubigen aber vor allem den Ordensleuten, die in den vordersten Kirchenbänken den Gottesdienst mitverfolgten die Betroffenheit anzusehen. Vor allem dann, als sich eine Prozession formierte und Generalvikar Karl Hillenbrand das Allerheiligste aus dem Gotteshaus trug, der Tabernakel geöffnet war und auch das Ewige Licht aus der Kirche genommen wurde. Alle schlossen sich denn auch der Prozession an, die vom Missionshaus zur Ortskirche führte.

Dabei gingen die Gedanken vieler zurück an eine Zeit in der es noch die Klosterkirche und die Patres gab. „Abschied gehöre zum Leben so auch Abschied von einem Ort, der vielen bedeutet hat,“ sagte ein Ordensmann und nicht nur die Lebenhaner verbanden Erinnerungen mit dem Kloster. Ergreifend sei die Feierstunde und vor allem die Prozession in die Dunkelheit hin gewesen. Wir waren immer erst in der Kirche bevor wir nach Lourdes gingen, weiß eine Frau und ein Lebenhaner verweist darauf, daß seine Eltern und auch er selbst immer gerne zu den morgendlichen Gottesdienstes in die Klosterkirche gegangen sind. „Es ist nicht einfach für die Lebenhaner,“ fügt er an. „Ich bin in der Kirche getauft worden,“ weiß eine andere und immer wieder hört man das Wort „Wehmut“ aber auch die Angst, das dies hoffentlich die einzige Kirche bleibt, die geschlossen wird.

In den nächsten Tagen wird die ehemalige Klosterkirche nun ausgeräumt. Für Pater Egon Färber, Provinzial in Mainz ist es ein schmerzlicher Abschied. Immerhin war das Haus in Lebenhan in Bayern die einzige Niederlassung. Ansonsten ist der Orden nur in Norddeutschland vertreten. Der Hochalter kommt übrigens in das Kloster nach Betzdorf. Dort ist in den letzen Jahren ein neues Zentrum der Ordensprovinz entstanden. Alte und pflegebedürftige Ordensleute genießen hier professionelle Hilfe. Das Kloster ist fest in Betzdorf verwurzelt. Vielfältige Kontakte zu den Menschen in Betzdorf-Bruche machen das Kloster zu einem lebendigen Ort. Immer wieder kommen auch Jugendliche und Messdiener ins Haus, um durchzuatmen und Kontakte zu pflegen. Gerade der Hochaltar von Lebenhan sei für viele dann ein Stück Heimat, weil gerade in der Rhön viele ihre Berufung gefunden haben und hier wirkten, sagt der Provinzial.

Die beiden Seitenaltäre wiederum werden in das Depot der Diözese Würzburg verbracht, ebenso die Kreuzwegstationen. Nach Rumänien werden über die Malteser die Kirchenbänke des Kloster kommen. Dort werden sie in einem Gotteshaus gebraucht. Alle anderen kirchlichen Gegenstände gehen in den Besitz des Ordens über. Abschiedsstimmung denn auch im Anschluß an den letzten Gottesdienst, als sich die Lebenhaner noch einmal im Refektorium des Klosters mit den Patres trafen. Schließlich ging ein Stück Dorfgeschichte zu Ende. Und ob im Dorf künftig noch eine Uhr schlagen wird, das wissen die Lebenhaner auch noch nicht. Die Uhr am Klostertürmchen geht nämlich ebenfalls in den Besitz der neuen Eigentümer über. (hf) +++











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