100 Tage: Bürgermeister Glöckner über Outlet, Parkplätze und seine "Perle"

23.02.18 - Das Büro habe er umgeräumt, sein alter Massivholz-Schreibtisch wurde aufbereitet und bilde den Mittelpunkt des Zimmers, neue Bilder hängen an der Wand, persönliche Gegenstände setzen Akzente. Ansonsten habe der neue Bürgermeister der Stadt Gelnhausen, Daniel Christian Glöckner, unheimlich viel zugehört, seit er Mitte November sein Amt angetreten hat.

In knapp 300 Terminen - ohne Gremiensitzungen - habe er seine Verwaltung kennengelernt und Anregungen aus der Bürgerschaft aufgenommen, habe Feste und Veranstaltungen besucht und erste Weichen gestellt. Am Freitag blickt Bürgermeister Daniel Christian Glöckner (FDP) auf die ersten 100 Tage im Amt zurück.

Steht seit einiger Zeit leer: Die Joh-Immobilie Archivfoto: Hendrik Urbin

Aber vor allem auch nach vorne. Denn es gelte, wichtige Projekte für die Zukunft der Barbarossastadt voranzutreiben. In einem lockeren Pressegespräch im Sitzungssaal des Rathauses stellte sich Daniel Christian Glöckner den Fragen der Medienvertreterinnen und Medienvertreter. In einer Pressemitteilung der Stadt heißt es dazu weiter: Natürlich brannten vor allem Fragen nach der Zukunft der Joh-Immobilie den Journalisten unter den Nägeln. Nachdem mit Ablauf der Frist zum 4. Februar die Barbarossa City Outlet GmbH und Co.KG die erforderlichen Dokumente und Genehmigungen, die sich aus dem Kaufvertrag ergeben, nicht vorgelegt haben, setzte die Stadt sie vertragsgemäß am 7. Februar in Verzug. Nun bleibt den Investoren Zeit bis zum 7. März, den Vertrag zu erfüllen.

Joh-Immobilie: "Wir haben einen Vertrag, den wir einhalten müssen"

„Das ist definitiv das letzte Datum. Wir haben als Stadt alles getan, wozu wir uns verpflichtet haben“, stellte Glöckner fest. Was aber, wenn das Outlet nicht kommt? „Wir haben einen Plan B“, antwortete er postwendend auf eine entsprechende Frage aus der Runde. Nähere Erläuterungen gab er dazu nicht. Aus gutem Grund. "Wir haben einen Vertrag, den wir einhalten müssen. Vor Ablauf der Frist reden wir nur über ein City Outlet." Aber: "Es gibt darüber hinaus viele Ideen, wie die Immobilie genutzt werden könnte, die in der Vergangenheit bereits in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Sollte es nötig werden, dann gehe ich als Bürgermeister voran und eröffne den Prozess zur Konzeptionsfindung, da können Sie sicher sein.

Mehr Parkplätze

"Glöckner glaubt fest an "die Renaissance der Innenstadt". Er wünsche sich eine Attraktivitätssteigerung im Bereich der Kinzig. Ein Fluss, der mitten durch die Innenstadt fließe, berge starkes Entwicklungspotenzial. Die Impulse, die alleine die ersten Planungen für das Outlet-Center gebracht hätten, zeigten, dass es gelte, Frequenzbringer nach Gelnhausen zu holen. Als Beispiel nannte er die Entwicklung von ZH 13 (ehemaliger Joh zwei) im Ziegelhaus. „In Konzepte müssen wir auch junge Leute einbeziehen, also beispielsweise unsere Berufsschule und Hochschulen“, so Glöckner, der an seiner Ideenwand spontane Eingebungen festhält. Dabei gehe es nicht nur um die Weiterentwicklung der Innenstadt, sondern auch die der Altstadt. „Wenn wir den Autoverkehr aus Teilen der Altstadt heraushalten wollen, dann müssen wir zusätzliche Parkmöglichkeiten schaffen“, so Glöckner. So werde über ein Parkhaus „Altstadt-West“ am ehemaligen Modehaus Böhm, ein Parkhaus an der Bleiche und die Aufstockung des Parkdecks in der Holzgasse nachgedacht.

"Eine besondere Stadt"

Der Stadt Gelnhausen eine Marke geben, das ist es, was Glöckner erreichen möchte. Nicht nur Kreisstadt sein, sondern in den Köpfen der Menschen für etwas Besonderes stehen. „Gelnhausen hat viel zu bieten und erfüllt alle Voraussetzungen, um auch in 15 Jahren noch eine attraktive Stadt zu sein, aber genau diese Marke fehlt uns. Ich sehe es auch als meine Aufgabe, sie zu definieren und zu leben.“ Weitere wichtige Themen sind die Ausbaupläne der Bahn auf der Strecke Gelnhausen-Fulda/Würzburg, das Verkehrskonzept im Zusammenhang mit der Beseitigung des Bahnübergangs in Hailer-Meerholz und die Umsetzung der Beitragsfreiheit für die Kinderbetreuung.

Bürger-Politik-Verwaltung

Den Dreiklang - Bürger-Politik-Verwaltung - in harmonischen Tönen zu halten, das sei eine Herausforderung, ein Balanceakt. "Es gibt ja kein Handbuch für Bürgermeister", gibt Glöckner zu bedenken. Und 100 Tage reichten natürlich nicht, um mit großen Ergebnissen aufwarten zu können. Aber innerhalb einer Legislaturperiode lasse sich schon einiges bewegen, ist sich Glöckner sicher. "Ich wurde auch zum Bürgermeister gewählt, weil ich für Inhalte stehe, an denen wir ansetzen können und nicht, weil ich auf den Werbeplakaten keine Krawatte getragen habe."Seine ersten Monate im Amt bestanden vor allem aus dem Zuhören - und dem Aufnehmen von Wünschen und Anregungen. Dabei galt es natürlich auch, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung kennenzulernen - und die Strukturen im Amt. An ein paar Stellschrauben möchte der neue Bürgermeister in der Verwaltung drehen.

Als Kommunikationsfachmann ist es dem 40-Jährigen wichtig, den Austausch der Abteilungen untereinander zu fördern, auch um Synergieeffekte besser nutzen zu können. Zumal ein Umbruch sich aus der Altersstruktur der Abteilungsleiter ergibt: Hauptamtsleiter Michael Schwaab, Bauamtsleiter Günther Kauder, Ordnungsamtsleiterin Roswitha Krack und Personalleiterin Marianne Baum gehen 2018 in Ruhestand. Glöckner denkt auch hier positiv. "Ich sehe diesen Umbruch im Rathaus mit neuen Führungskräften und einem neuen Bürgermeister aber als große Chance."

"Erika Koch ist meine Perle"

Vom ersten Tag an sei er in der Verwaltung freundlich und offen angenommen worden, der Job mache ihm viel Spaß. Sein Leben sei jetzt komplett durchorganisiert. Auch dank seiner zuverlässigen Sekretärin im Vorzimmer. "Erika Koch ist meine Perle. Eigentlich ist sie eine ganze Perlenkette." (pm) +++