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- Fotos: Marius Auth

KÜNZELL Kultur-Ensemble "Waggonia" wird gefördert

Loheland im Glück: 200.000 Euro für Keimzelle der "Rhön-Amazonen"

24.02.18 - Die Frauensiedlung Loheland bei Dirlos war die erste antroposophische Siedlung in Deutschland. Ab 1919 wurde hier eine selbstbestimmte naturnahe Lebensweise gelehrt, in vier umfunktionierten Eisenbahnwaggons mitten im Wald wurde in Zeiten der Hyperinflation gearbeitet. Um dieses Kulturdenkmal zu erhalten, hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz am Freitag einen Fördervertrag über 200.000 Euro überreicht.

Auf insgesamt 45 Hektar Fläche kommen heute mehr als 40 Gebäude unter: Schule, Kindergarten und Tagungsstätte lehren nach antroposophischen Prinzipien, 2019 wird das 100-jährige Bestehen gefeiert. Hedwig von Rohden und Louise Langgaard erwarben das Gelände 1919, um eine Landkommune zu schaffen, die den Idealen der Reformbewegung gerecht wurde: Körperbildung, Landbau und Handwerk sollten Hand in Hand gehen, um eine selbstbestimmte und selbstbewusste Existenz zu ermöglichen. Die beginnende Emanzipation der Frau spiegelt sich auch in der DNA Lohelands wider, die wirtschaftlich schwierigen Zeiten erforderten allerdings jede Menge Kreativität bei der Selbstverwirklichung: "1925 wurden vier von der Reichsbahn ausgediente Personenwagen angeschafft, um die Raumnot auf dem damals noch weitgehend unbebauten Areal zu beheben. Sie wurden auf Sandsteinsockel gestellt, die vier Wagen miteinander verbunden. In den beengten Räumen kamen eine Schneiderei, das Lederatelier und die Lichtwerkstatt, das Fotolabor, unter. Im vierten Wagen blieb noch Platz für zwei kleine Bewohnerzimmer", erklärt Elisabeth Mollenhauer-Klüber von der Loheland Stiftung. 

"Waggonia", die vier umfunktionierten Eisenbahnwaggons

Am Freitag kamen Unterstützer des Projekts in Loheland zusammen.

Das ehemalige Fotolabor

Die Waggons wurden von den Loheländerinnen umbaut und überdacht, um der Witterung ...


In Zeiten, in denen noch wissenschaftliche Publikationen über den "physiologischen Schwachsinn des Weibes" erschienen, wurde das spartanische Ensemble "Waggonia" ein Ort zum Experimentieren für junge Frauen. Den Einheimischen war das suspekt: Amazonen-Staat in der Rhön, Tänzerinnen-Kloster und andere Spitznamen zeugen von der ursprünglichen Skepsis gegenüber den Neuankömmlingen auf dem Herzberg bei Dirlos. Entgegen dem Klischee waren die Loheländerinnen aber hochproduktiv: Durch den Erlös der kunstgewerblichen Werkstätten wurde die Bildung finanziert, schon 1925 war Loheland auf der Kunstgewerbemesse in Monza vertreten. In der Lichtbildwerkstatt Loheland, die auch heute noch im Dunkel der muffigen Eisenbahnwaggons zu erahnen ist, lief die Werbeabteilung der Gemeinschaft auf Hochtouren. Die antroposophische Philosophie spiegelt sich auch in der Architektur des Waggon-Ensembles wider und erscheint hochaktuell: "Waggonias als Behelfsunterkünfte gab es zur damaligen Zeit auch anderswo, aber meist in einer geraden Linie. Das wäre für die Loheländerinnen ein Fremdkörper gewesen. Sie haben sich in der Gymnastik stark mit der Frage 'Wer bin ich im Raum? Wie begegnen wir uns?' befasst, die raumumfassende U-Form der Waggons kam diesem ganzheitlichen Anspruch näher", so Mollenhauer-Klüber.

Links: Dr. Steffen Borzner, Vorstand der Loheland Stiftung

Initiatorin Elisabeth Mollenhauer-Klüber von der Loheland Stiftung

Von links: Ministerialdirigent Eric Seng, Regierungspräsident Dr. Walter Lübke, ...


Seit 2015 steht Loheland als Gesamt-Ensemble unter Denkmalschutz, mit 45 Hektar Fläche eines der größten Denkmäler in Hessen. Zum 100-jährigen Jubiläum im nächsten Jahr hoffen die Verantwortlichen der Loheland-Stiftung, auch das Waggon-Ensemble, das noch vor 25 Jahren von Künstlern genutzt wurde, frisch restauriert präsentieren zu können. Hans Dohm von der Deutschen Stifung Denkmalschutz, der den Scheck über 200.000 Euro überreichte, erläuterte, wie Glücksspiel und Denkmalschutz zusammengehen: "Unsere Mittel, die zur Erhaltung kulturell bedeutsamer Objekte zur Verfügung stehen, speisen sich aus verschiedenen Quellen: Erträge aus dem Stiftungsvermögen, Spenden - und Gelder aus der Glücksspirale. In den vergangenen 30 Jahren konnten wir mehr als 5.000 Denkmäler vor dem Verfall retten, 500 Millionen Euro wurden dafür ausgegeben." (Marius Auth) +++


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