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Michael Brand im Gespräch vor dem Haus in der "Aleja Niepodleglosci 223" mit einem Warschauer Bürger - rechts die Gedenktafel - Fotos: privat

EBERSBURG „Wer auch nur ein einziges Leben rettet..."

CDU-MdB Brand ehrt Wilm Hosenfeld in Warschau und am Sonntag in Thalau

25.02.18 - Am heutigen Sonntag wird Wilm Hosenfeld – 1895 in Mackenzell geboren, 1952 in Stalingrad gestorben – in Ebersburg-Thalau/Rhön geehrt. Er war der Retter von Wladyslaw Szpilman, dem begnadeten Pianisten und Komponisten. Durch den Film „Der Pianist“ von Roman Polanski wurde der Schulleiter der früheren Dorfschule von Thalau (1927-1939) weltweit bekannt. Er rettete mehrere Leben, bevor er 1952 in russischer Kriegsgefangenschaft starb.

2008 wurde Wilm Hosenfeld von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Gerechter unter den Völkern geehrt. Ein Festakt findet heute (25.02.) in der Kirche Thalau (ab 13.30 Uhr) statt. Anschließend wird die Thalauer Initiative „Wilm Hosenfeld“ ihm zu Ehren auf dem Gelände der Grundschule Thalau einen Gedenkstein enthüllen und einweihen. Teilnehmen wird auch der Fuldaer Bundestagsabgeordneter Michael Brand, der 2016 als Vorsitzenden des Bundestags-Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe in die polnische Hauptstadt Warschau reiste, auch um dort „an Wilm Hosenfeld und Wladyslaw Szpilman zu erinnern, an dieses große Beispiel der lebensrettenden Tat“, so Brand.

Reste der "Warschauer Ghettomauer". Insgesamt rund 18 Kilometer lang und 3 Meter hohen ...

Das Haus in der "Aleja Niepodleglosci 223" - Hier auf dem Dachboden entdeckte 1944 Wilm ...

Gedenktafel am Haus "Aleja Niepodleglosci 223" in Form eines Klaviers. Unten steht ...

Wilm Hosenfeld ist ein Lebensretter – ein Mensch mit Widersprüchen, schließlich ein Vorbild der guten Tat. Die ergreifende Geschichte des deutschen Wehrmachtoffiziers und des polnischen Pianisten ist ein Beispiel für Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit“, erklärt Michael Brand gegenüber Osthessen-News. „Das Handeln Hosenfelds belegt, dass Hilfe und Nächstenliebe möglich war. Und das ist auch Verpflichtung für unser Handeln heute.“

Erstmals berichtet Michael Brand hier über sein „Herzensanliegen“, als er im August 2016 zu Gesprächen mit Vertretern von Parlament, Regierung, NGOs und Zivilgesellschaft nach Polen reiste. „Es ging um schwierige Gespräch zum Thema Flüchtlinge, die künftige Zusammenarbeit innerhalb der EU, Solidarität und Lastenverteilung, auch die zunehmende Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit in Polen“, so der Abgeordnete.

„Mir war es ein echtes Anliegen und eine Ehre, im Namen des Deutschen Bundestages einen Kranz am Grab von Wladyslaw Szpilman in Warschau niederzulegen, an ihn und Wilm Hosenfeld in Dankbarkeit zu erinnern. Auch den Ort aufzusuchen, wo sich die beiden 1944 zum ersten Mal begegnet sind. Es ist wohl der einzige polnische Ort, wo öffentlich, durch eine Gedenktafel an den Lebensretter Wilm Hosenfeld erinnert wird.“

Hier kam es am 17. November 1944 zu der schicksalhaften Begegnung zwischen dem Deutschen und Polen. Auf dem Dachboden im Haus in der „Aleja Niepodleglosci Nummer 223“ entdeckte Hosenfeld das Versteck Szpilmans. Statt ihn zu erschießen oder zu verraten, versorgte Hosenfeld diesen mit Kleidung und immer wieder mit Lebensmittel, bis die Wehrmacht das Viertel räumte.

Bei ihrer ersten Begegnung erfuhr Hosenfeld, dass der Halbverhungerte ein Pianist war. Er forderte ihn auf, auf dem Klavier in einem Nachbarraum zu spielen. Der Pianist spielte die Nocturne cis-Moll von Frederic Chopin, die Szpilman selbst 5 Jahre zuvor im polnischen Rundfunk als letztes Lied spielte, bevor das Programm wegen der deutschen Luftangriffe unterbrochen wurde.

Michael Brand in Warschau am Grab Szpilmans

Das Haus in der "Aleja Niepodleglosci 223"

„Es war ein bewegender Moment, der sich in mein Gedächtnis einbrennt“, berichtet Brand von der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus im Jahr 2012, als genau dieses Stück im Plenarsaal gespielt wurde und Bundestagspräsident Norbert Lammert stellvertretend für die Gäste, Überlebenden und Vertreter von Opfergruppen Detlev Hosenfeld, einen der Söhne von Wilm Hosenfeld begrüßte.

„Mit genau demselben Stück – wieder gespielt von Wladyslaw Szpilman – nahm der polnische Rundfunk seine Sendungen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf“, sagte in seiner bewegten Rede im deutschen Parlament der 91-jährige Literaturkritiker und Überlebende des Warschauer, Gettos Marcel Reich-Ranicki. 

Wladyslaw Szpilman selbst hat erst 1950 den Namen seines Retters erfahren, besuchte 1957 in Thalau dessen Witwe, um ihr von der Rettung zu berichten. Dabei erfuhr er, dass sein Lebensretter 1952 im Gefangenlager in Stalingrad gestorben war, obwohl mehrere Gerettete sich für Hosenfelds Freilassung eingesetzt hatten.

Der Thalauer Initiative „Wilm Hosenfeld“ spricht Michael Brand einen „großen Dank“ aus: „Dass Wilm Hosenfeld nicht vergessen wird, ist das Vermächtnis an uns heute. Ich danke allen, die in der Region und weit darüber hinaus Wilm Hosenfeld eine ehrende Erinnerung bewahren“, sagte der CDU-Abgeordnete. „Diese Erinnerungskultur ist für uns heute von Bedeutung. Mit der Einweihung des Gedenksteins an seiner Schule in Thalau ist der richtige Ort gefunden.“ Die Forschung der letzten Jahre und Jahrzehnte, die Veröffentlichungen seiner Tagebücher und Briefe habe „ein differenziertes Bild eines besonderen Menschen hinterlassen“.

„Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“, zitiert Brand aus dem Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, und dankt auch der Stadt Hünfeld, dass sie 2011 Hosenfelds Geburtshaus in Mackenzell ehrenhalber in „Wilm-Hosenfeld-Haus“ umbenannt hat. (pm) +++


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