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Ciarán Bolger, Franziska Schaub, Séamus und Conall Flaherty - Fotos: Franziska Schaub

SCHLITZ Seit 18 Jahren in Deutschland

Trachtenfestflair in der Burgenstadt: Irish Spring-Festival begeistert Schlitzer

22.03.18 - Internationale Musik und Tanz, das ist nichts Ungewöhnliches in der Burgenstadt Schlitz. Diesmal handelt es sich aber nicht um das Heimat- und Trachtenfest, sondern um das Festival of Irish Folk Music, welches nun bereits seit 18 Jahren im Frühling durch Deutschland tourt und dieses Jahr in Schlitz vom Kulturzentrum Kreuz veranstaltet wurde. An Bord immer unterschiedliche, vielsprechende Künstler, die mit ihrer Musik die Menschen begeistern.

Bereits eine halbe Stunde vor Beginn drängen die Zuschauer in Scharen in den Konzertsaal der Landesmusikakademie Schlitz, in der das Irish Spring Festival of Irish Folk Music stattfindet. Tourmanagerin Christine begrüßt das Publikum, unter dem sich auch die 23 Mitglieder der Jazz-Tanzgruppe der Lebensgemeinschaft e.V. befinden, deren Wahl für ihren Konzert-Ausflug dieses Jahr auf Irish Folk Music fiel.

Als erste Band kündigt sie HighTime an, eine Band dreier junger Männer aus Connemara, dem Westen Irlands. Die Band von Ciarán Bolger (Gitarre) und den Brüdern Conall (Flöte) und Séamus (Harfe) Flaherty, die ihren Auftritt mit einer charmanten deutschen Begrüßung beginnen, erobern mit ihrem Gesang schnell die Herzen der Zuschauer. Ein Highlight des Auftrittes ist wohl auch die Steptanz-Einlage des vorher eher schüchtern wirkenden Seamus Flaherty, die begeistert.

Alle Musiker und Musikerinnen am Ende des Konzerts

HighTime beim Erfüllen der Autogrammwünsche


Die beiden folgenden Musikerinnen, die Schwestern Cassie (Geige) und Maggie (Gitarre) MacDonald, kommen aus Kanada, wohin ihre Vorfahren nach der „Highland Clearance“ im 19. Jahrhundert vertrieben wurden und das „Neue Schottland“ gründeten. Die MacDonald Schwestern begeistern nicht nur durch ihre aufgeweckte Art und ihre ansteckende gute Laune, sondern auch mit gälischer Musik, Steptanz und einer irischen Mörderbalade, die laut den Musikerinnen einfach dazugehört.

Schlussendlich folgt die Band Ríanta, eine Band vierer erfolgreicher Musiker aus ganz Irland, die bereits zu Beginn einen stimmungsvollen Auftritt hinlegten, dass der Boden bebte. Besonders Conor Moriarty mit seinem Knopf-Akkordeon sorgte mit seinem Solo für einen ruhigen Gänsehautmoment, während Kieran Leonard das Publikum mit den schnellen Rhythmen auf seiner Rhamentrommel begeistert. Doch auch die Band-Kollegen Karen Hickey (Geige) und Cilian O’Dalaigh, die allesamt auf viele musikalische Erfahrungen zurückblicken, entpuppten sich als Meister ihrer Instrumente. Ihre Unbeschwertheit und Leichtigkeit überträgt sich schnell auf den Saal.

Das bunt gemischte Publikum erlebt einen äußerst kurzweiligen Abend, an welchem keine Müdigkeit aufkam. Als am Ende alle Künstlerinnen und Künstler für das Finale auf der Bühne stehen, werden immer wieder Handys und Fotoapparate gezückt, um die musikalischen Momente für zuhause festzuhalten. Die Musiker werden erst nach ihrer Zugabe sowie minutenlangem Applaus und Standing-Ovations vom Publikum gehen gelassen.

Osthessen|News traf die Band HighTime zum Interview nach der Aufführung. Von Tournee-Stress keine Spur. Stattdessen freuen sich die Musiker über jedes Kompliment und jeden Autogrammwunsch der Zuschauer. Von Starallüren keine Spur. Lebensfroh, humorvoll und mit einer großen Herzlichkeit begegnen sie ihren Fans, die völlig begeistert sind. „Du bist der beste 19-jährige Sänger, den ich in meinem ganzen Leben gehört habe“, wird der junge Séamus Flaherty von einem neuen Fan angesprochen.

Auf die Frage, warum irische Musik solche Freude mit sich bringt, erklärt Conall Flaherty, dass es für sie das Normalste auf der Welt sei, Musik zu machen. „Im Ort, wo wir herkommen, da kann man nicht viel anderes machen als Singen und Tanzen.“  Die Jungs stammen aus einem 300-Seelen Dorf aus der Region Connemara, in dem nicht so viel los ist. Man entscheidet sich entweder für Sport oder Musik, die Wahl der Drei fiel auf letzteres.  „Die Iren versuchen ihre Persönlichkeit in die Musik und den Tanz zu legen. Es ist nicht nur die Musik, die gehört wird, es ist die Seele der Menschen“, ergänzt Séamus. Doch was bedeutet den jungen Männern die Musik und die Chance, damit durch ganz Deutschland zu touren? „Die Musik bedeutet uns eine ganze Menge. Besonders jetzt, da wir ständig Musik machen. Wir sind jetzt in der Position, dass Musik unsere Arbeit ist und wir lieben es. Nicht viele Menschen dürfen das, das macht uns sehr glücklich“, sagt der Flötenspieler Conall Flaherty. Umso mehr freut es die Musiker, dass die traditionelle irische Musik wieder populärer geworden ist. „Es war nicht immer so. Jetzt ist die Musik auch bei jungen Leuten wieder bekannt und das ist wichtig, um die Tradition zu bewahren. Irische Musik ist wieder cool!“, weiß Ciarán Bolger.

Selfie der Band auf der Bühne

Vierfache Stepptanzeinlage beim großen Finale


Doch was sollte man unbedingt sehen, wenn man tatsächlich nach Irland reist? Ciarán ist sich sicher: „Ich denke, die meisten Menschen kommen als Touristen nach Irland und verbringen einige Zeit in Dublin, das ist die Hauptstadt. Es ist schön da und man kann tolle Dinge erleben. Aber wir kommen von der Westküste Irlands, von Galway. Also sagen wir allen, sie sollen zur Westküste fahren. Es gibt dort den „Wild Atlantic Way“, eine Route, die von Norden Irlands bis in den Süden führt, immer an der Westküste entlang. Wenn man diesen Weg nimmt, kann man wunderschöne Städte und Dörfer sehen, die bei Touristen nicht so bekannt sind.“

Auf Tournee bleibt leider nicht so viel Zeit, die deutschen Städte genauer zu erforschen, manchmal gibt es aber ein paar Stunden, dann brechen die Jungs mal zu einem Stadtbummel auf. Ciarán: „Es kommt immer darauf an, wie viel Zeit wir haben. Heute konnten wir nichts von Schlitz sehen. Wir hatten eine lange Fahrt, um hierher zu kommen. Es waren 300 Kilometer heute, da hatten wir leider nicht so viel Zeit, wie wir es uns gewünscht hätten.“ Und das, wo es in der Region so gutes Bier gibt, dass die Jungs an die irischen Pubs erinnern könnte. „Vielleicht probieren wir es morgen beim Frühstück“, scherzt Conall.

Bald ist die Tournee zu Ende. Insgesamt 35 Auftritte hat die Gruppen dann absolviert, keinen Tag ohne Pause. Die Antwort auf die Frage, was sie als erstes tun, wenn sie wieder zuhause sind, kommt einstimmig: Schlafen! „Ich werde erstmal zwei oder drei Tage durchschlafen“, freut sich Séamus - und Ciarán ist glücklich, wenn er wieder in seinem eigenen Bett schlafen kann. Momentan reisen die Bands tagsüber, abends folgen der Auftritt und anschließend die Nacht im Hotel, das Ganze jeden Tag aufs Neue. Conall erklärt: „Es ist nicht so hart, wie es sich anhört.“ „Wir machen das, was wir lieben. Wir spielen unsere Songs und tanzen.“ Und bei einem sind sich die drei einig: „Zu reisen und Musik zu machen ist etwas sehr Besonderes.“ Demnächst veröffentlichen die drei ihr Album, was bei Online-Diensten wie iTunes oder Spotify erworben werden kann.

Die Musik des Irish Spring Festivals schaffte es durchweg, die Zuschauer in die irische Welt der Feen und Elfen zu entführen. Schnelle und eindringliche Rhythmen und die Harmonie einfacher, aber typisch irischer Instrumente zauberten das ein oder andere Lächeln auf die Gesichter der Anwesenden. Das Festival verspricht talentierte Musikerinnen und Musiker sowie lebensfrohe Musik fürs Herz, bei welcher keiner nur ruhig auf seinem Stuhl sitzen kann. Die Klänge entführten wohl den ein oder anderen in die weite, grüne irische Landschaft und so ist nicht weiter verwunderlich, wenn der ein oder andere Urlaub nach Irland geplant wird. So bleibt nur noch zu hoffen, dass das Festival auch im nächsten Jahr wieder in der Gegend Halt macht oder die Gruppen möglicherweise beim nächsten Heimat- und Trachtenfest zu Gast sind, um ihre Musik und ihre Tänze erneut zu präsentieren. (Franziska Schaub) +++


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