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In fast allen deutschen Studentenstädten wurden am 10. Mai 1933 Bücher verbrannt. - Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

FULDA "Verboten und verbrannt"

85. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis: Lesung im Kulturkeller

09.05.18 - „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“, hatte Heinrich Heine (1797-1856) geschrieben, und seine Schriften gehörten am 10. Mai 1933 zu den ersten, die bei einer von der deutschen Studentenschaft reichsweit organisierten Bücherverbrennung in die Flammen flogen. Nur wenige Wochen nach seiner Machtergreifung zeigte das Nazi-Regime, wohin der Weg führen sollte, und das Pathos des Ungeistes gegen „schändliche, unerwünschte und undeutsche“ Autoren klingt uns aus Wochenschauaufnahmen noch in den Ohren: „Wir übergeben der Flamme die Schriften von Heinrich Heine …“ - Eine vom Bündnis „Fulda stellt sich quer“ und dem Antiquariat Ulenspiegel initiierte Lesung erinnerte am Dienstagabend im Kulturkeller an diese dunkle Stunde der deutschen Geschichte.

Gruppenbild mit allen Vorlesenden sowie Moderator (oder Erzähler?) Manfred Borg ...Fotos: Martin Engel

Im gut besuchten Saal freute sich Martin Uebelacker vom Bündnis, dass trotz des sommerlichen Wetters so viele gekommen waren, und er dankte der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, der attac, dem Kulturzentrum Kreuz, pax christi und dem Deutschen Gewerkschaftsbund für deren Unterstützung bei der Organisation des Abends, der den Auftakt einer regelmäßigen Reihe mit dem Titel "Verboten und verbrannt" bilden soll.

Manfred Borg vom Ulenspiegel ist naturgemäß in der Literatur bewandert, leitete den Abend mit einem Erlebnisbericht von Erich Kästner über den 10. Mai 1933 in Berlin ein und gab einen Überblick über die Geschehnisse von damals. Kenntnisreich führte er von Textbeitrag zu Textbeitrag. Insgesamt zehn Fuldaer Persönlichkeiten hatten sich von den 131 Schriftstellern, die damals verboten wurden, nach eigenem Gusto Auszüge herausgesucht und lasen diese mit Disziplin und Engagement vor.

Das Duo "Gadzo Swing"

Martin Uebelacker vom Bündnis "Fulda stellt sich quer" begrüßte das Publikum. ...

Führte kenntnisreich durch den Abend: Manfred Borg.

Im Einzelnen waren zu hören: Martin Uebelacker (mit einem Text von Oskar Maria Graf), Silvia Brünnel (Nelly Sachs), Alja Epp-Naliweiko (Joseph Roth), Andreas Wahler (Bert Brecht), Barbara Weiler (Erich Kästner), Elena Varntoumian (Berta von Suttner), Collet Wanjugu (Joachim Ringelnatz), Eva-Naria Scholl-Utz (Irmgard Keun), Linde Weiland (Jakob Wassermann) sowie Dr. Michael Imhof (Lion Feuchtwanger). Für den musikalischen Rahmen sorgte das Fuldaer Duo "Gadzo Swing". Das Publikum lauschte andächtig und geizte nicht mit Applaus.

Der Kulturkeller in Fulda war trotz sommerlicher Temperaturen gut besucht. ...

Silvia Brünnel las Nelly Sachs.

Alja Epp-Naliweiko las Joseph Roth.

Propagandaminister Joseph Goebbels zelebrierte am 10. Mai 1933 übrigens höchstpersönlich vor 40.000 Menschen auf dem Opernplatz in Berlin die „Säuberung“ der deutschen Literatur. In der Folgezeit wurden rund 12.400 Titel aus Bibliotheken und Buchhandlungen entfernt, die deutsche Literatur versank in Provinzialismus und gedieh nur im Exil weiter. Der Historiker Friedemann Bedürftig stellt fest, dass die Bevölkerung damals die Bücherverbrennung meist nur als „studentischen Bierulk betrachtete - die Tragweite erkannten nur wenige“. (Matthias Witzel) +++


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