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GROßENLÜDER "Dem Rotwild Ruhe gönnen"

Mitgliederversammlung der Rotwildhegegemeinschaft Gieseler Forst

15.05.18 - Schwarzwild in Zeiten der drohenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) scharf bejagen, dem sensiblen Rotwild aber nur alle erdenkliche Ruhe gönnen: Verglichen mit den Aufgaben, der sich die Rotwildhegegemeinschaft Gieseler Forst konfrontiert sieht, scheint die Quadratur des Kreises eine simple Aufgabe darzustellen. Dies wurde einmal mehr bei der jüngsten Mitgliederversammlung im Gasthof Klein-Heilig-Kreuz deutlich.

Mit einer auf wenige Monate beschränkten Intervallbejagung (Hauptjagdzeit November und Dezember) versuche das Forstamt Fulda dem Ruhebedürfnis des Rotwildes entgegenzukommen. Einem Antrag des ehemaligen Rotwild-Sachverständigen Heribert Kempf (Flieden), bei Abschusserfüllung ab dem 31. Dezember eines jeden Jahres grundsätzlich auf Bewegungsjagden zu verzichten, stehe die Forstverwaltung wohlwollend gegenüber, allein durch einen Erlass des Chefs der Hessischen Forstverwaltung, Carsten Wilke, sei Kempf’s Antrag aber überflüssig.

Unstrittig zwischen der Forstpartie auf der einen Seite und der privaten Jägerschaft auf der anderen sei die Tatsache, dass sich die Zahl des Rotwildes in den vergangenen zehn Jahren signifikant erhöht habe, vermutlich sogar verdoppelt. Das verursache Probleme, denn Hirsch und Co. hielten sich überwiegend im Wald auf und ernährten sich störungsbedingt auch oft von diesem, bevorzugt an jungen Fichten schälten sie die Rinde ab. Stichproben hätten ergeben, dass rund 3,2 Prozent der nachwachsenden Fichten vom Rotwild geschädigt würden. Dies bezeichnete der Rotwildsachverständige und Fuldaer Forstamtsleiter David Nöllenheidt als “total unbefriedigend” und forderte: “Eine erhebliche Reduktion des Bestandes ist zwingend notwendig”.

Gehe man von einer Zahl von 400 weiblichen Tieren aus, die in dem knapp 30.000 Hektar großen Areal zwischen Michelsrombach und Flieden-Magdlos sowie Hosenfeld und Eichenzell lebten, dann reproduzierten die “Kahlwild” genannten Individuen 270 Kälber. Um den Gesamtbestand um rund 80 Tiere zu reduzieren, wurde als Abschussplan vorgegeben, in dem laufenden Jagdjahr 350 Tiere zu schießen - mit der Option, diese Zahl um 30 Prozent überschreiten zu können. Dafür stimmten die beiden Forstamtsleiter von Fulda und Burghaun, während die private Jägerschaft fast komplett den von Norbert Koch vorgeschlagenen Wert von 230 zu schießenden Tieren (mit der Option plus 30 Prozent) favorisierte. Da aber die Stimmenanteile nicht an Personen- sondern an Hektarzahlen ausgerichtet sind, kam Nöllenheidts Vorschlag mit 10800 zu 8400 Hektar durch.

Der alte und neue Vorsitzende der Rotwildhegegemeinschaft, Dr. Rudolf Leinweber, gab zu Bedenken dass die private Jägerschaft vermutlich 50 erbeutete Kreaturen nicht der Unteren Jagdbehörde mitgeteilt habe. Er forderte in diesem Zusammenhang, man solle ehrlicher miteinander umgehen. Und der ehemalige Kreisjagdberater Hans-Kurt Köhler schrieb als ehemaliger Forstbeamter seinen Nachfolgern ins Stammbuch: “Bewegungsjagden, elf hat das Forstamt Fulda in diesem Jahr geplant, sind nicht das Mittel, um die Sozialstrukturen beim Rotwild zu verbessern.” Derweil wünschte sich der Leiter der Unteren Jagdbehörde beim Landkreis Fulda, Michael Wehner, das Verhältnis zwischen Forst und privater Jägerschaft möge sich doch verbessern. “Das kürzlich vorgestellte Lebensraumgutachten stellt eine gute Basis dafür dar”, so Wehner.

“Arg schlechte Augen” warf der Vorsitzende der Rotwildhegegemeinschaft Hoher Vogelsberg, Rüdiger Krato, im Hinblick auf die ausgestellten Hirschgeweihe so manchem Erleger vor. “Gerade Hessen Forst hat da eine Vorbildfunktion”, sagte Krato. Diese Kritik wies Fuldas Forstamtsleiter Nöllenheidt zurück, drei falsch geschossenen Hirschen im Forst stünden fünf bei den Privaten gegenüber. Norbert Koch von der privaten Jägerschaft warf Nöllenheidt, der Forstamtsleiter und Rotwildsachkundiger in Personalunion ist, wegen eben dieser Verquickung “Befangenheit” vor. Nöllenheidts Vorgesetzter, der Gebietsbeauftrage Mitte bei Hessen Forst, Rigobert Oberländer-Simanavicius, wies diese Kritik zurück und sagte: “Ich rücke vom Vorschlag Nöllenheidts keinen Jota zurück.”

Zum Auftakt der Mitgliederversammlung erklangen Jagdsignale, dargeboten vom Bläsercorps der Jäger- und Gebrauchshundevereinigung Rhön-Vogelsberg unter der Leitung von Bernhard Schütz. Bei den Neuwahlen wurde der Vorstand der Rotwildhegegemeinschaft Gieseler Forst zum Gros einstimmig im Amt bestätigt:

1. Vorsitzender: Dr. Rudolf Leinweber, 2. Vorsitzender: Sebastian Keidel, Vertreter der privaten Jägerschaft: Konrad Ruppel, Heinz Janka (für Norbert Koch), Vertreter der staatlichen Verwaltungsjagd: David Nöllenheidt und Freiin Constanze von Tümmler, Vertreter der Jagdgenossenschaften: Winfried Mathes und Heiko Fillauer (pm) +++


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